Reporter ohne Grenzen fordert die Freilassung eines russischen Journalisten
© APA/Georg Hochmuth
ROG-Präsidentin Rubina Möhring
MARKETING & MEDIA Redaktion 11.06.2019

Reporter ohne Grenzen fordert die Freilassung eines russischen Journalisten

102.000 Unterschriften zählte die Online-Petition, die Iwan Golunows Freilassung fordert, am Sonntagnachmittag bereits.

WIEN. Der bekannte russische Investigativjournalist Iwan Golunow wurde am Donnerstag, den 6.6.2019, von russischen Behörden inhaftiert und des Drogenbesitzes und -handels bezichtigt. Hinter den Vorwürfen wird politische Motivation vermutet, auch Reporter ohne Grenzen Österreich fordert die Freilassung des regierungskritischen Journalisten.

Erstmals in ihrer Geschichte titelten drei russische Zeitungen „Wir sind Iwan Golunow“ auf ihren Coverseiten. Die Welle der Solidarität, die Golunow binnen kürzester Zeit ereilt, macht deutlich, wie angesehen der Journalist in der russischen Zivil- und Mediengesellschaft ist und wie überzeugt diese von seiner Unschuld sind.

„Das sind die üblichen Methoden, um professionell investigative Journalisten mundtot zu machen“, äußert sich ROG-Präsidentin Rubina Möhring zu den Geschehnissen. Zuerst würden bei diesen Drogen versteckt, dann plötzlich gefunden und schon seien die betroffenen Kollegen angeblich in der Drogenszene tätig. In einem der mächtigsten und größten Länder der Welt müssen Journalisten die Möglichkeit haben, auch das Handeln der Machthaber zu hinterfragen. „Solidarität mit Golunow ist wichtig als Zeichen eines starken Widerstandes und lauten Protestes gegen ungerechtfertigte Strafmaßnahmen“, so Rubina Möhring.

Der 36-jährige Golunow ist bekannt für seine regierungskritischen Recherchen, zuletzt war er für das Online-Portal „Meduza“ tätig. Er setzte sich mit Themen wie Korruption, zuletzt mit dem rasant anwachsenden Vermögen des Moskauer Vizebürgermeisters und den dubiosen Machenschaften des russischen Bestattungswesens auseinander. Nach Golunows Festnahme am Donnerstag wurde er am Samstagabend zu Hausarrest verurteilt, wird Golunow verurteilt, so drohen im zehn Jahre Haft.

Ungereimtheiten bei Festnahme
Drei Gramm der Droge Mephedron und mehr als fünf Gramm Kokain wurden laut offiziellen Angaben in einem Rucksack Golunows gefunden. Fragwürdig ist dieser Vorwurf ob der Tatsache, dass untergeschobener Drogenbesitz von russischen Behörden gerne als Grund für eine Verhaftung genutzt wurde. Zudem geben die Vorgänge rund um Golunows Festnahme Anlass, die Vorwürfe zu hinterfragen. So musste der Journalist im Polizeiauto warten, während Beamte seine Wohnung und seine Habseligkeiten durchsuchten. Nach zweitägiger Gefangenschaft wurden von Notärzten eine Gehirnerschütterung, Rippenbrüche und mehrere blaue Flecken und Hämatome an Golunow festgestellt. Der Vorwurf der Folter durch Polizeibeamte wird von seinen Anwälten untersucht.

Zeichen für regierungskritischen Journalismus
Russische Medienmacher sehen in den Vorfällen eine klare Drohung an den unabhängigen Journalismus Russlands. Am Beispiel Golunows soll erneut statuiert werden, dass regierungskritische Recherchen und Veröffentlichungen unerwünscht sind und hart sanktioniert werden. (red)

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