Neuzulassungen: Trotz Plus weiter im Minus
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MOBILITY BUSINESS Redaktion 30.06.2023

Neuzulassungen: Trotz Plus weiter im Minus

Die Zahl der Pkw-Neuwagen legt seit Jahresanfang deutlich zu, das Vorkrisenniveau wird aber noch nicht erreicht.

WIEN. Es geht weiter aufwärts: Im Mai stieg die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in der EU laut Branchenverband ACEA gegenüber April 2022 neuerlich um 19%. Allerdings ist man damit immer noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt: Im Vergleich zu Mai 2019 hinkt der EU-Markt aktuell um 23% hinterher. Nur in drei der 27 EU-Mitgliedsländer lag der Absatz im vergangenen Monat über dem Niveau von Mai 2019. Und in Österreich ist die Lücke besonders groß: Zwar stiegen die Neuzulassungen im Mai um 21%, dennoch lag das Absatzniveau um satte 39% unter dem Niveau von Mai 2019.

Lage beruhigt sich

„Die Hersteller fahren weiter ihre Produktion hoch, der Teilemangel gehört zunehmend der Vergangenheit an. Die Lage normalisiert sich, und die Lieferzeiten sinken weiter”, sagt Axel Preiss, Leiter des Bereichs Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Das ermöglicht es den Herstellern, den hohen Auftragsbestand abzuarbeiten.”

Preiss rechnet damit, dass sich die Situation im weiteren Jahresverlauf stetig normalisieren werde: „Wir werden das Vor-Corona-Niveau zwar nicht erreichen, zum Jahresende hin sollte die Lücke zum Vorkrisenniveau aber deutlich kleiner geworden sein.”

Höhere Rabatte zu erwarten

Die Neuwagenpreise werden allerdings weiterhin auf einem hohen Niveau bleiben, so Preiss: „Einerseits ist durchaus verstärkt mit Rabatten zu rechnen, weil private Neubestellungen derzeit enttäuschend niedrig sind und die Unternehmen dafür sorgen müssen, dass ihre Fabriken auch im kommenden Jahr noch ausgelastet sind. Andererseits sorgen deutlich gestiegene Rohstoff- und Energiepreise und höhere Kosten in der Lieferkette für ein dauerhaft höheres Kostenniveau. Das müssen die Hersteller an die Kunden weiterreichen, wenn sie ihre Marge nicht gefährden wollen.”

Gewaltiger Nachholbedarf

Grundsätzlich werde zudem der erhebliche Nachholbedarf für zusätzliche Wachstumsdynamik sorgen, erwartet Preiss: „Im Vergleich zum durchschnittlichen Absatzniveau vor der Pandemie wurden in der EU in den vergangenen drei Jahren etwa neun Millionen Neuwagen weniger verkauft. Trotz Konjunkturschwäche, Inflation und hoher Neuwagenpreise ergibt sich daraus ein struktureller Ersatzbedarf, der weitere Wachstumsimpulse geben wird.”

Elektro boomt wieder

Besonders stark performen am Markt aktuell Elektroautos. Im Mai legten die Neuzulassungen reiner Elektroautos (BEV) in der EU insgesamt um 71% zu, nachdem sie im April um 52% und im ersten Quartal um 43% gestiegen waren.

„Elektro boomt inzwischen wieder – allerdings vor allem dank staatlicher Subventionen”, sagt Preiss abschließend. Nachsatz: „Allerdings gibt es gewaltige Unterschiede in den Ländern. Wenn die ambitionierte EU-Pläne für die Elektromobilität Realität werden sollen und tatsächlich ab 2035 keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden, muss bis dahin in vielen Ländern noch sehr viel passieren. Aktuell kommen wir da zu langsam voran.” (red)

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