••• Von Dinko Fejzuli und Sascha Harold
Ein Paukenschlag in der heimischen Agenturszene: Die Wiener Kommunikationsagentur The Skills Group, die seit knapp 40 Jahren am österreichischen Markt aktiv ist, hat seit Mittwoch dieser Woche einen neuen Eigentümer und wird Teil des europäischen Kommunikations- bzw. Beratungsunternehmens „Team Farner” mit Sitz in der Schweiz.
Die bisherigen Skills-Gesellschafter Jürgen Gangoly, Stefan Sengl, Jörg Wollmann und Helmut Stögerer beteiligen sich im Gegenzug an der Farner International AG und werden Partner in der Agenturengruppe. The Skills Group und ihre Tochtergesellschaften datenwerk und All Channels Communication Austria folgen damit der österreichischen Marketinggruppe Kobza Media, die bereits im Herbst letzten Jahres Teil des Team Farner wurde.
„Bedeutender Schritt”
Jürgen Gangoly, bisher Managing Partner und Geschäftsführer The Skills Group und nun auch Partner „Team Farner”, berichtet exklusiv in medianet über den Verkauf von Skills an Team Farner.
„Der Zusammenschluss unserer Agenturen im ‚Team Farner' ist ein bedeutender Schritt in der langjährigen Erfolgsgeschichte von Skills”, so Gangoly. „Durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Spitzenagenturen und Management-Beratungen aus ganz Europa werden unsere Kunden und Mitarbeiter gleichermaßen profitieren. Wir freuen uns darauf, Aufbau und Wachstum des ‚Team Farner' künftig aktiv mitzugestalten.”
16 Agenturen in einem Jahr
Die Farner Consulting AG ist seit Jahrzehnten Marktführer unter den Kommunikationsagenturen der Schweiz. Seit 2021 baut sie gemeinsam mit dem auf europäische Buy-and-Build-Strategien spezialisierten Investmenthaus Waterland Private Equity eine neue Agenturengruppe auf. Ziel der kommenden Jahre ist der Aufbau einer führenden europäischen Unternehmensberatung für integrierte Kommunikation. Allein in den letzten zwölf Monaten wurden 16 Agenturen in der Gruppe zusammengeführt. WeitereZukäufe – auch in Österreich – werden vermutlich nicht lange auf sich warten lassen.
Europäische Emanzipation
„Aufgrund der aktuellen geopolitisichen Veränderungen in der Welt braucht Europa eine Emanzipation von China, Russland, den USA und anderen. Fast alle großen Kommunikations- und Managementberatungsnetzwerke gehören amerikanischen Unternehmen. Das ist in der klassischen PR genauso wie in der Marketingwelt. Unsere Vision ist es, eine partnergeführte Großagentur aufzubauen, die alles, was dieser Kontinent braucht, abwickeln kann und in europäischem Eigentum ist”, erläutert Jürgen Gangoly die Hintergründe des Expansionskurses des Team Farner. Roman Geiser, Executive Chairman von Farner, über die Gründe für die neueste Übernahme am Agenturenmarkt: „The Skills Group ist seit Jahrzehnten ein Fixstern in der österreichischen PR- und Kommunikationsbranche – international anerkannt, wirtschaftlich erfolgreich und mit umfassender Erfahrung in der Beratung von Großunternehmen, öffentlichen Einrichtungen, Institutionen, Start-ups und NGOs.” Und weiter: „Die Entwicklung und Umsetzung komplexer Kommunikationsprojekte geht bei Skills seit jeher einher mit sozialer Verantwortung, Innovationen, Krisenkommunikations-, Digital- und Marketing-Know-how. Das passt hervorragend zum Team Farner, wo wir erfolgreiche partnergeführte Kommunikationsberatungen zusammenführen.”
Die diversen österreichischen Agenturen im Team Farner sollen weiterhin als eigenständige Unternehmen bestehen bleiben und ihre jeweiligen Spezialisierungen behalten.
Breites Leistungsspektrum
Kunden erhalten durch den Eigentümerwechsel Zugang zu mehr Expertise und einem großen, europaweit vernetzten Team. Mit Stand Ende Februar beschäftigt das Team Farner bereits über 600 Mitarbeiter an 23 Standorten in fünf Ländern. „Das breite Leistungsportfolio, das von Behavioral Science, über Video bis zu klassischer Kommunikations- und Managementberatung geht, wird von unseren Kunden sehr positiv gesehen”, fasst Gangoly zusammen.
Und welche Veränderungen ergeben sich aus dem Eigentümerwechsel für ihn als bisherigen Miteigentümer von Skills? „Ich persönlich bleibe mit Herz und Seele ein Kommunikations- und Strategieberater, der direkt mit Kunden arbeitet. Es war bei Skills schon bisher so, dass alle Partner nicht nur die Agentur gemanagt, sondern persönlich Kunden betreut haben. Zusätzlich sind im Team Farner alle Partner eingeladen, die Gruppe aktiv mitzugestalten. Ein konkretes Beispiel dafür ist, dass ich auf europäischer Ebene den Aufbau der unternehmensinternen Aus- und Fortbildungseinrichtung ‚Farner Academy' übernehmen werde.”
