„Wir haben etliche neue Eisen im Feuer”
© MediaPrint
Christoph Niemöller.
MARKETING & MEDIA Redaktion 27.11.2020

„Wir haben etliche neue Eisen im Feuer”

MediaPrint-Geschäftsführer Christoph Niemöller erläutert die Strategie, die hinter den heuer gestarteten Beteiligungsprojekten steht.

••• Von Britta Biron

Dass Herr und Frau Österreicher seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder vermehrt zu den klassischen Tageszeitungen greifen, sei zwar erfreulich, aber kein Indiz dafür, dass sich die Mediennutzung nachhaltig zu ihren Gunsten verschiebt.

„Der Rückgang der Printauf­lagen und der damit verbundenen Werbeeinnahmen ist nicht aufzuhalten”, sagt MediaPrint-Geschäftsführer Christoph Niemöller. „Um diesem Trend entgegenzuwirken und das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen, arbeiten wir schon seit geraumer Zeit an der Strategie 2025. Im Fokus stehen verschiedene Maßnahmen zur Optimierung und Effizienzsteigerung des Kerngeschäfts sowohl im Print als auch Online sowie die Entwicklung von Neugeschäft durch Beteiligungen.”

Von Online-Portalen …

Rund um den zweiten Punkt ist heuer eine Reihe von Projekten gestartet. Im Februar wurde mit der deutschen Barlag werbe- & messeagentur das Joint Venture austria messeagentur gegründet und die Portale Bazar und ­Immmo übernommen.

Im Mai ist die MediaPrint mit einer Minderheitsbeteiligung von 8,33% beim Linzer Start-up 7lytix, das Predictive Analytics für Handel und Industrie entwickelt, eingestiegen, im Juli folgte dann eine 20%ige Beteiligung an der Spur Online GmbH und der Launch von zweispurig.at, einer B2B-Onlineplattform für Autohändler. Durch die Beteiligung an hpc Dual Österreich (25,01%) ist die MediaPrint im Oktober in das Geschäft der dualen Briefzustellung mit dem BriefButler eingestiegen.
Das jüngste Kapitel in Sachen neue Geschäftsfelder ist das mit wenzel logistics gegründete Start-up call a Box, das ein Self Storage-System via App gelauncht hat.
„Wir haben keine starren Vorgaben für unsere Beteiligungen definiert, sondern nur eine einfache Regel festgelegt: Das Engagement muss zu den Kernkompetenzen der MediaPrint passen, also mit Vermarktung, Content, Marktplätzen, Logistik oder Druck zu tun haben. Da gibt es sowohl im Analogen als auch Digitalen verschiedene Möglichkeiten”, erklärt Niemöller die Auswahlkriterien. „Nachdem für jedes Unternehmen Werbung und Marketing Haupttreiber für Bekanntheit und Erfolg sind und wir mit Kronen Zeitung und Kurier zwei der analog und digital reichweitenstärksten Medien Österreichs haben, ist die MediaPrint der ideale Partner für jede gute Geschäftsidee.”

… über Logistik bis zu …

Insofern sei es auch nicht entscheidend, ob das New Business einen Sektor mit viel Mitbewerb betrifft, wie etwa Karriere- und Recruiting-Events oder Onlineplattformen für Autos und Immobilien.

Dass mit Herr Alfons praktisch zeitgleich ein ähnliches Selfstorage-Konzept wie call a Box gestartet ist, macht Niemöller auch keine Sorgen: „Das wird eine sehr spannende Challenge, aber ich bin überzeugt, dass call a Box sowohl wegen der günstigeren Preise als auch unserer besseren Vermarktungsmöglichkeiten schlussendlich erfolgreicher sein wird.”
Pragmatisch sieht er, dass das erste 360°-Karriere- und Recruiting-Event der austria messeagentur von November 2020 auf vorerst April 2021 verschoben werden musste und das Messebusiness bis auf Weiteres ausfällt. „Grundsätzlich glauben wir an dieses Geschäftsmodell, aber es ist auch klar, dass es nicht in die Corona-Zeit passt. Aber die MediaPrint ist stark genug, um eine gewisse Durststrecke bei einer der Beteiligungen, noch dazu einer, wo bisher erst wenig Geld investiert wurde, zu verkraften.”

… KI & Machine Learning

Hohe Erwartungen hat der MediaPrint-Geschäftsführer vor allem an hpc Dual und den BriefButler, das derzeit größte Beteiligungs-Projekt: „Der Briefmarkt in Österreich ist groß, und der Anteil der digitalen Zu­stellung, die schneller, kostengünstiger und darüber hinaus umweltfreundlicher ist, steigt. Der BriefButler, der physische und digitale Zustellung verbindet, bringt alles mit, was für den Erfolg notwendig ist. Daneben bietet uns die Beteiligung an hpc dual auch die Möglichkeit, unseren bestehenden Logistikapparat durch zusätzliches Geschäft besser auszulasten.”

Dass laut einer von EY-Parthenon im Sommer veröffentlichten Studie deutsche Verlagshäuser ihre M&A-Aktivitäten heuer erstmals seit zehn Jahren reduziert haben, sieht der MediaPrint-Chef nicht als Anzeichen dafür, dass sich Diversifikation dort als nicht so erfolgreich wie erhofft herausgestellt hat.
„Man muss in gewissen Zeitabständen immer hinterfragen, ob die verschiedenen Geschäftsbereiche noch richtig sind, ob es zielführend ist, weiter daran festzuhalten oder ob der eine oder andere Sektor doch zu viele Kapazitäten bindet, ohne einen entsprechenden Ertrag zu bringen. Solche Überprüfungen werden wir natürlich auch machen und vielleicht werden wir das eine oder andere Engagement, das wir heuer eingegangen sind, in ein paar Jahren hinterfragen müssen, dann werden wir aber wieder neue Dinge wagen”, erläutert Niemöller.
Bisher haben sich er und seine Kollegen in der Gechäftsführung um die Identifikation möglicher M&A-Kandidaten zusätzlich neben ihren anderen Aufgaben gekümmert. „Um hier künftig noch professioneller und effizienter zu agieren, werden wir aber eine eigene M&A-Abteilung einrichten. Allein die genaue Überprüfung neuer Geschäftsmodelle ist sehr zeitaufwendig.”

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