„Qualität vor Quantität”
© medianet/Katharina Schiffl
MARKETING & MEDIA Redaktion 06.12.2019

„Qualität vor Quantität”

Für Klaus Rottenschlager ist Wertigkeit ein zentrales Prinzip der PR; mit medianet spricht er über Trends der Branche und seine fehlende Angst vor der Krise.

••• Von Sascha Harold

WIEN. Gelassen blickt Klaus Rottenschlager, Geschäftsführer und Creative Director bei Rottenschlager PR Consulting, in die Zukunft.

Vor möglichen Konjunkturwarnungen, wie sie derzeit unter anderem in Deutschland zu vernehmen sind, fürchtet er sich nicht – im Gegenteil: „Wir hatten unsere besten Zeiten 2008, 2009 und 2010, wo jeder gesagt hat, dass man am besten gleich zusperren soll”, führt Rotten­schlager aus.

Stichwort Kundenbeziehung

Gerade in Krisenzeiten, so der Agenturgründer weiter, brauche der Konsument Information, und für Unternehmen sei PR eben immer noch eine günstige Option, um die notwendigen Botschaften zu verbreiten.

Doch auch ohne Krise werde es in Zukunft notwendig sein, Dinge zu hinterfragen und sich grundsätzliche Gedanken über das eigene Geschäft zu machen, meint Rottenschlager und ergänzt weiter: „Wenn der Zenit überschritten und der Konsument gesättigt ist, wird der Inhalt, das gesprochene und geschriebene Wort wieder mehr wert.”
Diese Konzentration auf das Wort soll künftig noch stärker in den Fokus von Rottenschlager PR Consulting rücken. Storytelling als Selbstzweck wird vermieden, Klasse statt Masse steht auf der Agenda für die Zukunft. Dazu will der Geschäftsführer auch im Arbeitsablauf der Agentur – etwa bei der Ideenfindung – einiges anders machen. „Ich will bewusst weg davon, in internen Besprechungen das Handy am Tisch liegen zu haben. Wir wollen neue, spannende Ideen in einer belastbaren Beziehung mit dem Kunden entwickeln – anstatt mittelmäßige Ideen, die keinen interessieren”, führt Rottenschlager aus.
Gerade in der Kundenbeziehung braucht es oft mehr Mut und Ehrlichkeit.

Kritisch nachfragen hilft

„Wir reden alle von Storytelling und niemand traut sich, den Kunden zu fragen, wo die Story ist, ob wirklich etwas dahintersteckt”, so Rottenschlager.

Erst durch mitunter auch kritisches Nachfragen gelangt man an den Punkt, an dem die Geschichte zutagetritt, die es sich zu erzählen lohnt. Für die Verbreitung dieser Geschichte muss anschließend die passende Form gewählt werden. Gerade dort will Rottenschlager wieder vermehrt auf Analoges setzen: „Ich möchte künftig wieder mehr Wert auf das gesprochene Wort – ob in Videos oder Audiofiles – legen, weil es wesentlich mehr Kraft und Wert hat.” Das Prinzip der Wertigkeit verfolgt die Agentur auch in der täglichen Arbeit mit ihren Kunden. Qualität vor Quantität ist das Motto, nach dem die Kommunikation gestaltet wird. Für den Quellenhof Leutasch etwa kommen auch hochwertige Print-Produkte zum Einsatz.

Einsatz von Influencern?

Im Kanalmix ist in den letzten Jahren vor allem dem Thema Influencer in Sozialen Medien große Beachtung zugekommen. Hohe Reichweiten und authentische Botschaften wurden versprochen – die Rechnung ist bisher nur teilweise aufgegangen. Rottenschlager sieht das Thema differenziert: „Für mich ist jeder, der in einer vernünftigen Art und Weise arbeitet – auch einmal etwas kritisch hinterfragt –, ein Influencer. Es gibt immer mehr, die das professionell machen und damit beispielsweise 70.000 Leute erreichen, das darf man nicht unterschätzen.”

Auf der anderen Seite, so Rottenschlager, schätze er auch klassischen Printjournalismus, die freie Meinung und den Wortwitz, der in vielen guten Medien nach wie vor herrsche. Als Agentur sei man hier in der Pflicht: „Ich sehe die Agenturen hier in der Verantwortung, guten Content zu liefern – nicht bloß Marketing.”

Fokus auf die Zukunft

Rottenschlager PR Consulting hat in den letzten Jahren bewusst nicht auf Wachstum gesetzt; das heurige Jahr wird ein qualitativ gutes und umsatzmäßig gleich bleiben. Derzeit arbeitet die Agentur an einigen größeren Aufträgen, die dann etwas für das nächste Jahr werden könnten. „Ich gehe das sehr langsam und bedacht an”, führt Rottenschlager aus. In der Agentur legt der Geschäftsführer Wert auf eine gute Verteilung der Aufgaben; jeder im Team solle seine Stärken ausspielen können.

Thema Virtual Reality

Auf die gesamte Branche bezogen, sieht Rottenschlager in der Zukunft unter anderem das Thema Virtual Reality auf dem Vormarsch. „Das dreidimensionale Sehen durch die Brille war erst der Anfang, das Thema wird nicht sterben. Gerade für Produktpräsentationen und den Transport von Emotionen eignet sich das wahnsinnig gut. Bei einer Präsentation für Atomic haben wir das heuer schon ausprobiert”, meint Rottenschlager. Auch das Thema Social Media werde weiter relevant bleiben, auch wenn es bei Facebook und Instagram mittlerweile zu gewissen Reifungsprozessen gekommen ist und weiterhin kommen wird. „Man lernt jetzt nach mehr als zehn Jahren Erfahrung, dass nicht mehr alles gepostet und kommentiert werden muss. Digital first wird zwar weiterhin bleiben – aber eben nicht ausschließlich”, erläutert Rottenschlager.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL