Stabilität und Chancen in Krisenzeiten sehen
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MARKETING & MEDIA Redaktion 17.04.2020

Stabilität und Chancen in Krisenzeiten sehen

Von neuen Inhalten und altbewährten Strategien: Printmedien in Österreich blicken auf 2019 und präsentieren aktuelle Erkenntnisse.

Die Kronen Zeitung führt die Liste der leserstärksten Tageszeitungen in Österreich an – im Jahr 2019 wurde sie pro Ausgabe von durchschnittlich rund 2,04 Mio. Österreichern gelesen. Auf Platz zwei folgte die Gratis-Zeitung Heute mit einer Leserschaft von durchschnittlich 913.000 Personen. Trotz dieser positiven Zahlen haben viele Zeitungen in den letzten Jahren einen Rückgang der Printleser verbuchen müssen. Die österreichische Wochenzeitung Falter konnte jedoch im vergangen Jahr ihre Reichweite steigern.

Rückblick auf 2019

„Nicht zuletzt, da wir als einziges österreichisches Medium maßgeblich an der Aufdeckung des ‚Ibiza-Skandals' beteiligt waren, hat sich die Reichweite des Falter österreichweit von 2,6 Prozent auf 2,9 Prozent erhöht, ein Plus von 22.000 Lesern”, sagt Siegmar Schlager, Geschäftsführer des Falter. „Wir haben mit dem Falter in Wien das profil und News an Reichweite überholt, ebenso österreichweit bei den Lesern mit Hochschul- und Universitätsabschluss”, so Schlager. Für die Tageszeitung Die Krone hingegen unterscheidet sich das Jahr 2019 nicht wesentlich von den Jahren davor. „Aber es liegt eine eher positive Tendenz vor – siehe Entwicklung LAE und stabile Werte in der Media-Analyse”, sagt Monika Fuhrheer, Geschäftsführerin der MediaPrint.

Auch die Regionalmedien Austria (RMA) blicken positiv auf das Jahr 2019 zurück. Wie andere Mediengattungen stellt die momentane Krise auch die Printmedien vor Chancen und Herausforderungen. So auch den Falter. „Krisenzeiten sind für Medien, welcher Gattung auch immer, natürlich ‚positive' Zeiten. So steigt doch das Bedürfnis nach seriöser Information und Einschätzung der Lage ungemein. Es bietet auch unserem Verlag die Möglichkeit, viele neue Leser des Falter bzw. User von falter.at neu zu gewinnen”, sagt Schlager.

Neue Inhalte geschaffen

Viele Fake News rund um Covid-19 kursieren derzeit im Internet. „Wir hingegen versorgen unsere Leser durch unsere Printprodukte, ePaper und unsere Digitalangebote unaufgeregt mit verlässlichen und überprüften Informationen. Unsere Produkte werden mehr denn je nachgefragt. Vor allem die digitalen Medien erleben aktuell einen Höhenflug. Die digitalen Reichweiten verdoppeln sich und schlagen sich ebenso in den Downloadraten bei den ePaper nieder”, sagt Fuhrheer.

„Wir haben in kürzester Zeit mit viel Gespür für die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zahlreiche Ideen geboren und Initiativen und Produkte gestartet”, so Georg Doppelhofer und Gerhard Fontan, beide im RMA-Vorstand. Der Falter hat ebenfalls kurz nach dem Lockdown für seine Leser neue Inhalte geschaffen. „Wir haben innerhalb von wenigen Tagen als erstes die ‚Falter-Onlineshop-Fibel' gelauncht, in der man inzwischen über 3.200 österreichische Onlineshops aus allen Bereichen finden kann. So konnten und können wir hoffentlich vielen lokalen Händlern und Herstellern helfen. Wir haben unseren „Wien, wie es isst”-Channel sehr rasch auf Restaurants und Lokale umgestellt, von denen man sich Essen liefern lassen kann und wir haben unseren Event-Channel sowie unseren Kino-Channel auf Online-Angebote umgestellt”, sagt Schlager. Aber nicht nur das Angebot der heimischen Medien hat sich verändert, sondern auch die Arbeitsweise ihrer Mitarbeiter.

Bereits etwas gelernt

„Seit Beginn der Covid-19-Krise arbeiten fast 90 Prozent unserer Mitarbeiter hauptsächlich aus dem Homeoffice. Wir haben gemerkt, dass die ständige Anwesenheit unserer Mitarbeiter, wie es in der Vergangenheit üblich war, keine Bedingung für das Erscheinen einer Zeitung ist. Verstärkter Einsatz von Homeoffice ist für uns auch in Zukunft sicher eine Option. Ein weiteres Learning ist, dass man den Trend der Großraumbüros hinterfragen muss”, sagt Fuhrheer.

Auch der Falter kann aus der Krise bereits erste Learnings ziehen: „Die Bundesregierung bestraft uns, offenbar wegen unserer kritischen Berichterstattung in der Vergangenheit. Tageszeitungen, insbesondere Gratiszeitungen, bekommen Millionen an ‚Corona'-Medien-Förderung, Wochenzeitungen wie das profil oder der Falter werden mit Peanuts abgespeist und auch das erst nach massiver Intervention bei den Regierungsparteien. Und während in den letzten drei Wochen alle Tageszeitungen mit bis zu teilweise drei Inserate-Seiten pro Ausgabe bedacht wurden, war es bei uns eine Seite im gesamten Zeitraum”, sagt Schlager.
Welche Strategien nach der Pandemie von den Printmedien letztendlich angewendet werden, wird sich zeigen. Ob Medienförderug, Homeoffice oder Content – von der aktuellen Situation nehmen heimische Zeitungen bereits jetzt viel mit. (nri)

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