„Die Life-Science-Strategie ist genial”
© Execupery
Günter Koch: „Wien genießt auch in der Quantenphysik weltweites Ansehen.”
PRIMENEWS 11.12.2015

„Die Life-Science-Strategie ist genial”

Wissensmanagementexperte Günter Koch über die inter­nationale Anerkennung für die „Wissensstadt Wien” – und den zu Unrecht noch sehr abstrakten Wert von Wissenskapital.

••• Von Sabine Bretschneider

WIEN. Wien hat vor Kurzem den internationalen „Most Admired Knowledge City Award 2015 („MAKCi”) des World Capital Institute in der Kategorie „Knowledge City-Region” gewonnen. Verantwortlich für die Nominierung zeichneten Andreas Brandner, Geschäftsführer Knowledge Management Aus­tria (KMA), und Günter Koch, KMA-Gesellschafter, Generalsekretär des New Club of Paris und Partner der medianet-Serie „Intellectual Capital/Wissensstadt Wien”.

medianet:
Die Uni Wien, die Med-Uni Wien und die Akademie der Wissenschaften entwickeln derzeit eine gemeinsame Life-Science-Strategie – wie beurteilen Sie das?
Günter Koch: Generelle Strategie in ganz Österreich ist, lokal vorhandene Schwerpunktkompetenzen zu Clustern zusammenzu- bringen, um damit ein charakteristisches Profil für den jeweiligen Ort bzw. die Region ausweisen zu können. Wien hat sich dabei für eine Life-Science-Strategie entschieden, was in jeder Hinsicht genial ist: Darin bündelt sich Wissen aus vielen vor Ort verfügbaren Disziplinen, und es wird der hohe Grad an vor allem wissenschaftlichem Wissen, das für die Realisierung einer so komplexen Strategie notwendig ist, optimal genutzt. Neben der Biotechnologie genießt übrigens auch die Quantenphysik in Wien weltweites Ansehen.

medianet:
Brauchen die Wissenschaftler mehr Start-up-Sprit?
Koch: Im Start-up-Bereich tut sich stimmungsmäßig heute mehr als je zuvor; das Jahr 2015 ist auch das bisher beste Jahr an verfügbarer Risikofinanzierung, wobei das Fehlen solcher Finanzmittel immer noch die schwächste Flanke der Dynamisierung unserer heimischen Wirtschaft bleibt. Was aber als ebenso wichtig wie der Start-up-Spirit erscheint, ist, dass den Forschern und Kreativen bürokratiebefreite Freiräume ermöglicht werden – und dass auch die öffentliche Finanzierung, die in Wien mit einer Tendenz in Richtung 4% vom BIP für F&E überdurchschnittlich hoch liegt, gesichert bleibt.

medianet:
Sie sagten anlässlich das MAKCi-Award: ‚Dass Wien eine Wissensstadt ist, soll auch Thema auf der Straße und in den Kaffee­häusern werden' …
Koch: Nach aller Erfahrung weiß der Mann bzw. die Frau auf der Straße mit dem Thema Wissensstadt noch wenig anzufangen. Neben klassischen Veranstaltungen zur Vermittlung von Vorstellungen, wer – nach Peter Drucker – die Wissensarbeiter der Zukunft sein und wie diese sich ihren Lebensunterhalt verdienen werden, wollen wir etwa Kaffeehäuser dazu animieren, sich selbst als Räume für Universitätssemiare, Wissensarbeiten und kreative Diskussionen zu verstehen.

Hierzu wäre etwa eine Marke ‚Wissenscafé' vorstellbar. Weiters wollen wir im öffentlichen Raum ‚Wissensbäume' aufstellen – Ständer mit Postern mit den Profilen der ‚Köpfe', die die Wissenstadt als Personen ausmachen, im Sinne der medianet-Serie ‚Intellectual Capital'. So wir die Mittel lukrieren können, wollen wir Veranstaltungen und Diskussionen auf öffentlichen Plätzen durchführen, wie auch Schulen dazu gewinnen, sich mit dem doch relativ abstrakten Thema ‚Wissen' und dessen Wert für eine zukünftige ‚Wissensgesellschaft' zu befassen.

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