Plastic Money Das Thema „Plastik statt Metall und Papier”, kurz: bargeldloses Bezahlen, kursiert seit einiger Zeit mit großer Vehemenz. Zuletzt geisterte eine Studie durch die Medien, die eindeutig belegt, dass der Österreicher als stockkonservativer Barzahler mit diesem Retro-Verhalten die Volkswirtshaft schädigt. Weil die Produktion von Münzen und Banknoten plus deren Transport Unsummen verschlingt. Dass er – nicht zu vergessen – sich selbst schädigt, weil er qualitativ hochwertige Lebenszeit mit Gängen zu Bank und Bankomat verschwendet. Und: Weil die raren Mitarbeiter in den verbleibenden Zweigstellen der österreichischen Geldinstitute an sich Besseres zu tun haben als sich mit Live-Geld-Transfers abzumühen. Und dann passiert Griechenland.
Menschenschlangen vor Bankomaten, die nur Kleinstbeiträge herausrücken oder überhaupt leer sind. Familien mit einem einzigen Konto- und Karteninhaber, die sich die berechtitgte Frage stellen, wie sie – zu dritt, zu viert – das Lebensnotwendigste organisieren sollen. Pensionisten, die, weil oft ohne Plastik, kurz zum Kassenschalter vorgelassen werden, um mit sechzig Euro wieder auf der Straße zu stehen. Also: Bargeld ist retro, unnütz, ein teures Hobby?
Ein prominenter Vermögensverwalter hatte im TV kürzlich dargelegt, wie man das eigene Vermögen krisenfest macht: Immobilien kaufen (das fällt für manche aus ökonomischen Gründen flach), Gold kaufen (weil man ein relativ großes Vermögen im Falle des Falles relativ problemlos mit sich führen kann) und Silbermünzen kaufen (um sich auf dem beschwerlichen Weg aus den Krisengebieten, den Goldsack auf dem Rücken, zwischendurch Wasser und Brot leisten zu können). Kleines Detail am Rande: In Griechenland sind derzeit Nirosta-Kochtöpfe weitgehend ausverkauft. Warum? Weil die Dinger schön luft- und wasserdicht sind und man in ihnen das Familiensilber einschließen und im Garten vergraben kann. Klug, hm? Städter und all jene ohne Eigengrund müssen halt auf Spielplätze und öffentliche Grünanlagen ausweichen – und die Location gut memorieren.
Aber zu den Fakten: Der Kreditkartenanbieter card complete hat im ersten Halbjahr 2015 erneut kräftige Zuwächse verzeichnet. Das Umsatzvolumen stieg gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um sieben Prozent auf 6,1 Mrd. Euro, die Zahl der Transaktionen hat um 12 Prozent auf 82,8 Millionen zugelegt. Also von wegen Volk der Barzahler.