STUTTGART. Die Flaute am Automarkt stellt auch den erfolgsverwöhnten deutschen Luxusautohersteller Mercedes-Benz vor ein schwieriges Jahr. Nach einem durchwachsenen Geschäftsjahr 2023 erwarten Autoexperten einen noch stärkeren Gewinnrückgang 2024.
„Das Eldorado während der Chip-Krise, als es keinen Rabatt gab und die Käufer froh waren, überhaupt ein Auto zu ergattern, sind vorbei”, sagt Frank Biller, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg. Autokäufer schauten stärker aufs Geld. „Das wird auch im Premiumsegment von Mercedes-Benz zu spüren sein.”
Preispremium nicht zu halten
Der börsennotierte Konzern aus Stuttgart hat erst am Donnerstag moderate Zahlen für das vergangene Jahr präsentiert. Für das laufende Jahr erwartet Bernstein-Analyst Daniel Roeska nun einen Gewinnrückgang um zehn Prozent. Hohe Kosten für Elektrofahrzeuge drückten bei zugleich höheren Nachlässen die Profitabilität.
„Das Preispremium, zu dem Käufer bei E-Autos bereit sind, wird nicht mehr lange durchzuhalten sein”, vermutet der Branchenexperte. Die Aufträge reichten noch bis März, aber dann wären wegen der Zurückhaltung der Autokäufer auch im Premiumsegment höhere Rabatte unvermeidlich. Die Marktprognose steht bei einer Umsatzrendite des Konzerns von elf Prozent.
Preiskampf wird intensiver
„Für E-Autos wird es nach dem Wegfall der Förderung in Deutschland ein sehr schwieriges Jahr”, erwartet Frank Schwope, Dozent für Automobilwirtschaft an der Hochschule FHM Hannover. Der Verband der Autoindustrie prognostiziert einen Einbruch am deutschen Markt um 14% auf 451.000 Neuzulassungen, der erste Rückgang, seit E-Autos 2012 statistisch erfasst werden. Auch auf dem größten Automarkt China geht der Preiskampf weiter. Das macht auch für Mercedes den Weg zum Ziel steinig, bis 2030 nur noch Elektroautos zu verkaufen.
Aktien-Rückkaufprogramm(e)
Eine wichtige Frage ist Roeska zufolge, was Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm mit dem üppigen Cashflow macht. Die verfügbaren Finanzmittel summierten sich 2023 auf 11,3 Mrd. €. Bei den Anlegern sind die Erwartungen umso größer, dass die Schwaben so wie Stellantis oder Renault mehr Dividende zahlen und weiter Aktien zurückkaufen. Das laufende Rückkaufprogramm über zwei Mrd. € ist bald ausgeschöpft. Am Finanzmarkt werde ein weiteres, in höherem Volumen von 3, 4, 5 Mrd. € erwartet, sagt Roeska. „Ich bin gespannt, ob der Vorstand dafür grünes Licht vom Aufsichtsrat bekommt.”
2025 kommen neue Modelle
Sollte das nicht der Fall sein, droht eine Enttäuschung. Denn mit einem Ausblick etwa von Absatz und Umsatz auf Vorjahresniveau, einem EBIT-Rückgang des Gewinns vor Zinsen und Steuern und keiner Aussicht auf einen Geldsegen lese der Investor heraus: „Die sind besorgt, also muss ich mir auch Sorgen machen”, sagt Roeska. Nach 2024 dürfte dann indes ein neuer Rückenwind aufziehen. „Ab 2025 kommen neue Modelle, dann wird die Ertragslage nach der Mercedes-Systematik wieder sonnig.” Das bedeutet eine Zielrendite von 14%. (red)