Gastkommentar ••• Von Markus Raml
WETTLAUF. Wussten Sie, dass es bis zu 50% der Berufsbilder von heute in zwanzig Jahren nicht mehr geben wird? Künftig wird dies auch kognitive Tätigkeiten betreffen, wie etwa logistische oder auch rechtliche Dienstleistungen. Was können wir also im Hochlohnland Österreich tun, damit sowohl die Beschäftigungsfähigkeit für Einzelne als auch Wettbewerbsvorteile für Unternehmen gewährleistet bleiben? Einen Preiswettbewerb können wir nicht gewinnen. Wir müssen im Wettlauf um die besten Ideen und Talente überzeugen. Die Voraussetzung dafür ist lebenslanges Lernen.
Neues Lernen braucht das Land
Nicht nur die Arbeitswelt ist im Wandel, sondern auch das Lernen selbst. Faktenvermittlung allein ist heute definitiv zu wenig. Der Fokus nachhaltiger berufsbezogener Weiterbildung liegt darauf, sich effiziente Handlungs- und Problemlösungskompetenzen zu erarbeiten. Deshalb ist die Fähigkeit zu lernen eine Schlüsselkompetenz – und dafür brauchen Menschen die entsprechenden Erfahrungsräume.
Wir wissen heute, dass Erwachsene am besten anhand von persönlichen Beispielen aus dem eigenen Berufsalltag lernen, für die sie – begleitet von erfahrenen Trainern – praktische Lösungen entwickeln. Diese lassen sich dann auch gleich im Job umsetzen. Das Wichtige dabei ist, dass Menschen auf diese Weise erfahren, dass sie selbst etwas erarbeiten und bewirken können. Ihr Zutrauen, Herausforderungen zu begegnen und selbstverantwortlich damit umzugehen, wird gestärkt. Mit anderen Worten: Menschen entwickeln Intrapreneurship. Intrapreneure, also Mitarbeiter, die unternehmerisch denken und handeln, frisches Know-how selbstständig erarbeiten und auch anwenden können, sind gefragt. Mitunter braucht es auch im Betrieb selbst noch einen Lernprozess, damit sich Intrapreneurship entfalten kann. Wichtig ist das Commitment der Führungskräfte, eigenverantwortliches Suchen nach Lösungen zu unterstützen, kritische Gedanken und auch Fehler zuzulassen, Leistungsbereitschaft wertzuschätzen.
Die Bundesregierung will im Zuge der LLL-Strategie:2020 die Weiterbildungsbeteiligung der Bevölkerung auf 20% erhöhen; derzeit liegen wir bei 14,2%. Ich appelliere daher, Anreizsysteme zu etablieren und auszubauen. Ein erster Schritt wäre die Wiedereinführung der Bildungsprämie bzw. des Bildungsfreibetrags für Unternehmen und die Realisierung des Bildungskontos für jeden Einzelnen.