Panta rhei Immer mehr Firmen nehmen ihre Marktforschungsprojekte selbst in die Hand. Wenngleich man „do it yourself” nicht sofort mit der Markt- und Meinungsforschung in Verbindung bringt – der Trend zum Selbermachen ist, ähnlich wie im Baumarkt, auch im Umfrage-Geschäft schlichtweg Realität. Insbesondere Zeit- und Kostendruck können als Nährboden für das Zunehmen von sogenannten Inhouse-Lösungen identifiziert werden.
Während die klassische Forschung aufschreit und fehlendes Know-how in Sachen Studiendesign, Stichprobenziehung und Repräsentativität einmahnt, ist aber spätestens durch den Einstieg von Google in das Research-Business klar geworden: Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Befürchtet wird ein Sinken der Studienqualität – und man spricht vom Analyse- und Interpretationsmanko, das letztendlich zu falschen Entscheidungen führen kann. Dass die etablierten Institute solche Entwicklungen nicht goutieren und reflexartig in den Abwehrkampf treten, ist wenig überraschend. Der Erfolg dieser Kontra-Strategie wird jedoch am Ende des Tages überschaubar bleiben; dieses Learning musste schon vor zehn Jahren die Musikindustrie machen.
Schumpeters „kreative Zerstörung”
Denn solche Trends sind schlicht und ergreifend nicht aufzuhalten und man wird sich, ob man will oder nicht, damit arrangieren müssen. Es entsteht dadurch eine neue Dynamik, die bereits mit der durch die Digitalisierung bedingten Methodenverschiebung begonnen hat.Aber jede Veränderung bringt auch Chancen und neue Betätigungsfelder mit sich, wie uns schon der österreichische Nationalökonom und Politiker Joseph Schumpeter lehrte. Er sprach von der kreativen oder schöpferischen Zerstörung, die alte Strukturen verdrängt und schließlich zerstört und so die ökonomische Entwicklung durch Innovationen vorantreibt. Und wer kann heute schon ruhigen Gewissens sagen, wie sein Job in 20 Jahren aussehen wird. Dass es nach wie vor einen Bedarf an Informationen, Risikominimierung und Entscheidungsunterstützung geben wird, ist anzunehmen oder zumindest sehr wahrscheinlich. Wie wir diesen decken werden, ist hingegen noch offen, und teilweise bleibt es uns auch selbst überlassen, welche kreativen Ansätze und Tools wir dazu entwickeln.Das Steuer haben wir einmal mehr in den eigenen Händen. Insofern bleibt abschließend anzumerken, dass die einzige Konstante wohl die Veränderung ist. Shift happens!
Die abgedruckten Gastkommentare geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder. Wir behalten uns das Recht auf Kürzung vor.