Rennen um Platz Eins: ­Mercedes gibt ordentlich Gas
© dpa/Jan-Philipp Strobel
MOBILITY BUSINESS 23.10.2015

Rennen um Platz Eins: ­Mercedes gibt ordentlich Gas

Im Wettlauf um Topposition als größter Premiumhersteller weltweit hat Mercedes-Benz zuletzt viel Boden auf Audi und BMW gutgemacht.

••• Von Jürgen Zacharias

MÜNCHEN/STUTTGART/INGOLSTADT. So spannend war das Rennen schon lange nicht mehr. Konnte BMW in den vergangenen Jahren seine Rolle als größter Premiumhersteller der Welt vor Audi und Mercedes-Benz relativ unangefochten spielen (siehe Grafik unten), so schickt sich heuer Mercedes an, dem Rivalen die Show zu stehlen. Nach neun Monaten hat sich die Marke mit dem Stern dank einer rasanten Aufholjagd in China jedenfalls bereits an Audi vorbeigeschoben und ist dem Platzhirsch BMW dicht auf den Fersen.

BMW hat Spitze abonniert

Freilich hat die Spitzenposition im Segment nicht viel mehr als einen symbolischen Wert. Die drei deutschen Autobauer unternehmen trotzdem große Anstrengungen, um die Konkurrenz zu überflügeln und die ist vor allem in München zu Hause – BMW dominiert den Dreikampf seit Jahren und konnte im Vorjahr mit 1,81 Mio. verkauften Fahrzeugen ein neues Rekordergebnis einfahren. Audi lag mit 1,74 Mio. verkauften Autos auf Platz zwei, Mercedes mit 1,65 Mio. verkauften Autos doch deutlich dahinter.

BMW befindet sich auch im laufenden Jahr auf Rekordkurs und schlug von seiner Kernmarke von Jänner bis September 1,40 Mio. Fahrzeuge los, wie die Münchner am Montag der vergangenen Woche mitteilten. Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr ist mit 5,8 Prozent zwar beträchtlich, aber trotzdem weniger als halb so stark wie das Plus bei Mercedes-Benz, das seinen Absatz um gleich 15% auf 1,38 Mio. Autos hochschrauben konnte. Vergleichsweise langsam kam da in den vergangenen neun Monaten die VW-Tochter Audi vom Fleck: Der Zuwachs der Ingol­städter lag bei „nur” 3,8 Prozent – 1,35 Mio. ­Fahrzeuge konnten verkauft werden.

China entscheidet

Die Schlacht um den Thron des größten Premiumherstellers wird zwar weltweit ausgefochten, entscheiden dürfte sie sich aber in China. Dort kriselt der Markt zwar seit einigen Monaten bedenklich, Mercedes darf sich aber im laufenden Jahr trotzdem über fulminante Zuwächse freuen. Zwar kommen die Stuttgarter mit 266.000 verkauften Fahrzeugen im Riesenreich noch nicht an Audi (414.000) und BMW (zusammen mit Mini 343.000) heran, das Plus ist mit 31% aber in ­jedem Fall beträchtlich.

Zum Vergleich: BMW darf sich in China im laufenden Jahr nur über einen Zuwachs von zwei Prozent freuen, und Audi liegt sogar knapp unter dem Vorjahresniveau.

Jüngere Modellpalette

Verantwortlich für den tollen Run der Stuttgarter ist laut Konzernchef Dieter Zetsche vor allem die Tatsache, später als Audi und BMW auf den Markt gekommen zu sein und daher über eine vergleichsweise junge Modellpalette zu verfügen. Deshalb rechnet Zetsche auch 2016 mit hohen Zuwächsen in China und sieht dort Mercedes noch lange nicht am Ende der Wachstums-Stange.

Anders in Österreich, wo der Dreikampf der Premiumhersteller mit weit kleineren Waffen geführt wird, sich aber trotzdem immer mehr zuspitzt. Waren 2012 die Fronten noch geklärt – Audi konnte 20.910 Fahrzeuge losschlagen, BMW und Mercedes lagen mit 15.851 bzw. 10.615 verkauften Autos deutlich dahinter –, ist 2014 alles enger zusammengerückt: Bei Audi ging der Absatz auf 18.304 zurück, Mercedes legte auf 11.685 Fahrzeuge zu, und BMW hielt seinen Absatz konstant (15.757).
Heuer wird nun alles noch enger: Mercedes hält per Ende September bei 10.040 verkauften Autos (im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt 9.259), während Audi weiter Rückgänge verkraften muss und nach 14.394 verkauften Wagen in den ersten neun Monaten 2014 heuer im selben Verlgeichszeitraum nur mehr 13.543 Autos loswurde.

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