„Wir wollen in Europa Nummer eins werden“
© Katharina Schiffl
Elisabeth Frank
MARKETING & MEDIA Redaktion 24.10.2025

„Wir wollen in Europa Nummer eins werden“

Elisabeth Frank, ab 2026 Managing Director Austria der RTL AdAlliance, zu den Plänen des Vermarkters.

Vergangene Woche präsentierte die RTL-Gruppe in Österreich ihr Programm für die kommende TV-Saison. medianet bat Elisabeth Frank, die ab Jänner 2026 neue Managing Director Austria der RTL AdAlliance wird, um ein paar Antworten.

medianet: Frau Frank, Sie treten mit 1. Jänner 2026 die Nachfolge von Walter Zinggl an, der noch ein Jahr beratend tätig sein wird. Können Sie uns diese neue Struktur an der Spitze bitte kurz umreißen?
Elisabeth Frank: Ich freue mich wirklich sehr, und es ist eine großartige Ehre, dass ich Walter nachfolgen darf. Wir kennen uns seit 30 Jahren, haben uns in unterschiedlichen Konstellationen immer wieder getroffen, und die letzten zwei Jahre auch sehr eng miteinander gearbeitet. Für mich persönlich ist der Schritt zur Managing Director in Österreich eine stimmige und spannende Weiterentwicklung. Ich bezeichne mich als leidenschaftliche General Management Gestalterin und freue mich darauf mit meinem Team die RTL AdAlliance neu zu denken und gemeinsam mitgestalten zu können.
Walter bleibt noch bis Ende 2026 beratend an unserer Seite. Und ‚uns‘ heißt in diesem Fall: Claudia Ostermann-Schabata, die als VP & Deputy Managing Director mit mir die Geschäftsführung übernimmt, sowie Oliver Vesper als International Managing Director. Claudia und ich haben eine neue Struktur geschaffen, welche auf der bestehenden sehr guten Unternehmenskultur aufbaut, die wir gerade mit den Teams organisatorisch umsetzen. Wir werden die Organisation künftig noch stärker an den Markt anpassen beziehungsweise innovative neue Lösungen für die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden anbieten.

medianet: Zeitgleich haben sie die Transformation zur RTL AdAlliance vollzogen. Was bedeutet das für die Kunden?
Frank: Schon vor zwei Jahren – das war mein Antritt und meine Vision – haben wir begonnen, unseren Marktzugang auf Multi-Plattform oder Multi-Channel auszurichten. In unserem Fall sprechen wir von ‚Total Video‘, das heißt, wir stellen das Inventar, das wir im Bewegtbildbereich haben, aus einer Hand zur Verfügung – unabhängig von der Marke. Ziel ist es, bis 2028 europäischer Marktführer im ‚Total Video‘-Bereich zu werden. Es geht darum, die Bewegtbildtransformation gemeinsam mit unseren Partnern zu schaffen – mit Agenturen, und auch direkt mit unseren Kundinnen und Kunden. Für 2026 gehen wir den nächsten Schritt und bieten unser Angebot auch integriert an, das bedeutet national und international.

medianet: Europäischer Marktführer heißt Nummer eins in Europa?
Frank: Genau, am europäischen Total Video-Markt.

medianet: Und was bedeutet das speziell für Österreich?
Frank: Hier sind wir aktuell eine starke Nummer drei und möchten weiter wachsen, im Digitalbereich und insgesamt als Bewegtbildvermarkter. Wir konnten in den letzten zwei Monaten im linearen Bereich erstmals den ORF bei den Bruttospendings überholen, mit einem Marktanteil der RTL AdAlliance von knapp 19 Prozent. Mittelfristig verfolgen wir das Ziel Nummer zwei und langfristig Nummer eins zu werden. Mir ist es hier sehr wichtig zu betonen, dass wir unsere Geschäftspartnerinnen und -partner dabei unterstützen, Silos aufzulösen, um ihre relevanten Konsumentinnen und Konsumenten dort zu erreichen, wo sie auch wirklich präsent sind, nämlich vor dem Big Screen und den jeweiligen digitalen Welten, in welche wir auch wunderbar inkrementelle Reichweitensteigerungen anbieten können.

