Wien/Frankfurt. Aus der geplanten Expansion des großen Deutsche-Wohnen-Konzerns nach Österreichwird nichts. Die angestrebte, gut 1 Mrd. Euro schwere Übernahme der conwert Immobilien Invest SE ist geplatzt: Den Deutschen wurden weniger als die erforderlichen 50% plus eine Aktie angedient. Die Annahmefrist lief am Mittwoch um 17 Uhr ab. Die Deutschen hatten 11,50 Euro je conwert-Papier offeriert. Deutsche-Wohnen-CEO Michael Zahn hatte mehrfach ein Nachbessern des Angebots ausgeschlossen. conwert wäre für die Deutschen „eine Option, kein strategisches Asset” gewesen, kommentierte Zahn am Mittwochabend in einer Erstreaktion den geplatzten Deal. Das Angebot sei von einer Spekulationswelle begleitet gewesen, „die unsere sachlichen Argumente verdrängt hat”.
Kursverfall erwartet
Bei conwert, deren Portfolio mit 2,8 Mrd. Euro rund ein Viertel des Werts der Deutsche Wohnen (10 Mrd. Euro Ende 2014) beträgt, bleibt zunächst alles beim Alten, doch steht nach Expertenmeinung nun ein Verfall des Aktienkurses ins Haus. Noch im Jänner notierte die Aktie unter 10 Euro.Größter conwert-Einzelaktionär ist mit 24,4% der Anteile die Haselsteiner Familien-Privatstiftung. Haselsteiner und der Investor Karl Ehlerding hatten im Vorfeld schon gut 30% der conwert-Aktien zugesagt – ein erfolgreiches Übernahmeoffert vorausgesetzt.Deutsche Wohnen hatte sich die vom früheren ÖGB-Financhef Clemens Schneider gelenkte conwert nach langer Überlegung als Zielobjekt ausgesucht, wiewohl nicht alle der rund 27.300 Wohneinheiten der conwert in Deutschland und Österreich zu dem von der Anzahl her fünf Mal so großen Konzern (circa 147.000) gepasst hätten. Auch sah Zahn erhebliche unerledigte Hausaufgaben bei conwert, etwa den hohen Leerstand von zuletzt 7,1% im Wohnbereich.
Match vor Gericht
Beim Bieterkampf zwischen der CA Immobilien Anlagen AG und der Immofinanz bleibt es nicht bei Zeitungsinseraten, über die man die Anleger beeinflussen will. Längst schon werden die Gerichte eingeschaltet. Bereits in der Vorwoche hat die Immofinanz gegen die CA Immo beim Handelsgericht Klage eingebracht: Eine wechselseitige Stillhaltevereinbarung, wonach die beiden Unternehmen zwölf Monate lang keine Aktie des jeweils anderen Unternehmens erwerben durften, habe die CA Immo gebrochen. Die Hauptversammlung der Immofinanz heute, Freitag, verspricht explosiv zu werden: CA-Immo-Vorstand Bruno Ettenauer hat bereits angekündigt, gegen die geplanten Satzungsänderungen stimmen zu wollen. Per Ende März halten der CA Immo-Kernaktionär O1 Group und die CA-Immo-Tocher PHI zusammen ca. 4% des Immofinanz-Grundkapitals. Geht es nach der Immofinanz, soll künftig für die meisten Entscheidungen eine 75%-Mehrheit erforderlich sein. Allerdings führt die CA Immo die gleiche Schwelle ein; das habe O1 beantragt, um „Waffengleichheit herzustellen”, so Ettenauer. Die CA-Immo hat ebenfalls rechtliche Schritte eingeleitet, u.a. weil Immofinanz-CEO Eduard Zehetners Vorwurf, man habe Meldepflichten bezüglich des Aktienbestandes nicht eingehalten, nicht stimme. Darüber hinaus wurde die Übernahmekommission und die Finanzmarktaufsicht (FMA) mit der Frage der Zulässigkeit des Aktienrückkaufs durch die Immofinanz befasst. Zehetner habe in der sensiblen Phase des Übernahmeangebots das „extrem aggressive Rückkaufprogramm gestartet”, seither sei der Kurs der Immofinanz-Aktie über die von der CA Immo angebotenen 2,80 Euro gestiegen. Dass die geplante Senkung der Beteiligungsschwelle für ein verpflichtendes Übernahmeangebot von 30 auf 15% nicht ungewöhnlich sei, wie von der Immofinanz behauptet, bestreitet Ettenauer; den Vorwurf, das Stillhalteabkommen gebrochen zu haben, ebenfalls – es sei nie in Kraft getreten. Die CA Immo hatte erstmals am 24.2. Interesse an Immofinanz im Ausmaß von rund 15% bestätigt; am 23.3. kündigte Immofinanz ein freiwilliges öffentliches Teilangebot für 29% des ausstehenden Grundkapitals der CA Immo an.(APA/lk)