Neuer Prüfstandard kurbelte Autoabsatz an
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MOBILITY BUSINESS Redaktion 28.09.2018

Neuer Prüfstandard kurbelte Autoabsatz an

Die WLTP-Umstellung mit Anfang September sorgte im August für Rekord-Neuzulassungen der Hersteller.

WIEN. Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in der EU stieg im August um fast ein Drittel – und damit so stark wie noch nie zuvor. In Österreich lag das Plus ebenfalls bei 31%.

Der Grund für das starke Wachstum sei nach Einschätzung von Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, die Umstellung auf den neuen WLTP-Prüfstandard.
„Seit dem 1. September dürfen in Europa nur noch Fahrzeuge verkauft werden, die nach den neuen WLTP-Regeln zugelassen wurden – daher haben einige Autohersteller im Vorfeld der Umstellung noch im großen Stil alte NEFZ-Modelle in den Markt gedrückt. Zum einen sind dabei Fahrzeuge mit hohen Rabatten an Endkunden verkauft worden, zum anderen gab es in erheblichem Umfang Eigenzulassungen – diese Pkw werden in den kommenden Monaten auf den Gebrauchtmarkt gelangen.”

Unterschiede bei Herstellern

Bemerkenswert sind die Unterschiede zwischen den Unternehmen, die laut Einschätzung von EY vor allem auf einen unterschiedlichen Umgang mit dem WLTP-Thema zurückzuführen sein dürften. So stieg die Zahl der EU-weiten Neuzulassungen von Fahrzeugen aus dem Fiat-Konzern um 40%, beim Volkswagenkonzern lag das Plus bei 41%, bei Renault sogar bei 58%.

Auf der anderen Seite legten die Neuzulassungen von BMW- und Mini-Modellen nur um 6,5 Prozent zu, und Daimler verzeichnete sogar einen Rückgang um knapp drei Prozent.
„Autokäufer können sich in den kommenden Monaten auf ein deutlich größeres Angebot an Tageszulassungen einstellen”, betont Schwartz. „Voraussichtlich werden wir einen deutlich lebendigeren Gebrauchtwagenmarkt sehen.”

Eingeschränktes Angebot

In geringem Umfang dürfte es im August zudem zu vorgezogenen Käufen aufgrund steigender Kfz-Steuern gekommen sein, so Schwartz: „Fahrzeuge mit einer Erstzulassung vor September 2018 sind in der Regel günstiger in der Steuer, denn durch die Umstellung auf den neuen Prüfzyklus steigt – auf dem Papier – der Durchschnittsverbrauch, nach dem sich die Steuer richtet.”

Für die Autoindustrie brechen nach Schwartz’ Einschätzung vorübergehend magere Zeiten an: „Auf den sehr starken August werden mindestens zwei sehr schwache Monate folgen – zum einen, weil zahlreiche Neuwagenkäufe vorgezogen wurden, zum anderen, weil etliche Interessenten auf die sehr jungen Gebrauchten – also Tageszulassungen – zurückgreifen werden.”
Schwartz weiter: „Obendrein ist das Angebot eingeschränkt: Einige Modelle sind noch nicht nach dem neuen Prüfstandard zertifiziert und daher nicht verfügbar. Zum Ende des Jahres dürfte sich die Situation aber wieder normalisiert haben.” (red)

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