Innsbruck/Wien. Die OMV hat vor einigen Wochen in Westösterreich einen neuen Impuls in Sachen Wasserstoff gesetzt und die erste Tankstelle in Tirol eröffnet.
Die Realisierung der Wasserstoff-Tankstelle in der Innsbrucker Andechsstraße ist Teil einer groß angelegten Initiative der EU zur Einführung der Wasserstoff-Mobilität: Am „HyFIVE”-Demo-Projekt (Hydrogen For Innovative Vehicles) nehmen 15 internationale Partnerunternehmen teil, darunter eben die OMV. Die Tankstelle in Tirol ist Teil des „Hydrogen Clus-ter South”, der von Stuttgart über München bis nach Verona reicht. In diesen Städten wurden bereits vier Wasserstoff-Stationen errichtet. „In Tirol werden künftig fünf Brennstoffzellen-Fahrzeuge unterwegs sein”, sagt Walter Böhme, Leiter des Innovationsmanagements bei der OMV – eines davon hält das Land Tirol um 40 € pro Tag in der „Autowelt Unterberger” für Tagesfahrten bereit.
Emissionsfreie Mobilität
Schon im Oktober 2012 hatte die OMV in der Wiener Shuttleworthstraße die erste öffentliche Pkw-Wasserstoff-Tankstelle in Österreich eröffnet. In Deutschland hat die OMV bereits seit 2009 Erfahrungen mit einer Wasserstoff-Tankstelle in Stuttgart sammeln können, außerdem ist sie Mitgesellschafter der H2 Mobility Deutschland, die bis 2023 bis zu 400 öffentliche Wasserstoff-Tankstellen errichten will.
Die Elektrifizierung von Fahrzeugen hin zu emissionsfreien Antriebsformen wird weltweit von namhaften Automobilkonzernen konsequent weiterentwickelt. Je nach Einsatzszenario (Kurz- oder Langstrecke) werden derzeit die drei Konzepte Hybrid-, Batterie- und Brennstoffzellen betrieben.
„Brennstoffzellen haben sich als effiziente Technologie mit marktgerechter Performance erwiesen”, sagt Böhme. Sie wandeln die chemische Energie des Wasserstoffs direkt in Strom um, wobei der Wirkungsgrad von Brennstoffzellen-Fahrzeugen im Vergleich zu konventionellen Verbrennungsmotoren etwa doppelt so hoch ist.
Mirai kommt 2017 zu uns
Der vor Kurzem vorgestellte Toyota Mirai etwa bietet eine ähnliche Reichweite und Fahrleistungen wie konventionell angetriebene Modelle, setzt dabei jedoch weder CO2 noch andere Schadstoffe im Betrieb frei. Als Emission entsteht lediglich Wasserdampf. Im Gegensatz zu reinen Elektrofahrzeugen lässt sich das Fahrzeug außerdem innerhalb von rund vier Minuten auftanken – genauso schnell wie Autos mit Verbrennungsmotor. Deshalb sieht Toyota Brennstoffzellen-Hybridfahrzeuge als aktuell beste Lösung auf dem Weg zum Null-Emissions-Fahrzeug. Allerdings: „Die Verfügbarkeit einer Wasserstoff-Infrastruktur und die Sensibilisierung der Kunden bilden noch eine große Herausforderung”, sagt Karl Schlicht, Executive Vice President of Toyota Motor Europa. Deshalb will man das Brennstoffzellenfahrzeug zunächst nur in ausgewählten Märkten einführen. „Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass Wasserstoff eine beliebte Antriebsquelle künftiger Fahrzeuge wird”, hofft Schlicht.
„Toyota hat den Weg für die zunehmende Verbreitung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen erleichtert und mehr als 5.600 seiner Patente rund um die alternative Antriebstechnik freigegeben”, lobt OMV-Manager Böhme. Denn um die Technik in dieser frühen Phase am Markt zu etablieren und ihre Verbreitung voranzutreiben, sind nach Ansicht von Toyota gemeinsame Initiativen mit anderen Fahrzeugherstellern und mit Energieversorgern, die sich um die notwendigen Wasserstoff-Tankstellen kümmern, unumgänglich.
Der Toyota Mirai wird in mehreren Wellen in Europa ausgerollt: Im September beginnt der Verkauf in Dänemark, Großbritannien und Deutschland, wobei dort der Verkaufspreis mit 66.000 € + MwSt. bereits bekannt ist. Ab 2017 werden weitere Länder – darunter auch Österreich – hinzukommen. In den ersten zwei Jahren erwartet Toyota in Europa eine Verkaufszahl von 50 bis 100 Mirai-Fahrzeugen.
Langer Weg zur Serienreife
medianet hat auf Einladung der OMV einen Brennstoffzellen-Mercedes getestet und dabei in Sachen Fahrkomfort und effiziente Betankung sehr gute Erfahrungen gemacht. Kein Wunder, denn für die OMV ist Wasserstoff ja speziell in den Raffinerien ein Alltagsgeschäft: Die Produktion erfolgt sowohl in Raffinerieanlagen zur Spaltung von Erdöl sowie mittels Dampfreformierung von Erdgas.
Doch der Weg zum marktrelevanten Alltagsauto ist noch weit – am 28.8. wird Innovations-Chef Böhme beim Forum Alpbach fünf Stunden lang eine Arbeitsgruppe zum Thema „Wasserstoff und Brennstoffzelle: Kommt der Marktdurchbruch?” leiten ...