Trionow übt Kritik an den „regulatorischen Sündenfällen”
PRIMENEWS sabine bretschneider 10.03.2015

Trionow übt Kritik an den „regulatorischen Sündenfällen”

Hutchison Drei Austria Der Mobilfunker zieht im Jahresgespräch Bilanz über die Entwicklungen am Markt Österreich – und bei Drei

Acht Prozent weniger Umsatz, Betriebsgewinn um 60 Prozent auf 170 Mio. Euro verbessert. Der „Preisverfall geht weiter”.

Wien. Beim Mobile World Congress vergangene Woche in Barcelona war es das Thema: Die Ansprüche der großen Internetkonzerne wie Facebook, Google oder Netflix an die Kapazitäten der „Pipelines”, die ihre Angebote zum Endkunden transportieren, stellen immer größere und kostenintensivere Anforderungen an die Betreiber der Infrastruktur; zwischen diesen steigenden Investitionskosten und den durch zunehmende Regulierungsbestrebungen (etwa beim Roaming) fallenden Umsätzen klafft die Schere immer weiter auf – und bringt damit auch die großen Player im Mobilfunk in Schwierigkeiten.

Regulierer als Geschäftsstörer

Dazu kommen die Eingriffe der Regulierungsbehörden: Vergangenen Mittwoch etwa beriet in Brüssel der Ausschuss der Ständigen Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten über eine Einigung zur frühzeitigen Herabsetzung der Roaming-Gebühren – dem vierten einschlägigen Eingriff. Als „regulatorischen Sündenfall in einer Marktwirtschaft” bezeichnete es Jan Trionow, CEO von Hutchison Drei Austria, in einer ersten Reaktion und als „populistische Maßnahme”, die am Ende den Konsumenten durch – im Gegenzug – erhöhte Inlandstarife belasten könnten. Dies gelte sowohl beim Roaming als auch beim Konsumentenschutz, der in Österreich „überschießend” sei und lokale Betreiber gegenüber Anbietern im Internet benachteilige. Die geplante Abschaffung der Roaminggebühren werde den Mobilfunkern „von heute auf morgen einen wesentlichen Umsatzstrang abschneiden”. Einstweilen jedoch bleibe Österreich weiterhin „ein Paradies für Mobilfunkkunden” bekräftigte Trionow beim Jahres-Pressegespräch am vergangenen Donnerstag in Wien: Der Markt insgesamt sei gekennzeichnet durch weitere Umsätzrückgänge und einen Verfall der Preise pro Einheit (z.B. Sprachminuten, SMS; Mbit/s) bei steigender Nutzung (siehe Grafik).

Drei rückt T-Mobile näher

Die Ergebnisse von Hutchison Drei Österreich für das Finanzjahr 2014 sehen folgendermaßen aus: Drei gewinnt – „als einziger Anbieter”, wie Trionow betont – Kunden dazu und baut auch den Marktanteil um 1,7% auf 27,6% aus. Allerdings drücken die Regulierungs-effekte auch bei Drei auf die Umsätze: Der Netto-Kundenumsatz (Net Customer Service Revenue) von Drei sank 2014 gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent auf 564 Mio. €. Allerdings konnte Drei den operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 35% von 182 auf 245 Mio. € steigern. Das Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich um 60% von 106 auf 170 Mio. €. Die Gewinnsteigerung beruhe auf den „Synergien aus dem Merger mit Orange”, nämlich einer Senkung der Fixkosten um 19%, so Trionow. Der ARPU, der durchschnittliche Umsatz pro aktivem Kunden, ist um fünf Prozent auf 19,66 € gesunken.

„Big Roll-out”

Mit Stand 3. März 2015 erreicht Drei mit mobilem Breitband via LTE derzeit 70% der heimischen Bevölkerung; bis Sommer 2015 will Drei sein LTE-Netz als erster österreichischer Anbieter flächendeckend ausrollen: „Bei LTE streben wir nichts weniger an als die Poleposition”, lautet Trionows Ansage.„Nachholbedarf” konstatiert der Drei-Chef noch in Bezug auf das Business-Segment; die Businesskunden werden derzeit gezielt mit einer eigenen Kampagne umworben. Im Business-Segment fokussiere Drei weiterhin auf KMU, allerdings stehen auch schin Großunternehmen wie Post, ÖBB und RLB NÖ-Wien auf der Kundenliste.

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