medianet: Sie treten gegen zwei große Konkurrenten an: den ORF als öffentlich-rechtlichen Anbieter und die ProSieben-Gruppe als privaten Mitbewerber. Haben Sie beiden gegenüber die gleiche Strategie?
Frank: Grundsätzlich ja, es geht um Bewegtbild. Aber die Schwerpunkte sind unterschiedlich.  Unsere Strategie richtet sich nicht primär nach einzelnen Mitbewerbern, sondern an den Anforderungen des Marktes und den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden aus. Wir verfolgen einen klaren ‚Total Video‘-Ansatz, der Reichweite, Qualität und Datenkompetenz über alle Plattformen hinweg vereint – unabhängig davon, ob es sich um lineares TV, CTV und digitale Videoformate handelt. Natürlich unterscheiden sich ORF und ProSieben in ihrer Struktur und Ausrichtung: Der ORF als öffentlich-rechtlicher Anbieter punktet mit hoher Reichweite und einem starken Informationsauftrag, während die ProSieben-Gruppe als privater Player stark auf Entertainment und junge Zielgruppen setzt. Wir positionieren uns mit einem starken Investment, relevanten Content und einem flexiblen, technologiegetriebenen Portfolio in Richtung Konvergenz. Also einfach dort, wo die Seherinnen und Seher sind und zukünftig auch sein werden.

medianet: Welchen Vorteilen sehen Sie hier für die RTL AdAlliance?
Frank: Ein wesentlicher Vorteil ist unser internationales Netzwerk: Durch unsere Zugehörigkeit zu RTL AdAlliance und die laufende Erweiterung unseres internationalen Portfolios können wir auch nationalen Kunden die Möglichkeit bieten, ihr volles Potenzial über die Landesgrenzen hinaus auszuschöpfen. Gerade erst wurde die Allianz mit France TV verkündet. Gemeinsam mit M6 können wir nun den französischen TV-Markt aus einer Hand anbieten. Diese Kombination aus nationaler Stärke, internationaler Reichweite und technologischer Expertise macht uns einzigartig im österreichischen Markt. In Österreich sind wir dabei unser Inventar weiter auszubauen und neue Modelle zu integrieren. Unser DTV-Portfolio wird gerade mit Publishern wie Disney erweitert. Ziel ist, den Markt mit einfachen, umfassenden Lösungen zu bedienen. More is yet to come!

medianet: Ein starker Fokus scheint auf Streaming und RTL+ zu liegen.
Frank: Das stimmt. Die Nutzung verschiebt sich in diese Richtung, und wir decken das gesamte Spektrum ab: lineares Fernsehen, Streaming und digitale Videoangebote. Zusammen mit unseren Kollegen von RTL+ arbeiten wir auch daran, die Streamingplattform in Österreich zukünftig noch mehr zu stärken. Die Integration von RTL+ auf die Magenta Plattform war ein erster Schritt. Streaming wächst generell und 90 Prozent der Videonutzung in Österreich findet nach wie vor am großen Screen statt aber die 18–34-Jährigen nützen inzwischen durchschnittlich 1,5 Stunden Streaming täglich, während die 35+ Seherinnen und Seher weiterhin stark linear konsumieren. Das bedeutet für uns: Wir haben ein Angebot für alle.

medianet: Ein Unterschied zur ProSieben-Gruppe ist, dass Sie in Österreich keinen eigenen Content produzieren. Bleibt es dabei?
Frank: Wir haben in den letzten Jahren einiges ausprobiert. Aber unsere Stärke liegt ganz klar darin, nationale und internationale Brands mit Premium-Content zu verbinden, damit diese ihre europäischen Zielgruppen bestmöglich erreichen. Und genau das schaffen wir mit unserem Bewegtbild-Portfolio – sei es über lineares TV und unser Digital-Angebot, wie CTV, ­Addressable TV und Online Video.

