Haben Sie die Schnauze voll?
PRIMENEWS sabine bretschneider 02.12.2016

Haben Sie die Schnauze voll?

Zitat der Woche: „Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.”

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

BILANZ. „Hat das Volk die Schnauze voll, oder ist den Wutbürgern einfach langweilig?” Die Zeit führte dazu ein Gespräch mit dem deutschen Satiriker Harald Schmidt und dem Schweizer Kabarettisten Gabriel Vetter. Darin fiel seitens Herrn Vetter der schöne Satz: „Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.”

Heimat bist du …

Überhaupt: Heimat. Seit dieser Begriff im bis dato ergebnisoffenen längsten Präsidentschaftswahlkampf der Geschichte permanent in alle Richtungen gezerrt wird, könnte man meinen, dass das vielleicht wahlentscheidende, eher urbane Wien beiden Kombattanten relativ egal ist. Der eine bemüht sich dermaßen um urtirolerische Authentizität, dass man meint, an einem Kapitel von fast Orwellscher Geschichtsfälschung mitzuwirken – und der andere hat das burgenländische Bieder zum neuen Schwarz erkoren. Den rhetorische Brandstifter wurde abgelegt, mangels Akzeptanz beim „kleinen Mann”. Der Countdown läuft: Noch 48 Stunden, bis wir wieder zur Urne schreiten dürfen.

Der Medienbeobachter APA-DeFacto hat die beiden (jüngsten) TV-Duelle auf Puls 4 und ATV zur Bundespräsidentenwahl übrigens einer Wort-Analyse unterzogen. Die Ergebnisse: Hofer hat mehr gesprochen, allerdings waren seine Wörter kürzer. Am liebsten sagen beide „Österreich”, gar nicht so selten auch „EU”. Thematisch, das hatte APA-DeFacto allerdings schon im Mai anlässlich einer Vorrunde ergründet, dominierten damals die Flüchtlingskrise und das Amtsverständnis des Präsidenten, auch die hohe Arbeitslosigkeit – und die Außenwirkung des neuen Staatsoberhaupts. Und das ist irgendwie bezeichnend: Dass auch die Analysen inzwischen eher statistische Fragen beantworten als inhaltliche. Beim wahlberechtigten Wutbürger jedenfalls dominierte in den letzten Wochen wohl das „Schnauze voll”. Tja, und mehr dazu lesen Sie nächste Woche an dieser Stelle.

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