Vereinfachter und schneller Austausch
© APA-Fotoservice/Roßboth
Alexander Falchetto (APA-IT), Hermann Arnold (Haufe-umantis AG), Harald Gerl (IBM Österreich), Jakob Paul Weinknecht (Navax Unternehmensgruppe), ­Friedrich Glock (TU Wien), Pamela Posch (Dimension Data Austria GmbH), Marcus Veit (FehrAdvice & Partners AG) und Thomas Stern (Moderation, Braintrust).
MARKETING & MEDIA 10.06.2015

Vereinfachter und schneller Austausch

Tagung „Digital Business Trends” war das Thema der Podiumsdiskussion in Wien. Man sprach über Softwaresysteme, welche der Kommunikation in Unternehmen dienen sollen und Arbeitsabläufe vereinfachen können.

Wien. Neue Softwaresysteme sollen die Kommunikation im Unternehmen vereinfachen, den Wissensaustausch forcieren und Arbeitsabläufe beschleunigen. Die Nutzung von privaten Anwendungen boomt – und damit geraten Betriebe in Zugzwang. Eine Podiumsdiskussion im Rahmen der Plattform „Digital Business Trends” (DBT) in Wien zeigte, dass bisher kein Patentrezept vorhanden ist.

„Derzeit wird versucht, den Nutzen, den man im persönlichen Umfeld erlebt, auch ins Unternehmen zu transportieren. Nur funktioniert das häufig nicht, viele Initiativen scheitern”, erklärte Hermann Arnold, Gründer und Verwaltungsratspräsident der Haufe-umantis AG, einem Anbieter von Talent-Management-Lösungen.

Update für Unternehmen

„Was wir brauchen, ist ein Update für das Unternehmens-Betriebssystem. Privat läuft alles auf Android und Co., in der Firma auf MS-DOS”, so Arnold. Finden jüngere Generationen nicht die Tools vor, die sie benötige, so würden private verwendet werden.
Und auch wenn entsprechende Systeme für die Zusammenarbeit im Einsatz seien, würden verhaltensökonomische Experimente zeigen, dass die Bereitschaft zur Kooperation mit der Zeit abnimmt, sagte Marcus Veit, Managing Partner beim Beratungsunternehmen FehrAdvice & Partners: „Das bricht zusammen.” Grund dafür seien Menschen, die sich nicht den sozial erwünschten Normen entsprechend verhalten – sogenannte Free-Rider. Soziale Feedback-Mechanismen könnten allerdings für Verhaltensänderungen sorgen. „Wenn das nicht funktioniert, muss es Konsequenzen geben”, so Veit.
„Die Werkzeuge werden zu dem Zweck ausgewählt und zu dem Zeitpunkt eingesetzt, wann es für den Mitarbeiter gerade Sinn macht. Diese Freiheit muss das Unternehmen einräumen, und das wird dann auch geschätzt”, erklärte Harald Gerl von IBM Österreich.
Wichtig sei, die Personen und ihr Wissen in den Vordergrund zu stellen und nicht die von ihnen produzierten und geteilten Dokumente. Dabei helfe auch Motivation durch ein „digitales Schulterklopfen”.

Den Nutzen kommunizieren

„Einer der Gründe für das Scheitern von Social-Collaboration-Projekten ist, dass die Implementierung vielfach als reines IT-Projekt definiert wird. Aber auch organisatorische und kulturelle Aspekte spielen eine maßgebliche Rolle”, erklärte Pamela Posch vom IT-Dienstleister Dimension Data ­Austria.
Wichtig sei, die Mitarbeiter von Anfang an mit an Bord zu holen und den Nutzen klar zu kommunizieren. Außerdem müsse die Plattform immer weiterentwickelt, aktualisiert und vorangetrieben werden. Veraltete Dokumente könnten beispielsweise zu Enttäuschungen und zu einem Versickern des Engagements führen. „Außerdem hilft es, Vorbilder bzw. Ambassadeure zu haben”, so Posch. Wenn auch das Management über das jeweilige Collaboration-Tool kommuniziere, erhöhe das die Glaubwürdigkeit, stimmte Jakob Paul Weinknecht vom IT-Lösungsanbieter Navax zu: „Und dort läuft es dann auch besser.” Man könnte zudem ein „Schwarzes Brett” für alle möglichen Belange zur Verfügung stellen, um die Mitarbeiter an ein entsprechendes System heranzuführen. Es gebe durchaus Personen, die mit solchen Werkzeugen nicht so gut vertraut seien; die müsse man „abholen”, um eine Abwehrhaltung zu vermeiden.
„Mit Social Collaboration fährt man vielleicht nicht exakt dorthin, wo man als Management hin will. Darum gibt es oft Vorbehalte. Aber man kommt schneller hin”, ergänzte Alexander Falchetto, Geschäftsführer der APA-IT.

Keine verbindlichen Regeln

Generell sei der Umgang mit solchen Tools sehr unterschiedlich; wie bei E-Mails gebe es oft keine verbindlichen Regeln: „Manche antworten in der Nacht oder im Urlaub, andere finden, es reicht eine Reaktion innerhalb von ein paar Tagen”, so der Manager. Notwendig bei der Einführung von Collaboration-Tools seien die Unterstützung durch das Management und Kulturveränderungen im Unternehmen. Auch die Zusammenarbeit im Bereich Katastrophenschutz könnte von neuen Technologien profitieren, so Friedrich Glock von der Technischen Universität (TU) Wien. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Roten Kreuz und der Freiwilligen Feuerwehr habe man ein IT-System entwickelt, über das ehrenamtliche Helfer im Notfall informiert werden und dann entscheiden können, in welcher Rolle sie die Organisation unterstützen wollen. Eine Hilfe für das Einsatzmanagement sei auch, wenn in ­einer nicht überschaubaren Situ­ation beispielsweise nur übermittelt werde, ob eine Tankstelle offen sei und noch über Treibstoff ver­füge.(red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL