Richtige Rote wählen blau
PRIMENEWS sabine bretschneider 23.06.2015

Richtige Rote wählen blau


Den Sozialdemokraten entgleitet derzeit die eigene Ideologie. Ist das der Reformprozess, den die Partei mit einem neuen Parteiprogramm einleiten will?

Unglücksfälle „Menschlichkeit steht für SozialdemokratInnen an erster Stelle” ist heute auf der Website der „Linzpartei” zu lesen. Die Linzpartei, das ist die SPÖ Linz. Verfasser der netten Zeilen ist der Linzer Bürgermeister Klaus Luger, der sich eben mit einer richtig dummen Plakataktion die Finger verbrannt hat. Er bedauert jedenfalls die „unglückliche Wortwahl”, die da u.a. lautete: „Sind auch Sie gegen ein großes Asyl-Zentrum in Linz?” – auf Plakate gedruckt und an 25 Plätzen an Linzer Hauptstraßen von roten Aktivisten präsentiert. Tja, die Wortwahl … Wie also hätte man die Frage anders formulieren können? „Sind auch Sie für anständige, ordentlich geheizte Kleinquartiere für Asylwerber?” Damit hätte man wohl nicht unbedingt kommuniziert, was man zum Ausdruck bringen wollte.

„Nein zu 2. Traiskirchen”

Alternativ dazu gab es auch die Variante „Bürgermeister Luger: Helfen Ja. Nein zu 2. Traiskirchen in Linz!” … Diese orthografisch kreative Aussage schlug, das ging in dem ganzen Tohuwabohu unter, übrigens zwei Fliegen mit einer Klappe: a) Der visuelle Bogen zu den untragbaren Zuständen in Traiskirchen war geschlagen – und b) teilte man der eigenen Klientel mit, dass man sich für mangelnde Deutschkenntnisse auch in Linz nicht schämen muss.
„Linz darf nicht Wien werden”, hatte die FPÖ Linz kürzlich plakatiert; diesem Slogan – der in Wien durchaus Heiterkeit auslöste – wollte man, so die Interpretation, offenbar etwas entgegenhalten. Was die Linzer Stadtroten letztendlich damit zum Ausdruck bringen, ist klar definiert: Wer rot denkt, wählt blau. Wie der Rotwähler traditionellen Zuschnitts darauf regiert, dass er jetzt blau bekommt, wenn er blau wählt und blau bekommt, wenn er rot wählt, sei dahingestellt. Wie sich diese Radikalinski-Propaganda mit dem gültigen Parteiprogramm der SPÖ verträgt, auch.

Nein zum Parteiprogramm

Die SPÖ bekennt sich darin zu „Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität” – und verwehrt sich gegen „Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus”. „Menschen”, so heißt es, „die schwächer und benachteiligt sind, haben ein Recht auf besondere Unterstützung und Förderung”. Die Partei arbeitet derzeit ein neues Parteiprogramm aus. Man darf gespannt sein.

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