WIEN. Das Auto von Karl steht seit zwei Tagen in der Garage, weil er auf Kurzurlaub in Barcelona ist; Familie Maier ist die meiste Zeit öffentlich unterwegs, ihr Fahrzeug wurde sogar schon eine Woche nicht mehr bewegt, und Sigrid ist gestern mit ihrem Kleinwagen zwar zum Supermarkt einkaufen gefahren, die restliche Zeit steht das Fahrzeug aber auch nutzlos herum – bislang, denn in Zukunft (einige Initiativen gibt es auch jetzt schon) werden viele dieser Autos in der unbenutzten Zeit (und das sind statistisch gesehen 23 Stunden pro Tag) wohl vermietet werden. Gegen Gebühr und über die Plattformen etablierter Carsharing-Anbieter wie der BMW-Tochter DriveNow. Mini sieht in diesem Ansatz jedenfalls eine Marktlücke und überlegt laut Markenvorstand Peter Schwarzenbauer, im kommenden Jahr ein entsprechendes Pilotprojekt in den USA zu starten.
Opel war da schneller und hat mit CarUnity bereits seit einigen Monaten ein entsprechendes Sharing-Modell am Start. Interessenten können dort – frei nach dem Motto „wer teilt, fährt besser” – ihre Fahrzeuge (voll versichert, vermittelt werden auch Autos anderer Hersteller) anmelden, die Preise und den Kreis der möglichen Nutzer bestimmen sie selbst. „Mit CarUnity gehen wir einen neuen Weg. Als erster Automobilhersteller bieten wir Carsharing für alle. CarUnity ermöglicht überall in Deutschland individuelle Mobilität – jederzeit und flexibel”, erklärte Opel-Marketingchefin Tina Müller bei der Präsentation des Angebots Ende Juni.
Die Leih-Gesellschaft
Auch wenn viele Autobesitzer derzeit noch Bedenken haben, ihr Fahrzeug unbekannten Menschen zu überlassen, entspricht die Sharing-Economy dem Trend der Zeit. Längst werden Gartengeräte, Fahrräder und Campingausrüstung mit der Nachbarschaft oder der Webcommunity geteilt und weiterverborgt, das Auto wäre da nur ein weiterer Schritt – möglicherweise einer, der über kurz oder lang notwendig sein wird, um sich in der Stadt bei steigenden Parkgebühren und eingeschränkten Parkmöglichkeiten weiterhin ein Auto leisten zu können. (mk)