Volkswirtschaftliche Effekte der Geldflut
PRIMENEWS 03.02.2015

Volkswirtschaftliche Effekte der Geldflut

Gastkommentar Quantitative Easing-Programm der EZB

Abwärtsdruck Die EZB beabsichtigt, in den kommenden Monaten über die Notenbanken ihrer Mitglieder Staatsanleihen der Euro-Länder in Höhe von über 1.100 Milliarden Euro zu erwerben, um eine mögliche Deflation zu vermeiden. Im Dezember 2014 fiel die Inflationsrate im Euro-Raum bereits auf minus 0,2 Prozent. Das Abgleiten der Inflationsrate im Euro-Raum gegen Jahresende 2014 in den negativen Bereich stellt aber per se noch keinen schädlichen deflationären Prozess dar. Der Abwärtsdruck wurde einerseits durch den Preisverfall importierter Rohstoffe verursacht und andererseits ist er Ergebnis eines preislichen Anpassungsprozesses, in dem vor allem die Länder an der südliche Peripherie ihre preisbestimmte Wettbewerbsfähigkeit im Euro-Raum verbessern.

Dennoch besteht die realistische Gefahr einer Deflation – und auch das weit verfehlte Inflationsziel der EZB von nahe zwei Prozent rechtfertigt eine weitere Lockerung der Geldpolitik.

Finanzierungskosten der Staaten gesenkt

Die inflationserhöhenden Effekte eines Staatsanleihenankaufs dürfen allerdings nicht überschätzt werden. Die Inflation wird am Anstieg der Verbraucherpreise gemessen – und es ist fraglich, ob die Senkung der Sekundärmarktrendite für diese Anleihen Auswirkungen auf den privaten Konsum haben wird. Ein Vorteil dieser Aktion liegt sicherlich darin, dass hierdurch die langfristigen Finanzierungskos-ten der Staaten weiter gesenkt werden. Da die Mitgliedsstaaten für die kommenden Jahre zu strikter Sparsamkeit verpflichtet sind, könnte sich hierdurch ein kleiner Spielraum für dringend benötigte fiskalpolitische Impulse auftun.

Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit

Wesentlich größere Konjunkturimpulse könnten aber vom Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar ausgehen. Die Zinssenkung macht Finanzanlagen nicht nur im Inland unattraktiver, sondern auch für ausländische Investoren. Der dadurch ausgelöste Nachfragerückgang nach der Gemeinschaftswährung führte bereits bei der Ankündigung des Programms zu einem Wertverlust des Euros.Vor allem den exportorientierten Mitgliedsstaaten des Euro-Raums sollte die dadurch ausgelöste Verbesserung ihrer preisbestimmten Wettbewerbs-fähigkeit gegenüber den USA zugutekommen. Dies gilt aber nicht nur für die Absatzchancen auf dem US-Markt selbst, sondern auch auf all den Märkten, wo diese Produkte in Konkurrenz zu jenen aus dem Euro-Raum stehen. Hiervon sollten vor allem Deutschland und Österreich profitieren. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2015 sollte hierdurch Aufwärtskräfte im heimischen Warenexport sichtbar werden.

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