KTM ist gerettet
© APA/Manfred Fesl
Im KTM-Werk in Mattighofen sollen auch weiterhin Zweiräder gebaut werden.
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 23.05.2025

KTM ist gerettet

Bajaj schießt das benötigte Geld zu und sichert damit die Zukunft des in Schieflage geratenen heimischen Motorradherstellers KTM.

MATTIGHOFEN. Der insolvente Motorradhersteller KTM ist gerettet. Miteigentümer Bajaj stellt die erforderlichen Mittel zur Verfügung, um die Quote an die Gläubiger der KTM AG und ihrer Töchter KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH zu bezahlen. Das bestätigte das Unternehmen Donnerstagfrüh offiziell via Aussendung.

Im Gegenzug wird Bajaj die Mehrheit an Pierer Mobility übernehmen, Stefan Pierer scheidet aus. Arbeitsplätze und Werke im Innviertel sollen erhalten bleiben.

Die Bajaj Auto International Holdings B.V. - eine niederländische Tochter des indischen Familienimperiums Bajaj – gewährt der KTM demnach ein Darlehen in der Höhe von 450 Mio. Euro, weitere 150 Mio. Euro kommen von der KTM-Mutter Pierer Mobility. Zur Finanzierung der Quote im Rahmen der drei Restrukturierungspläne sind 525 Mio. Euro erforderlich, hinzu kommen noch Gerichtskosten und weitere diverse Aufwendungen. Bajaj hat im Zuge des Sanierungsverfahrens bereits mehrmals Geld zugeschossen, um das Werk zu erhalten, insgesamt 200 Mio. Euro.

Bajaj wird – vorbehaltlich der regulatorischen Genehmigungen – die 100-Prozent-Mehrheit an der Pierer Bajaj übernehmen. Dieses Gemeinschaftsunternehmen von Stefan Pierer und den Indern/Niederländern hält derzeit 74,18 Prozent der KTM-Mutter Pierer-Mobility. An der Pierer Bajaj wiederum sind derzeit Stefan Pierers Pierer Industrie AG zu 50,1 Prozent und die Bajaj Auto International Holdings B.V. zu 49,9 Prozent beteiligt. Die Pierer Mobility AG habe eine Garantievereinbarung sowie einen Aktienverpfändungsvertrag mit der niederländischen Bajaj Auto International Holdings B.V. geschlossen, hieß es in einer Ad-hoc-Mitteilung am Mittwoch. Künftig hätte damit nun wohl Bajaj bei KTM das Sagen.

„Heute haben wir die Chance bekommen, die Geschichte von KTM fortzuschreiben“, so KTM-CEO Gottfried Neumeister in einer Stellungnahme. Die bestehenden Standorte, insbesondere das Stammwerk in Mattighofen/Munderfing, bleiben „die Basis für unseren zukünftigen Erfolg“, so der Vorstandschef. Er empfinde „tiefe Dankbarkeit und Demut“ gegenüber allen, die „diese neue, zweite Chance“ mitermöglicht hätten. Explizit bedankte sich der CEO auch bei Stefan Pierer, der „den Grundstein für eine der bekanntesten Motorradmarken der Welt gelegt“ habe.

Der langjährige KTM-Chef scheidet nach Abschluss des Sanierungsverfahrens im Juni aus dem Vorstand der Mutter Pierer Mobility aus. Der Aufsichtsrat beruft Verena Schneglberger-Grossmann, die seit November 2015 für die Gruppe tätig ist, als neues Mitglied in den Vorstand, wo sie CEO Gottfried Neumeister unterstützt. Wenn Bajaj das Gemeinschaftsunternehmen Pierer Bajaj zur Gänze übernimmt, ist der Ex-Chef aber auch als Eigentümer (fast) Geschichte. Er wäre dann nur mehr mit 0,09 Prozent über seine Pierer Konzerngesellschaft an der Pierer Mobility beteiligt.

Ende November 2024 war KTM insolvent geworden und beantragte ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. 1.250 Lieferanten und Banken sowie 2.600 Dienstnehmer meldeten Forderungen in der Höhe von rund 2,2 Mrd. Euro an. Der am 25. Februar von den Gläubigern mehrheitlich angenommene Sanierungsplan sieht eine Barquote von 30 Prozent vor. 

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL