Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
DENKEN HILFT. Leise Orgelmusik, gedämpftes Licht und eine noch gedämpftere Stimmung herrschten gestern bei der Aufbahrung der verstorbenen Formel1-Legende Niki Lauda im Stephansdom.
Menschen passieren schweigend und in geordneter Reihe den Sarg. Doch dann gibt es auch die anderen: Sie treten aus der Schlange heraus, drehen sich um und machen Selfies mit dem Sarg des Verstorbenen im Hintergrund.
Bilder, die man sich nie wieder ansieht
Wir stellen uns jetzt einmal folgende Situation vor: Oma Erne wird zu ihrer letzten Ruhestätte gefahren, der Sarg ist schon in der Erde, da treten die Enkel vor das Loch, drehen sich um und machen noch ein Selfie mit der Oma in der Holzkiste. Undenkbar, oder?
Bei Niki Lauda oder in anderen vergleichbaren Situationen scheinen sich die Menschen nichts dabei zu denken.
Und das ist noch nicht alles – es geht noch schlimmer, etwa wenn sich junge Menschen, die sich der historischen Dimension des Ortes, an dem sie gerade sind, nicht bewusst sind und etwa Selfies mit dem Eingang des KZ Dachau machen – und dabei womöglich noch blöd grinsen oder Grimassen schneiden; wie man das bei den Selfies halt so macht. Und das Dümmste an der ganzen Sache: Keiner von denen, der da jeweils die Grenzen der guten Sitten und des Anstands mit seinem Verhalten deutlich überschreitet, wird sich diese dämlichen Bilder je wieder ansehen!
Die veröffentlichte Wahrheit
Und jetzt kurz noch zu einem anderen Thema, der causa prima der Republik.
Wie es scheint, regen sich immer weniger Menschen über den Inhalt und das Gesagte im berühmten Ibiza-Video auf, sondern darüber, wie dieses Video entstanden ist. Mitverantwortlich für diesen Spin sind auch die heimischen Medien, die diesen Aspekt viel lieber in den Vordergrund stellen (Geheimdienste, etc.) als den skandalösen Inhalt selbst.