Im Rückblick eine schöne „Start-up-Schnulze”
© Karo Pernegger
PRIMENEWS Chris Radda und Georg Sander 18.01.2019

Im Rückblick eine schöne „Start-up-Schnulze”

Heimat Wien: Entwicklung in Riesenschritten vom Co-Working-Space zum Google Best Practice-Beispiel.

••• Von Chris Radda und Georg Sander

Es gibt mehrere Wege, eine Agentur aufzubauen. Viele bestellen zuerst ein Beet, aus dem erste kleine Pflänzchen sprießen. Heimat Wien fing gleich mit einem ganzen Acker an: einem riesigen Startkunden sowie mehreren kleineren Mandaten. „Im Rückblick eine schöne Start-up-Schnulze: statt aus einer Garage im Silicon Valley überzeugten wir Bipa damals aus einem Gumpendorfer Coworking Space heraus”, schmunzelt Heimat Wien-Chef Markus Wieser. Gründer und Kreativchef Georg Feichtinger ergänzt: „So schön die Sichtbarkeit des großen Etats war, wir mussten sofort eine entsprechende Infrastruktur herstellen. Quasi von null auf hundert.” Es hat offensichtlich geklappt.

Denn gerade mal drei Jahre und zahlreiche Top-Platzierungen bei nationalen wie internationalen Awards später werden Kampagnen des Hauses bei ‚Think with Google' als Best Practice-Beispiel angeführt – das ist eine Performance, die Anerkennung verdient. Im Gespräch mit medianet gibt die neue Führungsriege von Heimat Wien einen Einblick, wie es die nächsten drei Jahre weiter gehen soll.

Mehr – und breiter!

„Um digital kreativ zu bestehen, braucht es klare Grundsätze statt Phrasendrescherei”, erklärt Digital Director Stefan Schäffer den Agenturansatz. „Wir leben das. Daten sind ganz simpel die Basis für eine ordentliche Strategie, aber auch, um die Kreation zu inspirieren.” Ein gutes Beispiel dafür ist die Arbeit der Agentur für karriere.at. Die erste Relaunch-Kampagne war überaus erfolgreich und fuhr einen Effie ein. Das ohnehin schon größte Jobportal im Folgejahr dann noch erfolgreicher zu machen – eine besondere Herausforderung. „Der Schlüssel waren die Verwender der Plattform. Deren Motive haben wir uns genau angeschaut. Und darauf basierend Werbemittel entwickelt, die inhaltlich am Punkt waren und medial exakt ausgespielt werden konnten”, führt Wieser aus. Am Ende führten die über 40 Spots für zehn Themencluster zu mehr Umsatz, Bekanntheit – und einem weiteren Effie. Dem dritten in drei Jahren. Es gibt zudem bekanntlich Heimat auch in Berlin, Hamburg und Zürich – es sind besondere Beziehungen.

Synergien?

Denn ein Netzwerk im klassischen Sinne mit formalen Reporting-Lines möchte Heimat nicht sein. „Die Heimat-Familie ist sehr unterschiedlich aufgestellt, die einzelnen Agenturen haben ihren eigenen Charakter, ihre eigene Handschrift und ihre ganz speziellen Stärken. Die gezielt einholen zu können, ist unheimlich bereichernd”, meint Feichtinger. Im kleinen Markt in Österreich müsse es oft besonders schnell gehen, in Deutschland gibt es größere Etats, mehr Vorlaufzeit und damit mehr Experten in verschiedenen Disziplinen.

„Da es keine wechselseitigen Abhängigkeiten gibt, ist die Zusammenarbeit von Respekt geprägt, inhaltlich getrieben und läuft total informell”, ergänzt Schäffer. Laufend wird zum Beispiel Input von den Data Scientists aus dem Berliner Analytics- Team eingeholt, man teilt sich Strategen und projektbezogen wechseln Mitarbeiter oder gar ganze Teams an andere Standorte.

Beyond the Tellerrand

Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist sicher ein wesentlicher Grund für den internationalen Erfolg der Agentur. „Ich habe die Hälfte meiner Karriere im Ausland gearbeitet. Und wollte daher immer, dass wir aus Österreich heraus für andere Märkte arbeiten. Dass wir nach drei Jahren auf einen Exportanteil von 72,8% kommen, hätten wir uns aber nie träumen lassen. Für A1 Digital erobern wir den deutschen Markt, den Deutschen schmieren wir auch Zuegg Marmelade aufs Brot. Für Tyrolit betreuen wir eine ganze Reihe von Märkten und für Gardena bespielen wir aus Wien die ganze Welt”, freut sich Wieser. Für den globalen Etat wurde mit dem US-amerikanischen Unternehmen Google eigens eine Kooperation eingegangen – die erste Österreichs.

Auch auf eine Paradedisziplin oder Branche lässt man sich nicht festlegen. Georg Feichtinger: „Uns war von Anfang an wichtig, ein vielfältiges Portfolio zu haben, um in verschiedenen Branchen und Disziplinen kreativ spielen zu können. Wir machen klassische Werbung, betreuen Social Media-Mandate, liefern Content-Formate und entwickeln umfangreiche Printmagazine mit einem Netz starker Partner.”

Qualität und Idee

Was es für anhaltenden Erfolg braucht, weiß die neue Creative Director Katharina Maun ganz genau: „Am Ende des Tages wirkt die Idee. Darum komme ich auch so gern zu Heimat, weil das ganze Fachwissen nichts bringt, wenn man keine zündende Idee hat. Und Heimat ist das Zuhause vieler Ideen in vielen Bereichen.” Qualität in der Arbeit steht sowieso über allem, wie die beiden Gründer zustimmen. Man wolle für Kunden, die bereit für Neues sind, getreu dem eigenen Motto „Agentur für Veränderung” gern auch weiter die Extrameile gehen. „Wir machen es uns sicher nicht leicht”, seufzt Stefan Schäffer. „Für unseren Weltrekord für das längste Livestreaming haben wir ganz schön gelitten.” „Stimmt, Qualität kommt manchmal halt auch von Qual”, grinst Feichtinger.

In diesem Sinne möchte man sich, da sind sich alle unisono einig, auch bei den Mitstreitern, -tätern und -gestaltern der letzten drei Jahre ausdrücklich bedanken.

Quo vadis?

Zeit für einen Ausblick. Wo soll es für die Agentur die nächsten drei Jahre hingehen? Markus Wieser: „Mal schauen. Für die Agentur für Veränderung gilt nur eines unveränderlich: Qualität setzt sich durch. Deshalb nehmen wir uns auch die nächsten drei Jahre konsequent die Freiheit, für mutige Kunden interessante Projekte und Experimente machen zu können.”

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