••• Von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer
Jürgen Bauer ist seit Ende Juni 2025 Obmann des Fachverbandes Werbung und Marktkommunikation in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Vor Kurzem haben er uns sein Team sich zur Strategie-Klausur zusammengefunden, um gemeinsame Schwerpunkte für die kommenden Monate und Jahre zu besprechen. medianet bat ihn dazu um ein paar Antworten.
medianet: Herr Bauer, kürzlich fand die Strategie-Klausur Ihrer Sparte des Fachverbands Werbung und Marktkommunikation statt. Welche zentralen Ergebnisse oder Erkenntnisse nehmen Sie daraus mit?
Jürgen Bauer: Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist sicher, dass wir alle gemeinsam etwas tun wollen und das auch über jegliche Parteigrenzen und Landesgrenzen hinweg. So eine Dynamik und einen starken Willen etwas umsetzen zu wollen, habe ich schon lange nicht mehr gespürt.
medianet: Bei der Klausur wurden gemeinsame Schwerpunkte definiert – welche Themen sollen nun als Erstes umgesetzt werden?
Bauer: Die ersten Punkt sind eine deutlich verbesserte Zusammenarbeit der Fachgruppen in den Ländern. Dazu will der Fachverband einen Informationshub schaffen wo alle Bundesländer zugreifen können, um so auch Synergien zu schaffen. Als weiteren Punkt haben wir ausgemacht, dass wir für die drängendsten Themen in der Branche gemeinsame Argumentationen schaffen, um auch hier eine für alle Bundesländer gleiche Linie zu haben. Wir haben viele Themen erarbeitet und auch schon einen Fahrplan und eine Periodisierung durchgeführt. Darunter sind Themen wie Bildung, insbesondere die Attraktivierung der Lehre, aber auch gemeinsam organisierte Studienreisen oder eine gemeinsame Versicherung für alle in ganz Österreich.
medianet: Sie haben vor der Klausur von einem ‚breiten Spektrum‘ an Vorhaben gesprochen. Können Sie uns einen Überblick geben, welche Prioritäten Ihre Sparte der Fachverbands gesetzt hat?
Bauer: Wir starten bereits jetzt in den nächsten Wochen mit einem Kick-off wo wir die ‚einfachen‘ Dinge sofort angehen, wie zum Beispiel standardisierte Veranstaltungen oder den Informationshub für alle Fachgruppen. Einige Punkte sind aufwendiger beziehungsweise benötigen mehr Zeit, zum Beispiel die Studienreisen oder die Modernisierung des Bundeswerbepreises ‚Austriacus‘. Aber unser klares Ziel ist, für 2026 schon deutliche Veränderungen sichtbar zu machen.
medianet: Sie sprechen die gemeinsame Studienreise an: Was soll damit erreicht werden?
Bauer: Wir wollen für die Mitglieder in Österreich eine gemeinsame Studienreise pro Jahr schaffen. Denn ich glaube es ist wichtig, über den Tellerrand zu schauen und nicht immer nur im eigenen Wasser zu schwimmen. Unser Branche ist eine, die besonders stark gefordert ist und die sich laufend verändert – Stichwort Digitalisierung und KI. Das sind alles Themen die rasend schnell sind, und da gibt es weltweit wirklich tolle Konzepte, die man sich ansehen sollte. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass Wirtschaftsreisen, die von der Außenwirtschaft konzipiert wurden, ein wirklicher Benefit sind. Sie sind unglaublich umfassend und bringen einem persönlich und beruflich wirklich viel.
medianet: Und wie könnte so eine Studienreise konkret aussehen?
Bauer: Wir werden fünf solcher Reisen planen und dann unseren Mitgliedern in ganz Österreich anbieten. Mit einer kurzen Abstimmung in den Bundesländern werden wir die erste Reise dann auch bereits 2026 umsetzen. Wo die hingeht, ist nicht offen.
medianet: Sie haben auch eine gemeinsame Versicherungslösung für Mitglieder diskutiert – soll die nach Vorbild der Wiener Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation umgesetzt werden? Oder gibt es Änderungen?
