Wien. Sein glückloser Vorgänger „Koleos”, in Korea mit Samsung gebaut, ist nun Geschichte. Renault wagt mit dem Kadjar einen Neustart im nach wie vor immer stärker nachgefragten SUV-Segment. Zwar ist auch dieses Modell auf einer Konzernplattform entstanden – der Koleos teilt sich das Fahrgestell mit dem japanischen Bruder Nissan Qashqai. Doch die Franzosen haben viel Fingerspitzengefühl bewiesen, um den Kadjar zu diversifizieren und ihm formidablen, französischen Charme mit auf seinen trotz allem meistens asphaltierten Weg zu geben. Diese Wiederverwendung einer Plattform galt bis vor einigen Jahren noch als plumpes Badge-Engineering – 2015 funktioniert das aber richtig gut. Warum? Dazu ist man als Hersteller ganz einfach gezwungen und es wurde perfektioniert. Um der Entwicklungskosten Herr zu bleiben und auch beim Einkauf und der Produktion zu sparen, werden immer mehr Produkte grundlegend in Gemeinschaftsarbeit entwickelt. Das Design, die Motoren und das Finish tragen aber immer unverkennbarer die Handschrift des Herstellers, dessen Logo am Auto zu sehen ist. Hier ist es der Rhombus von Renault, und was wir damit verbinden, kann der Kadjar auch einlösen.
Von Basic bis Hightech
Vier Ausstattungslinien sollen den unterschiedlichen Bedarf der Kunden gut abdecken, jedoch erwartet Renault etwa die Hälfte der Verkäufe in Top-Ausstattung. Die nennt sich „Bose” und hat neben einem feinen HiFi-System alles an Bord, was das Renault-Technikregal so zu bieten hat. Zum Beispiel Voll-LED Scheinwerfer, das flott und einfach zu bedienende Infotainment-System „R-Link 2” mit einem kapazitiven 7-Zoll-Touchscreen (sonst 860 Euro) oder einen Fernlichtassistent. Der Preis: 33.990 Euro mit dem 130 PS-Diesel und Allradantrieb. Die Basisversion beginnt bei 21.490 Euro, den Kadjar mit Dieselmotor gibt es ab 22.990 Euro. Wer lieber schalten lässt, der bekommt das Doppelkupplungsgetriebe nur in Verbindung mit dem Selbstzünder ab 26.690 Euro. Dafür bekommt man einen 4,45 Meter langen Kompakt-SUV mit 1,8 Meter Breite und 1,6 Meter Höhe. Der Kofferraum von 472 bis 1.478 Liter ist dank einer ebenen Ladefläche leicht zu beladen. Dank einer Bodenfreiheit von 200 Millimeter sind leichte Geländefahrten durchaus möglich, man darf aber nicht vergessen, dass der Kadjar ein Kompakt-SUV ist, der sich im urbanen Raum am wohlsten fühlt.
Am Puls der Zeit
Wer sich für die „XMOD” genannte Ausstattung und gegen einen Allradantrieb entscheidet, findet ein Drehrad zur Steuerung der „Extended Grip Traktionskontrolle”. Mithilfe des ESP wird die Traktion der Vorderachse so gut wie möglich optimiert, um auch auf losem oder rutschigem Untergrund sicher voranzukommen. Das Park-Premium-Paket (leider nur für Bose erhältlich, 850 Euro) kann „Handsfree Parking” in Längs- Quer- und Schrägparkplätze und beinhaltet eine Rückfahrkamera. Für die Zukunft: digitaler Radioempfang (in Österreich noch nicht möglich) ist um 200 Extra-Euros an Bord. Serienmäßig in jedem Kadjar: ein digitaler Tacho mit LCD-Schirm.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der ausgewogene Charakter, das gute Platzangebot und die harmonisch in die Renault-Designsprache transformierte Nissan-Plattform ein erstaunlich eigenständiges Auto ergeben, das alte Fans der Marke ansprechen und neue generieren wird. Der Kadjar ist fair eingepreist und bietet alles, was von einem praktischen Alltagsflitzer verlangt wird, außer vielleicht die Kombination von Doppelkupplung und Allrad – diese wird aber noch nachgereicht.