„Will den Verband wieder mehr zusammenbringen“
© Martina Berger
Jürgen Bauer
MARKETING & MEDIA Redaktion 11.07.2025

„Will den Verband wieder mehr zusammenbringen“

Jürgen Bauer, neuer Obmann des WKO-Fachverbands Werbung und Marktkommunikation, im Antrittsinterview.

Wird ein Kapi­tel ge­schlossen, öffnet sich ein anderes. Zumindest was Jürgen Bauers Geschichte betrifft, hat das Sprichwort durchaus Berechtigung. Nach der Wirtschaftskammer-Wahl im vergangenen Frühling kündigte der bis dahin amtierende Obmann (Wirtschaftsbund) der Wiener Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation seinen Rückzug aus der Fachgruppe an und machte damit Platz für neue Impulse. „Ich wollte nie ein Sesselkleber sein“, meinte Bauer damals.

Nun folgte auf seinen Rückzug allerdings der Wechsel ins sprichwörtlich nächste Kapitel – und zwar auf Bundesebene: Seit 24. Juni ist Jürgen Bauer neuer Obmann des WKO-Fachverbands Werbung und Markt­kommunikation, einstimmig gewählt vom Fachverbandsausschuss.  „Das Schöne ist, dass mich über sämtliche Fraktionen hinweg, aus allen Bundesländern, Fachgruppen-Vertreter kontaktiert haben und mich gebeten haben, mich nicht zurückzuziehen, und diese Funktion als Fachverbandsobmann zu übernehmen“, sagt Bauer im Rückblick. Das überfraktionelle Arbeiten sei seit jeher Bauers Anliegen, dass es nun in seiner Wahl zum Fachverbandsobmann mündete, ein verbindendes Zeichen.
„Verband Präsenz geben“

Gemeinsam mit seinem Verbandsvorstand, bestehend aus Andreas Kirnberger, Andrea Pavlovec-Meixner und Volkmar Fussi, hat Jürgen Bauer nun viel vor. „Mir ist es wichtig den Verband über die Bundesländergrenzen wieder mehr zusammen zu bringen und mehr Präsenz zu geben – so wie er es verdient hat“, so Bauer. „Er soll als Vereinigung wahrgenommen werden, der österreichweit die Interessen seiner Mitglieder vertritt.“

Und auch hier setzt Bauer mit seinem Vorstand auf interfraktionelles Arbeiten: „Wir sind ein Team und arbeiten kollektiv an den Herausforderungen der Branche, unabhängig davon, welcher Fraktion jeder und jede Einzelne zugehörig ist.“

Relevante Services anbieten
Zu den Challenges der Branche zählen weiterhin die volatile Wirtschaftslage und damit einhergehende Unsicherheiten Wirtschaftstreibender, Einflüsse durch EU-Regularien und die weltpolitische Lage, sowie immer noch der Einsatz von KI, wie Bauer betont: „Künstliche Intelligenz beschäftigt die Branche schon lange, weil die meisten Trends als erstes Einzug in die Werbebranche halten, aber aufgrund der rasanten Entwicklungen wird KI sie auch weiterhin fordern. Ebenso wie die schlechte wirtschaftliche Stimmung, aber auch regulatorische Anforderungen vonseiten der EU in Sachen Nachhaltigkeit oder Datenschutz.“ Seine Aufgabe als Obmann sei es nun Services anzubieten, die für die Branche österreichweit Relevanz haben und den WKO-Mitgliedern Unterstützung anzubieten, um regionale Herausforderungen zu meistern. Denn ein Tiroler Werbeunternehmen kämpfe mitunter mit gänzlich anderen Problemen als ein Wiener Unternehmen, wie Bauer meint.

„Da möchte ich mir jetzt im ersten Schritt einen Überblick über die jeweiligen Situationen in den Bundesländern verschaffen“, so der Neo-Fachverbandsobmann. Geplant sei eine Tour durch Österreich, um sich vor Ort mit den Mitgliedern auszutauschen.

Workshops für Mitglieder
„Das Spannende wird sein, herauszufiltern, was alle vereint und entsprechend Projekte anzubieten“, meint Bauer. „Denn das ist die Aufgabe des Verbands: Er ist Service- und Lobbying-Einrichtung, und wenn es dringende Themen gibt, muss der Verband diese Themen vorwärtsbringen und Support zur Verfügung stellen.“

Einige dieser Maßnahmen sind auch schon fixiert. „Ich habe in Wien ganz eng mit den Verbänden zusammen gearbeitet und dasselbe habe ich jetzt mit dem Verband österreichweit vor“, so Bauer. „Gemeinsam mit dem DMVÖ (Dialog Marketing Verband Österreich, Anm.) bieten wir daher im Herbst einen KI-Workshop an.“ Und gemeinsam mit dem global agierenden AdTech-Unternehmen Aleph soll ein Seminar zum Thema Snapchat, Spotify und Microsoft Ads stattfinden.

„Die Workshops bieten wir kostenlos in allen Bundesländern an und warten ab, wie sie angenommen werden“, so Bauer. Welche konkreten Maßnahmen und Angebote dann im Detail noch umgesetzt werden, soll bei der Strategieklausur des Verbands im Herbst erarbeitet werden. „Was mir allerdings noch am Herzen liegt, ist die Gratis-Versicherung, die ich bereits in Wien umgesetzt habe. Dafür, könnte ich mir vorstellen, besteht unter Umständen auch auf Bundesebene Bedarf.“

Weiterbildung wichtig
Ein weiteres Thema, das, so Bauer, zumindest in Wien Relevanz hat: „In der Bundeshauptstadt besteht ein absoluter Lehrstellenmangel. Ob das österreichweit auch so ist, muss ich mir noch anschauen, aber ich denke, generell ist die Lehrlingsausbildung und Weiterbildung im Allgemeinen wichtig und man hat hier Handlungsbedarf.“ Auch das Thema rund um die Green Claim Directive der EU stellt die Branche österreichweit vor Herausforderungen.  „Speziell hier haben wir in Wien ein White Paper erarbeitet und Seminare angeboten, das ist auch etwas, das sicherlich österreichweit von Bedeutung ist.“

„Keine One-Man-Show“
Um seine Vorhaben umzusetzen, benötigt Bauer eine Mehrheit im Fachverbandsausschuss. Aber, so Bauer: „Das ist nie eine One-Man-Show. Das ist mir klar – und mir war als Fachgruppenobmann bereits wichtig, alle Fraktionen und Stimmen in ein Boot zu holen. So werde ich das auch weiterhin handhaben.“

Die Dimensionen seien natürlich andere, schließlich hat der Verband insgesamt rund 36.000 Mitglieder, in Wien sind es 13.000. „Aber das wird das Reizvolle sein: Es gibt ja immer etwas, das alle verbindet und das gilt es zu finden“, so Bauer abschließend.

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