Bauer: Es gibt in einigen Bundesländern bereits Versicherungslösungen, ich selbst hab die Versicherung der Fachgruppe Wien damals verhandelt und aktualisiert. Ich kenne zwar nicht alle Versicherungen der Bundesländer, aber die in Wien kenne ich sehr gut – und die macht wirklich Sinn. Ziel einer gemeinsamen Versicherung wäre, dass es eine perfekte Versicherung gibt, mit unschlagbaren Konditionen, weil wir es zentral verhandeln und dann für alle Mitglieder in ganz Österreich zugänglich machen würden. Denn aktuell kann man beispielsweise als Tiroler nicht die Wiener Versicherung nutzen und umgekehrt. Das ist, für so ein kleines Land wie Österreich, eigentlich nicht notwendig.
medianet: Was sind hier die nächsten Schritte?
Bauer: Wir werden nun in den Bundesländern evaluieren was gebraucht und gewollt ist und dann einen gemeinsamen Forderungskatalog erstellen. Dieser soll anschließend in ein Versicherungsprodukt gegossen werden. Aus Wien weiß ich, dass dies sicher kein schneller und einfacher Prozess wird, aber wir haben dafür ja auch knapp fünf Jahre Zeit.
medianet: Ein weiterer Punkt war ein Fahrplan zur Finanzierung des Fachverbands. Wie soll dieser umgesetzt werden, und welche Ziele verfolgen Sie damit?
Bauer: Wir sind einer der größten Fachverbände in Österreich, aber das spiegelt sich nicht in unserem Budget wider. Wenn der Fachverband eine führende Position als Serviceeinrichtung für die Bundesländer sein und auch Aufgaben übernehmen soll, dann muss man ihn auch finanziell so ausstatten. Um das zu bewerkstelligen haben wir einen Fahrplan zur finanziellen Aufwertung des Fachverbands bis 2030 erstellt und diesen einstimmig beschlossen. Das ist insofern wichtig, weil es ein klares Bekenntnis aller Fraktionen und aller Bundesländer zum Fachverband ist. Ich glaube auch, dass aufgrund vieler Neuzugänge die Dynamik eine ganz neue war und eben auch dadurch die Notwendigkeit eines starken Fachverbands durchwegs von allen gesehen wurde.
medianet: Im Bereich Rechtliches gab es offenbar ebenfalls konkrete Maßnahmen – wo sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf für die Branche?
Bauer: Hier haben wir uns auf eine gemeinsame Argumentation aller Fachgruppen geeinigt. Das heißt konkret, wir werden in der WK Österreich mit unseren Experten zu den jeweiligen Themen Papers erstellen die wir dann an alle Fachgruppen aussenden, damit die Mitglieder über die aktuellen rechtlichen Fragen informiert werden – gezielt aufbereitet für die Werbebranche und auch so formuliert, das man es als Nicht-Jurist versteht und etwas damit anfangen kann. Die aktuellsten Themen sind da sicherlich Urheberrecht, Künstliche Intelligenz und Ausschreibungen.
medianet: Frage zum Schluss: Wie unterscheidet sich für Sie die Arbeit als Obmann des bundesweiten Fachverbands von der Arbeit als Fachgruppen-Obmann?
Bauer: Im Grunde ist es sehr ähnlich, denn es ist Arbeit für die Branche. Natürlich ist der Fachverband viel stärker österreichweit tätig, was auch mit einer deutlich stärkeren Reisetätigkeit verbunden ist. Ich war zwar auch als Fachgruppen-Obmann in Wien viel unterwegs, aber das war eben innerhalb der Stadt. Nun ist der Besuch eines Landespreises oder einer Fachgruppentagung kein kurzer Zwischenstopp mehr, sondern ein Tagesausflug. Das ist zwar anstrengend, aber ich bin der Meinung, dass ich, um österreichweit arbeiten zu können, die Unterschiede der einzelnen Bundesländer selbst sehen und spüren muss. Außerdem ist es auch ein Zeichen der Wertschätzung, wenn der Fachverband-Obmann auch in weiter entfernte Bundesländer kommt und dort die Leistungen der Branche persönlich sieht.
