Die deutschen Autobauer mussten im ersten Quartal dieses Jahres einen kräftigen Dämpfer hinnehmen: Mit einem Umsatzminus von zwei Prozent und einem Gewinneinbruch um ein Viertel entwickelten sich die drei deutschen Autokonzerne insgesamt deutlich schlechter als die Mehrheit ihrer Wettbewerber. Vor allem die japanischen Autobauer trumpfen derzeit auf: Sie konnten ihren Umsatz im Auftaktquartal um 17% erhöhen, der operative Gewinn stieg sogar um 87%, wie aus einer aktuellen Analyse des Beratungsunternehmens EY hervorgeht.
Günstiger Yen zahlt sich aus
Die japanischen Hersteller profitierten demnach vom Wertverfall des Yen, der japanische Produkte im Ausland billiger macht und zu Wechselkursgewinnen bei der Umrechnung von im Ausland erzielten Umsätzen und Gewinnen in die japanische Währung führt.
Beim Absatz stehen die deutschen Autobauer hingegen mit einem Wachstum um ein Prozent nicht deutlich schlechter da als ihre japanischen Wettbewerber (plus zwei Prozent). Die US-Autobauer verzeichneten hingegen einen Absatzrückgang um drei Prozent.
Auch bei der Gewinnmarge mussten die deutschen Autokonzerne ihren Spitzenplatz räumen: Nachdem im Vorjahr noch Mercedes-Benz das Margenranking anführte, war im ersten Quartal dieses Jahres der südkoreanische Autohersteller Kia mit einer Marge von 13,1% der profitabelste Autokonzern der Welt. Dahinter folgen BMW (11,1%) und Mercedes-Benz (10,8%).
Die stärksten Profitabilitätseinbußen verzeichnete Tesla: Die Marge des Elektroautoherstellers sank im Vergleich zu 2023 von 11,4 auf 5,5%, womit sich das Unternehmen aktuell im unteren Mittelfeld platzierte.
Verkäufe gehen zurück
„Die Autobranche gerät in Anbetracht der schwierigen Rahmenbedingungen unter Druck”, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Es werden einfach weniger Autos verkauft als vor der Pandemie.”
So wurden im ersten Quartal 2024 drei Mio. Pkw weniger verkauft als im ersten Quartal 2019. Und eine durchgreifende Erholung sei derzeit nicht absehbar, so Preiss: „Schwache Konjunktur, die geopolitischen Spannungen und auch Kriege sorgen für Verunsicherung. Hinzu kommt das Fragezeichen für die E-Mobilität: Sowohl in Europa als auch in den USA bleiben die Verkäufe von Elektroautos unter den Erwartungen.”
Margen unter Druck
Die Hersteller stehen vor schwierigen Entscheidungen, so Preiss: „Es ist die Frage, ob weiterhin viel Geld in die Entwicklung von E-Autos investiert wird oder ob parallel dazu auch neue Verbrenner-Modelle entwickelt werden sollen – was aber unterm Strich noch mehr kosten wird.”
Während die japanischen Autobauer dank des schwachen Yen fast durchweg ihre Gewinne und ihre Profitabilität erhöhen konnten, gelang dies nur den wenigsten nicht-japanischen Unternehmen. Die stärksten Gewinneinbußen verzeichneten Tesla (minus 56%) und Ford (minus 32%).
Die Gründe für die Gewinnrückgänge bei den nicht-japanischen Herstellern sind vielfältig: Einige Unternehmen nennen hohe Investitionen in Elektromobilität, Lieferprobleme bei Komponenten, Modellwechsel oder Rabattaktionen. „Das Rad läuft bei vielen Herstellern gerade nicht rund. Die Nachfrage erholt sich in wichtigen Märkten im Moment, allerdings wird der eingebremste Hochlauf der Elektromobilität die Branche mittelfristig erheblich belasten”, sagt Preiss.
Während die Top-Autokonzerne ihren Pkw-Absatz in Europa um drei Prozent erhöhen konnten und in den USA sogar um knapp sechs Prozent, verzeichneten sie in China ein Minus von zwei Prozent.
Schwierige Situation in China
„China ist für westliche Autokonzerne zunehmend ein schwieriger Markt”, beobachtet Preiss. „Einheimische Anbieter gewinnen Marktanteile, vor allem im Elektrosegment. Der Verdrängungswettbewerb ist brutal.”
Die deutschen Autokonzerne verbuchten in China immerhin ein leichtes Plus: Ihr Pkw-Absatz im Reich der Mitte stieg um 2,1 Prozent. Dennoch verliert China damit für sie weiter an Bedeutung: Im ersten Quartal entfielen „nur noch” 33,2% des weltweiten Neuwagenabsatzes der deutschen Konzerne auf China – im Vorjahr waren es 34,2%, im Jahr 2020 sogar 39,4%. (red)