medianet: Was sind die programmlichen Schwerpunkte, mit denen Sie in die kommenden Monate gehen?
Frank: Ganz klar ist Sport ein Wachstumstreiber. Über unser Portfolio – RTL, Nitro, RTL+, Sky Sport Austria, Canal+ Action, Sport1, Eurosport Digital 26 und weitere – erreichen wir mehr als 120 Millionen Bruttokontakte. Jede starke Sportlizenz, von NFL bis Champions League und UEFA-Bewerben, ist in unserem Portfolio. Sport bleibt ein wesentlicher Publikumsmagnet – und das sowohl im linearen als auch im Streaming Bereich. Darüber hinaus kommen weitere attraktive Formate, die wir bei unserem Screening vergangene Woche präsentiert haben.

medianet: Parallel dazu entwickeln Sie neue Werbeprodukte. Was tut sich im Bereich Addressable TV und Retail Media?
Frank: Parallel zur strategischen Ausrichtung auf ‚Total Video‘ entwickeln wir gezielt neue Werbeprodukte für den Markt – insbesondere im Bereich Addressable TV. Unser Ziel ist es, datengetriebene, effiziente und lokal relevante Kampagnenformate zu schaffen, die sowohl für große Marken als auch für den Mittelstand funktionieren. Im Bereich Addressable TV setzen wir auf die Lokalisierung internationaler Lösungen, den Ausbau unserer Programmatic-Strategie und die Integration von Smart Audiences, die dank First-Party-Daten besonders in HbbTV-starken Märkten wie Österreich sehr gut performen. Ein zentraler Baustein ist unsere Kooperation mit Adform, die eine übergreifende DSP-Lösung für ATV, CTV und Multiscreen-Video ermöglicht – damit schaffen wir ein konsistentes und messbares Total Video-Erlebnis. Für den KMU-Bereich haben wir zwei innovative Tools entwickelt: Ein Selbstbuchungstool für Re-Seller wie Digitalagenturen und regionale Medienpartner, sowie ein Händlermarketing-Tool für lokale Händler. Beide Lösungen ermöglichen eine einfache, präzise und transparente Umsetzung von TV-Kampagnen – automatisiert über Addressable TV und gezielt im linearen Fernsehen nach Postleitzahl und Zielgruppenmerkmalen. So machen wir hochwertige TV-Werbung auch für kleinere Budgets zugänglich und stärken die Sichtbarkeit des Mittelstands am Big Screen.

medianet: Auch Smart-TVs helfen, diese Entwicklung voranzutreiben, oder?
Frank: Genau. Durch das stetige Wachstum der an das Internet angeschlossenen TV-Geräte (HbbTV) ergeben sich auch für uns in der Vermarktung ganz neue Möglichkeiten. Für den Ausbau von Addressable TV-Produkten ist das eine sehr wesentliche Entwicklung. So können wir mittlerweile neben dem L-Shape Banner auch den Addressable TV-Spot anbieten. Er ersetzt gezielt einen klassischen Werbespot im linearen Werbeblock – allerdings nur bei Haushalten mit HbbTV-fähigen Geräten. So können Werbetreibende ihre Spots selektiv ausspielen, etwa nach Region oder Zielgruppenmerkmalen, und Streuverluste deutlich reduzieren. Gleichzeitig bleibt die hohe Wirkung des klassischen TV-Spots erhalten, da er im vertrauten Umfeld läuft und volle Aufmerksamkeit genießt. Aus planerischer Sicht ist das sinnvoll, weil man inkrementelle Reichweiten aufbauen kann und im ‚Total Video‘-Rating denkt – also kanalübergreifend statt in Silos.

