Wien. Der Wiener Mautspezialist Kapsch TrafficCom hat bereits in drei US-Metropolen Parklösungen umgesetzt und will nun in den kommenden Jahren das Geschäftsfeld in Städten weiterentwickeln. „Wir sehen ein Zusammenwachsen von Maut und Mobilitätslösungen und von Autobahnen und Städten”, so Firmenchef Georg Kapsch, der vor wenigen Tagen in Wien zur Gegenwart und Zukunft seines Unternehmens Stellung nahm.
Innovativer Ansatz für Wien
Laut Angaben des Unternehmers messen derzeit meist noch Sensoren, wo ein Auto steht und welcher Parkplatz leer ist. Künftig soll das über Videokontrolle erfolgen und über Apps für Autofahrer die Parkplatzsuche deutlich erleichtert werden. Ein entsprechendes System würde laut Kapsch auch in Wien Sinn machen, wo 40 Prozent des Innenstadtverkehrs auf die Parkplatzsuche entfallen. Einfach nur 30er-Zonen und Fahrradwege zu errichten, sei jedenfalls kein Verkehrskonzept. Und eine flächendeckende Lkw-Maut einzuführen, wie mehrere Bundesländer für ihre Straßen planen, sei überhaupt „vollkommen sinnlos”. Diese würde entweder keine Einnahmen bringen – oder müsste so hohe Tarife verrechnen, dass damit die Wirtschaft massiv geschädigt werde. Sein Unternehmen hätte zwar die Technologie, um eine Maut auf dem niederrangigen Verkehr einzuführen und es wäre ein Geschäft, aber hier spreche er als Volkswirt, so Kapsch, der auch Präsident der Industriellenvereinigung ist.
Südafrika bereitet Sorgen
In Österreich läuft das derzeitige, von Kapsch errichtete, Lkw-Mautsystem auf Autobahnen und Schnellstraßen noch bis zum Jahr 2017. Die Asfinag möchte laut Kapsch „auf jeden Fall” beim bestehenden Mikrowellensystem bleiben, dieses habe sich „bestens bewährt”.
Das internationale Mautgeschäft blieb zuletzt hinter den Erwartungen zurück. Kapsch vermutet, dass die Politik zu feig ist, auf ein nutzerfinanziertes System umzustellen. Das gehe nun mal nur mit einer kilometerabhängigen Maut, denn eine Verrechnung über die Mineralölsteuer würde all jene Fahrer nicht erreichen, die durch Österreich fahren, ohne zu tanken, so Kapsch.
Sorgen bereitet Kapsch nach wie vor die Niederlassung in Südafrika; hier hätten die Wiener bei der Eintreibung der Mautgebühren mithelfen sollen und dafür eine Prämie erhalten – nur treibt der Staat die Maut nicht ein, zuletzt wären 90 Prozent der Betroffenen schwarz gefahren. Man mache zwar keine Schulden mehr in Südafrika, Profit aber auch keinen.
Zuversichtliche Einschätzung
Zum Ausblick meinte Kapsch, das Unternehmen sei aufgrund der hohen Cashposition „gut für Zukäufe gerüstet”. Die Eigenkapitalquote liegt aktuell bei 42,5 Prozent. Neben einem Mautauftrag in Österreich hofft er auch auf einen Mautdeal mit Tschechien. Mit Singapur und Indonesien gäbe es Gespräche über Mobilitätslösungen für die verstopften Städte.