••• Von Rudolf Grüner
WIEN. So viel ist sicher: Während sich der trübe rot-weiß-rote Konjunkturhimmel laut den aktuellen Prognosen der Bank Austria-Ökonomen erst allmählich aufhellt, herrscht im Kongressgeschäft auch zu Jahresbeginn 2016 eitel Sonnenschein. Speziell die Spitzendestination Wien mit ihren Veranstaltungsflaggschiffen bleibt – trotz geopolitischen Gegenwinds – auf Schönwetterkurs.
In der Branche sieht man angesichts vermuteter Gefährdungsszenarien keine dunklen Wolken aufziehen – im Gegenteil, wie Experten im Talk mit medianet fast unisono betonen. Tenor: Wien, das sich laut letzten Zahlen der ICCA (International Congress and Convention Association) im internationalen Kongress-Ranking nur Paris geschlagen geben musste, kann vom Ruf als sicherer, urbaner Hotspot gerade in sensiblen Zeiten profitieren.
Standortvorteil
„Im klassischen Kongressgeschäft schwingt das Thema Sicherheit generell mit”, sagt Christian Mutschlechner vom Vienna Convention Bureau. Negative Auswirkungen durch gegenwärtige Ereignisse schließt er – soweit überhaupt möglich – aus. Vielmehr ortet er „einen leichten Anstieg von Kundenanfragen”. Wien würde als Alternative für schon gebuchtes Kongressgeschäft – in Destinationen, die im Moment in der Wahrnehmung ein Sicherheitsproblem haben – geprüft.
Freilich: Ob dann tatsächlich umgebucht werde, lasse sich im Moment noch nicht wirklich feststellen, so der Experte.
Wenig Verunsicherung in Wien
„Es gibt weder Absagen noch Verunsicherungen”, stellt auch Andrea Steinleitner, Obfrau der Fachgruppe Hotellerie der Wirtschaftskammer Wien, klar. Erfreulicherweise halte die steigende Tendenz der Nächtigungen, dank Tagungsindustrie und dem City-Tourismus, ungebrochen an. Mit 1,3 Mio. Nächtigungen sei der Dezember 2015 sogar knapp besser als der Vergleichsmonat 2014 gewesen. Eine „gewisse Verunsicherung” in der Veranstaltungsbranche meint hingegen Gregor Kadanka, Obmann der Fachgruppe Reisebüros der Wirtschaftskammer Wien, zu spüren. Derzeit seien daraus aber keine konkrete Auswirkung auf den Kongressstandort Wien abzuleiten.
Gut gefüllter Terminkalender
Von einem „vielversprechenden Jahr” ohne Turbulenzen geht man auf Anfrage auch in der Hofburg Vienna aus. Direktorin Alexandra Kaszay kann für das laufende Jahr bereits einen gut gefüllten Terminkalender präsentieren. „Bis dato sind 22 nationale und internationale Kongresse und Tagungen fix gebucht.” Kunden können dabei auf das bewährten Sicherheits- und Personenschutzkonzept, das nicht zuletzt aufgrund des permanenten Konferenzsitzes der OSZE entwickelt wurde, zurückgreifen. „In der Hofburg”, betont Kaszay, „sind Sie in guten Händen.”
Sicherheit ist Trumpf
Dass sich Teilnehmer internationaler Kongresse in Wien „völlig sicher fühlen können”, kann auch Susanne Baumann-Söllner, Direktorin des Austria Center Vienna, mit Blick auf Image- und Sicherheitswerte bestätigen.
Für das heurige Jahr meldet sie eine konstant hohe Anzahl an Anfragen. Mit zehn internationalen Großkongressen (und stolzen 77.000 Teilnehmern) stehe zudem ein besonders gutes Veranstaltungsjahr ins Haus. „Europäische Kongressveranstalter kennen in der Regel den Standort Wien sehr gut und schätzen die hohe Sicherheit, die sie hier genießen”, sieht die Expertin hier wenig Erklärungsbedarf.
Etwas anders beurteilt man die Situation jenseits des Atlantiks: Amerikanische Kunden seien laut ACV-Chefin in Bezug auf ihre Sicherheit noch sensibler und wollten genau wissen, welche Vorkehrungen – in der Stadt und vor Ort – getroffen würden. Doch auch hier könne sie die gewünschten Antworten liefern. „Auch angesichts politisch hochrangiger Veranstaltungen, wie den im letzten Jahr bei uns stattgefundenen Iran Talks 2015, sind und bleiben wir sehr gut aufgestellt.”
Wettbewerbsfähigkeit sichern
Neben dem Faktor Sicherheit punkte die Stadt bekanntermaßen mit der ausgewiesenen Lebensqualität, dem reichen Kulturangebot sowie seiner mitteleuropäischen Lage – an der hochfrequenten Flugdrehscheibe zwischen West und Ost.
Baumann-Söllner zufolge sei neben der guten Erreichbarkeit die hohe Wettbewerbsfähigkeit der Hotels und Locations erfolgsentscheidend. Zudem würden alle Partner gemeinsam an einem Strang ziehen. Dass die Strategie von Wien aufgeht, liege insbesondere „an der intensiven und vorausschauenden Arbeit von WienTourismus und seinem Vienna Convention Bureau”.
Inhouse habe man mit der umfassenden Neumöblierung aller Veranstaltungsräume, der jüngst eröffneten Business Lounge, einem Raumlichtkonzept und dem Update der WLAN-Infrastruktur die Weichen auf Wachstum gestellt.
In der Hofburg Vienna reagiert man auf steigende Kundenanforderungen mit „noch ausgeklügelterer Logistik, nachhaltigem Technologieeinsatz und maßgeschneiderten, ganzheitlichen Lösungen”. Das Veranstaltungsportfolio 2016 zeige einmal mehr die Anziehungskraft der Hofburg für Wissenschaft und Forschung, sagt Kaszay. „Größtmögliche Sicherheit in einer angenehmen Atmosphäre und Arbeitsumgebung sowie die Professionalität eines internationalen Kongress- und Veranstaltungszentrums mit langjähriger Erfahrung sind entscheidend, um im globalen Wettbewerb die Positionierung weiter auszubauen.”
Gelebte Partnerschaft
Mutschlechner macht im Engagement der standortrelevanten Player und dem wienweiten Miteinander einen entscheidenden Vorteil aus: „Wachsende Bedeutung haben infrastrukturelle Kriterien – und natürlich auch, wie gut eine Stadt mit den Schlüsselanbietern vernetzt ist; hier liegt Wien im internationalen Vergleich an der Spitze.”