••• Von Jürgen Zacharias
Mit den Elektroautos ist das so eine Sache. Jahrelang wurde die Technologie von Experten und Medien großgeredet, ohne recht vom Fleck zu kommen. Und jetzt, wo die Antriebsalternative endlich Fahrt aufnimmt (die Zulassungszahlen von Jänner bis Oktober stiegen in Österreich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37,8%), fehlt der Glaube an ihre tatsächliche Zukunftsfähigkeit. Dabei könnte der Umstieg auf die Elektromobilität bis 2050 weitgehend abgeschlossen sein, jedenfalls wenn es nach dem österreichischen Stanford-Professor Friedrich Prinz geht.
E-Autos im Westen dominant
Bei einem Pressegespräch zum WKO-Programm „Go Stanford” in Wien (ausgewählte Mitarbeiter heimischer KMU können im Rahmen des Programms an Forschungsprojekten an der Elite-Uni mitarbeiten) meinte der Experte, dass ein massentaugliches E-Auto dann in den USA und Europa um die 30.000 USD (25.319 €) kosten werde. Batterieantriebe würden deshalb zumindest im Westen die Nase vorn haben.
Auf anderen großen Märkten wie China und Indien würden sich aber wohl Alternativen durchsetzen, weil dort „Batterieautos zu teuer” sind, so Prinz. Dort seinen vor allem synthetische Kraftstoffe ein großes Thema. Die hätten eine hohe Energiedichte und auch den Vorteil, dass sie in bestehenden Verbrennungsmotoren genutzt werden können. Auch Brennstoffzellen, kombiniert mit Wasserstoff, könnten dann relevante Marktanteile haben.
Zahl der Autos steigt weiter
Ungeachtet dessen geht Prinz davon aus, dass Batterieantriebe 2050 weltweit den Großteil aller Antriebe ausmachen werden. Dass in Zukunft trotz autonomer Fahrweise weniger Autos über die Straßen rollen, ist für den Stanford-Professor hingegen undenkbar. „Ich glaube nicht, dass es dann weniger Autos gibt.” Es werde aber noch etwas dauern, bis das salonfähig ist. Die große Schwierigkeit sei die Übergangsphase, in der autonome und vom Menschen gelenkte Fahrzeuge gleichzeitig unterwegs sind, weil es keine Kommunikation zwischen ihnen gibt.
Mehrere Technologien Thema
Ähnlich wie Prinz sieht auch OMV-Chef Rainer Seele die Zukunft der Mobilität in einem breiten Antriebsmix. „Die Elektromobilität wird kommen, und wir werden in Zukunft eine größere Diversifizierung des Fuhrparks haben, aber wir sollten uns nicht auf eine Technologie festsetzen”, sagte Seele, der vor allem in der Wasserstofftechnologie große Potenziale sieht.
Die Entwicklung hin zur E-Mobilität werde in den einzelnen Weltregionen und auch innerhalb Europas laut dem OMV-Manager nicht gleich schnell ablaufen, „in Osteuropa wird sie eine andere Schrittgeschwindigkeit haben als in Westeuropa”, sagte Seele. Öl und Gas würden auch künftig benötigt werden, er sehe daher für die OMV keinen Anlass zum Umschwenken.
Aktuell falsche Zielsetzung
Das übergeordnete Ziel sollte in Zukunft nicht eine Quote an bestimmten Fahrzeugtypen sein, sondern die Reduktion der CO2-Emissionen. „Was ich derzeit bei den Zulassungen von Neufahrzeugen beobachte, ist, dass der Verbraucher derart verunsichert ist, dass er von Diesel auf Benziner umsteigt. Und wenn ich mir das anschaue, das ist der größte Schmarrn”, meinte Seele.
Der OMV-Chef abschließend: „Beim spezifischen CO2-Ausstoß ist der Diesel unschlagbar. Der Diesel hat uns alle nicht betrogen.”