••• Von Michael Bär
STUTTGART. „Weltweit verursacht der Mensch zurzeit Emissionen von knapp 50 Mrd. Tonnen CO2 und anderen klimarelevanten Gasen. Dazu trägt der Verkehr weltweit etwa 13% bei. In der EU werden dem gesamten Transportsektor (einschließlich Schiff und Flugzeug) etwa 25% am Gesamtausstoß angelastet, wovon etwa 7% auf Nutzfahrzeuge einschließlich Vans entfallen”, heißt es im Daimler Nachhaltigkeitsbericht.
Fasst man die Emissionen aller Nutzfahrzeuge weltweit zusammen, dann tragen diese weniger als 1% an den anthropogen erzeugten CO2-Emissionen bei.
Da man aber davon ausgeht, dass in Zukunft der Straßengüterverkehr weiter an Bedeutung gewinnt und damit die CO2-Emissionen steigen, wird in einigen Ländern der CO2-Ausstoß von Lkw, Bussen und Vans inzwischen reguliert.
Problematische Emissionen
Aus einem aktuellen Bericht des Forschungsinstituts International Council on Clean Transportation (ICCT) geht hervor, dass die EU „gesetzlich verpflichtende CO2-Standards für schwere Nutzfahrzeuge beschließen und damit die Einführung neuer Technologien zur Effizienzsteigerung bei den Lkw vorantreiben” soll.
Schwere Nutzfahrzeuge seien für ein Drittel aller CO2-Emissionen verantwortlich, so die Forscher; im Gegensatz zum Pkw-Bereich steigen die Emissionen der schweren Nutzfahrzeuge weiterhin stark an.
Keine Freiwilligkeit
In den USA hingegen könnten die neuen gesetzlichen Grenzwerte zu einer Reduktion des Kraftstoffverbrauchs in den kommenden Jahren von 33% führen. Mit freiwilligen Verpflichtungen sei es auch in der EU nicht getan.
„Für eine deutliche Absenkung des Verbrauchs und der Emissionen von Lkw braucht es gesetzlich verbindliche Standards, so wie dies heute auch im Pkw-Bereich der Fall ist”, so ICCT-Europa-Geschäftsführer Peter Mock.
Zahlreiche Technologien für einen geringeren Verbrauch und geringere Abgase könnten dem ICCT zufolge auch in der EU eingesetzt werden. Denn der europäische Lkw-Markt werde von den fünf Herstellern Volkswagen, Volvo, Daimler, Paccar und Iveco dominiert, Volvo, Daimler und Paccar hätten auch in den USA hohe Marktanteile.
Lkw-Importeure sind dagegen
„Der Lkw-Verbrauch ist nachweislich und signifikant gesunken”, so der Sprecher der österreichischen Nutzfahrzeugimporteure, Franz Weinberger, als Reaktion auf die Studie von ICCT.
Moderne Lkw benötigen im Fernverkehr bei 40 Tonnen rund 28 Liter Diesel auf 100 km; um die Jahrtausendwende waren es noch 35 Liter. Der Lkw ist sauber wie nie.
„Historisch gesehen, haben wir heute die niedrigsten CO2- und Verbrauchswerte, die es je gab. Die Studie verzerrt die Realität”, kritisiert Weinberger. Derzeit werde auf EU-Ebene eine CO2-Klassifizierung erarbeitet.
„Aber wir benötigen keine zusätzliche Regulation des Gesetzgebers, denn der Markt übernimmt diese Aufgabe. Der Treibstoffverbrauch ist immerhin eines der wesentlichsten Kaufkriterien, rund ein Drittel der Gesamtkosten eines Lkw-Einsatzes machen die Treibstoffkosten aus. Der Kunde würde keinen Lkw kaufen, der zu viel verbraucht. Heute sind wir bei 1 Liter pro transportierter Tonne Nutzlast auf 100 km. Das ist ein Rekordwert und war nur durch entsprechende Anstrengungen seitens der Hersteller zu erreichen. Die Fortschritte sind jedenfalls beträchtlich”, so Weinberger abschließend.