medianet: Welche Argumente geben Sie Kunden, bei RTL AdAlliance zu buchen?
Frank: RTL AdAlliance bietet Kunden ein starkes Gesamtpaket: Reichweite und Vielfalt aus einer Hand – national wie international. Unsere Sender und Plattformen liefern hochwertige Inhalte und starke Reichweitenbringer, sei es durch Entertainment, Fiction oder Sport, der ein besonders großer Treiber ist.  Ein zentrales Argument ist unser One-Stop-Shop-Ansatz: Kunden können sehr unterschiedliche Zielgruppen über verschiedene Märkte hinweg ansprechen – mit nur einem Ansprechpartner. Das spart Zeit, erhöht die Effizienz und ermöglicht eine konsistente brand-safe Markenführung über Ländergrenzen hinweg. Diese Kombination aus lokaler Marktkenntnis, technologischer Expertise und internationaler Reichweite macht uns einzigartig im österreichischen Markt – kein anderer ‚Total Video‘-Anbieter kann diese Breite und Tiefe in dieser Form bieten.

medianet: Zuletzt überraschten Ihre Zahlen. Während viele über einen schwachen Sommer klagten, hatten Sie zwei sehr starke Monate. Woran lag das?
Frank: Wir sind einfach gut. Aber ‚Schmäh ohne‘ und im Ernst: Wir bewegen uns in einem sehr dynamischen und aktuell eher sinkenden Markt. Das betrifft uns alle. Aber wir können uns gesamt betrachtet, im Vergleich zu manchen Mitbewerbern, sehr gut positionieren. Wir verfolgen die Strategie von ‚Protect & Boost‘. Das bedeutet, die nach wir vor beispiellose Netto-Reichweite im linearen TV von 65 Prozent und mehr abzusichern und die ergänzende inkrementelle Reichweiten Steigerung der digital Kanäle zu optimieren und weiter auszubauen.  Im linearen Bereich gelang es uns, durch die Portfolio Erweiterung mit den Warner-Sendern wie TLC und Dmax, Reichweite auszubauen und ich bin stolz auf mein Team, dass wir im Digital-Bereich so stark wachsen. Hier gibt es auch bald gute News! Darüber hinaus schaffen wir stets neue Produkte (wie zum Beispiel unser bereits erwähntes SME-Business) und bieten neue AdTech Lösungen an. Das kompensiert den Rückgang im Linearen aktuell noch nicht, aber wir entwickeln viele neue Geschäftsmodelle in der Pipeline und nutzen unsere Flexibilität in Österreich und unser internationales Netzwerk. Also langweilig wird uns definitiv nicht!

medianet: Welche persönlichen Ziele setzen Sie sich für Ihr erstes Jahr als Managing Director in Österreich?
Frank: Mir geht es um Wachstum – mit den Menschen, in den Teams, mit den Kunden, mit der Organisation. Natürlich haben wir monetäre Ziele, die wir mit unserem Shareholder festlegen. Aber mir ist es auch wichtig, inhaltlich und persönlich zu wachsen, gemeinsam mit den Menschen. Ich komme aus der integrierten Mediaplanung und stehe für einen holistischen Blick auf ‚Total Video‘. Die Märkte werden komplexer, die Herausforderungen größer. Ich möchte meinen Beitrag leisten, dass wir in Österreich und Europa weiterhin die Medienvielfalt und die Demokratie für unsere Kinder und uns sichern. Und ich werde alles daran setzen, dass wir auch Spaß daran haben, gemeinsames zu entwickeln!

medianet: Frage zum Schluss: Bis wann will die RTL AdAlliance zur Nummer eins aufsteigen?
Frank: Europaweit ist 2028 unser Ziel. Wichtiger als reine Reichweite ist dabei die gesunde Monetarisierung. Und auch hier wieder: Wir befinden uns in einer sehr guten Ausgangsposition.

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