Wolfsburg. Für den Volkswagen-Konzern wird es schwieriger: Erst mussten sich die Wolfsburger bis Anfang Mai mit der wochenlangen Führungskrise herumschlagen. Dann – just als der Machtkampf zwischen dem VW-Großaktionär Ferdinand Piech und Konzernboss Martin Winterkorn ausgestanden war – beförderte das Alltagsgeschäft eine kritische Zahl ans Tageslicht: Im April, so musste Volkswagen Mitte Mai einräumen, fiel der Konzernabsatz gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,3 Prozent, und im Mai ging das Geschäft aufgrund der anhaltenden Nachfrageschwäche in Osteuropa und Südamerika um weitere 2,6 Prozent zurück. Kein Wunder, dass die Führungsriege des Massenherstellers nun über einer neuen Konzernstruktur brütet, mit der das Wettrennen um die Nummer 1 als größter Automobilhersteller der Welt neu aufgenommen und Toyota endlich überholt werden soll.
VW, Skoda & Seat als Familie
Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zufolge laufe dabei alles auf eine neue Viererstruktur hinaus, bei der die Massenmarken VW-Pkw, Skoda und Seat eine der großen Säulen bilden. Mit den Worten „man denkt in diese Richtung” zitiert die dpa einen Konzerninsider, zusammen machen die drei Marken rund 60 Prozent des Konzernabsatzes von zuletzt 10,2 Mio. Fahrzeugen aus. Gemeinsamkeiten von VW-Pkw, Seat und Skoda liegen aber auch im Modularen Querbaukasten (MQB), der quer durch die drei Marken viele Milliarden Euro pro Jahr sparen soll und das zum Teil auch schon tut. Die kalkulierten 1.000 Euro Ersparnis pro Fahrzeug habe man dpa-Angaben zufolge aber noch nicht erreicht, zumindest die Zahl der auf dem MQB gefertigten Fahrzeuge ist aber im Steigen begriffen und soll laut Konzernchef Martin Winterkorn 2018 die Grenze von sieben Mio. Fahrzeugen jährlich überschreiten.
Entscheidung im Sommer
Die zweite wichtige Säule im VW-Imperium soll laut dpa das Luxuswagengeschäft rund um Porsche, Bentley und Bugatti umfassen, Audi soll gemeinsam mit Lamborghini und Ducati Säule Nummer drei bilden. Bereits beschlossen ist eine Einheit aus den zwei Nutzfahrzeugmarken MAN und Scania, zu der eventuell auch noch das Geschäft von VW-Nutzfahrzeuge kommt. „Entschieden ist da aber noch gar nichts”, sagte der Insider laut dem dpa-Bericht. Möglich sei demnach auch eine Neuaufstellung von VW nicht entlang von Marken, sondern von Modellen.
So könnten etwa alle SUV-Modelle eine Säule bilden, was aber markenübergreifend eine völlige Neuausrichtung des Herstellers bedeuten würde. In der Folge sind auch Änderungen im Vorstand, der sich teils entlang der neuen Struktur organisieren müsse, vorstellbar.
Wie dem auch sei, in den kommenden Wochen soll Klarheit über die zukünftige Organisationsstruktur des Konzerns herrschen, im Spätsommer soll die neue Organisation beschlossen werden.