Wien. Nüchtern betrachtet, war es ja nur noch eine Frage der Zeit, bis auch BMW den Braten riecht und die Marktlücke im Segment der „Großraumlimousinen”, oder auch Vans, schließt. Vermutlich sind dem Projekt intern längere Querelen vorangegangen, irgendwer hat dann aber doch alle tradierten Vorbehalte über Bord geworfen, um beim immer mehr zum Thema werdenden Kaufkriterium „Platz und Komfort” auch ein Ass in die Ärmel des Vertriebs zu legen. Für Fans der Marke ist der Einzug von Frontantrieb und 3-Zylinder- Motoren unter die weiß-blauen Fahnen starker Tobak – aber wer sich nicht weiterentwickelt, bleibt eben stehen. So ist der Puls der Zeit, und jeder eingefleischte BMW-Fan muss nach einer Probefahrt zugeben: wenn schon Van, dann den!
Wohnliches Interieur
Die Stärke des 2er Gran Tourer (im Gegensatz zum etwas kürzeren und niedrigeren „Active Tourer” optional mit 7 Sitzen ausgeführt) ist auf jeden Fall sein Innenraum. Während über das Außendesign kontroversiell diskutiert wird, gibt es für das Interieur die meist einhellige Meinung: Das ist Premium. Vor allem in der von uns gefahrenen „Luxury Line”. BMW bietet nun auch bei diesem Modell sogenannte Lines an, die das Fahrzeug mit Materialien, Farben und Rädern in die sportliche oder auch in die besonders edle Ecke rücken. Die Luxury Line besticht unter anderem durch eine Lederausstattung, spezifische Chromumfänge, 17-Zoll-Räder und Ambientelicht in den Türdekoren. Optional sorgt noch eine zugleich modern und auch wohnlich wirkende Holz-Interieurleiste dafür, dass man sich im luftig-komfortablen Innenraum wirklich wohlfühlt. Einige Bedienelemente, wie der Gangwahlhebel der Automatik oder die Lenkstockhebel, sind eigens für die Modellreihe konzipiert worden, tragen aber deutlich die Handschrift von BMW. So ist alles etwas anders, aber immer noch unverkennbar aus München.
Gute Fahrdynamik
Dass bei einem Multifunktions-Vehikel dynamische Höchstleis-tung nicht das oberste Entwicklungsziel ist, versteht sich von selbst. Solange die Kundschaft, die das schätzt, mit entsprechenden Modellen versorgt wird, gilt es, einen Vorstoß in eine andere Richtung nicht von vornherein zu verurteilen. In seinem Rahmen ist der 218d Gran Tourer aber auch zackig unterwegs. Den hohen Schwerpunkt kann er bei Richtungswechsel ganz gut verstecken, auch in kurvigem Geläuf und auf der Landstraße fühlt er sich spurtreu und sicher an. Aber auch BMW kann bei einem Vorderradantrieb die Antriebseinflüsse nicht wegzaubern – manchmal zerrt es am Lenkrad, wenn der kultiviert und leise laufende, quer eingebaute 4-Zylinder 2-Liter-Dieselmotor mit 150 PS sein Drehmoment von 330 Newtonmeter an das optionale 8-Gang- Automatikgetriebe schwungvoll weiterreicht. Bei voller Beladung gerät aber auch diese mittlere Motorisierung bereits an Grenzen.
Preispolitik: auch Premium
Auch wenn der Einstiegspreis für einen 218i Gran Tourer Basis-Benziner mit 29.550 Euro recht versöhnlich klingt – sobald eine Line und ein paar Sonderausstattungen bemüht werden, liegt auch der Van von BMW in Premium-typischen Preissphären. Unser Testwagen 218d mit Automatik beginnt bei 36.163 Euro – in Luxury Line, mit Navi, 7-Sitzen und ein paar Extras ist die 50.000er-Schallmauer schnell durchbrochen. In Anbetracht auf die Menschen, auf die das Angebot abzielt, bleibt aber auch das im Rahmen.