Partner bleiben erhalten
Die Entscheidung, künftig Teil des Team Farner zu sein, ist unter den Partnern bei Skills einstimmig gefallen. „Das war keine Entscheidung, die über Nacht gefallen ist. Wir haben das intensiv diskutiert und genau analysiert, und alle Partner haben gesagt, dass das ein tolles Projekt für unsere Kunden und uns ist, bei dem sie dabei sein wollen”, erzählt Gangoly. Sein Geschäftsführer-Kollege Jörg Wollmann ergänzt: „Unsere Gruppe ist in den letzten Jahren sowohl organisch, durch Zukauf und durch Gründung eines Joint Ventures kontinuierlich gewachsen. Durch den Zusammenschluss mit Team Farner ergeben sich für unsere Unternehmen neue und grenzüberschreitende Möglichkeiten.” Das gesamte Partner-Team beteiligt sich folgerichtig auch im Team Farner und wird dort Partner.
Dass Kunden auf das neue Angebot ansprechen werden, davon ist die neue Gruppe überzeugt. „Kunden hatten bisher die Entscheidung, eine lokale, eigentümergeführte Agentur oder eine internationale, häufig anonyme Netzwerkagentur zu beauftragen. Wir haben jetzt beides: eine lokale Agentur, mit Menschen, die den Markt kennen und die gleichzeitig international auf Top-Niveau arbeiten”, so Gangoly. Einerseits sollen Kunden also bei Bedarf Zugriff auf internationale Expertise und das breite Angebotsspektrum der Gruppe haben, gleichzeitig sollen der Agenturalltag und die Kundenbetreuung aber wie bisher vor allem über die lokale Geschäftsführung passieren. Man will also versuchen, das Beste aus beiden Welten anzubieten.
„Not another network”
Eine wesentliche Unterscheidung zu den großen internationalen Netzwerkagenturen ist neben der europäischen Eigentümerschaft auch die Struktur. Die Partneragenturen bleiben bestehen, sind aber als Miteigentümer der Farner International AG an Bord. „Ich wollte nie in ‚just another network' sein. Das hat mich nie interessiert, weil ich das Gezerre kenne, wenn unterschiedliche Unternehmen mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen in einer Gruppe zusammengefasst werden. Dann gibt es ständig Diskussionen, und in Wirklichkeit produziert man Overhead, den am Ende der Kunde bezahlen muss. Das ist bei uns nicht der Fall, wir arbeiten im Team Farner in einem gemeinsamen Unternehmen.”
Das Team Farner will mit seinem Anspruch, eine der führenden Agenturgruppen aufzubauen, nicht nur für potenzielle Kunden attraktiv sein, sondern auch im umkämpften Markt um die Talente in der Kommunikationsbranche. „Wir haben nicht nur für Kunden, sondern auch für potenzielle Mitarbeiter das beste Angebot”, erläutert Gangoly. Das breite Aufgabenspektrum, die Möglichkeit internationaler Karrierepfade und die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, unter anderem mit der angesprochenen Farner Academy, sollen hier einen Anreiz schaffen. Darüber hinaus wird es in der Unternehmensgruppe Synergieeffekte durch die gemeinsamen Personalmanagements, in der Beschaffung oder der Organisation von externen Dienstleistern geben.
Der Spirit verbindet
Im Verhältnis zwischen The Skills Group und dem bisher zweiten österreichischen Teil des Team Farner, der Kobza Media Group, wird sich wenig ändern. „Die Kunden und Spezialisierungen von Skills und Kobza sind recht unterschiedlich. Es gibt aktuell wenige Überschneidungen, aber gute inhaltliche Ergänzungen, von denen unsere Kunden, wenn gewünscht, profitieren können”, führt Gangoly aus.
Die Wurzeln von Farner liegen in der Schweiz. 1951 wurde die Agentur dort gegründet und zählt seit Jahrzehnten zu den Marktführern im Kommunikationsbereich. Gangoly sieht einige Parallelen zwischen Farner und Skills: „Auch wenn Farner in der Schweiz natürlich eine deutlich größere Agentur ist als wir in Österreich, haben wir eine ähnliche Geschichte und viele Gemeinsamkeiten. Wir arbeiten bereits seit Jahren erfolgreich zusammen und halten als partnergeführte Agenturen Qualität und Innovation in der Kommunikationsbranche hoch. Dieser Spirit verbindet uns auch mit den anderen Agenturen im Team Farner.”
Die Entwicklungen in der internationalen Kommunikationsbranche legen einen Zusammenschluss, wie er derzeit durch die Expansion der Farner International AG passiert, nahe. Disziplinen lassen sich nicht mehr so einfach trennen wie früher und machen breite Expertise notwendig. Wachstum ist aber kein Selbstzweck, hält Gangoly abschließend fest: „Größe alleine ist natürlich kein Wert für sich, aber sie hilft bei der Umsetzung komplexer Aufgaben. Ich kenne wenige Kunden, die zu Agenturen gehen, weil sie groß sind. Was zählt, ist immer Qualität, Kreativität, Reputation und die Vertrauenswürdigkeit.”