Der Retail-Immomarkt bleibt in Veränderung
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FINANCENET REAL:ESTATE 08.05.2015

Der Retail-Immomarkt bleibt in Veränderung

Colliers International Der Online-Handel setzt den B-Lagen zu, Crossover-Lösungen sind gefragt. Retailer in Spitzenlagen mit richtigen Produkten haben weiterhin kaum Probleme, meint Österreich-Geschäftsführer Georg Muzicant.Bei den Einkaufsstraßen werde es verstärkt zur Differenzierung kommen.

Wien. Erfolge im Retailbereich, dem Schwerpunkt von Colliers International Österreich, meldete vor Kurzem dessen Wiener Team für Einzelhandelsobjekte unter der Leitung von Stefan Goigitzer: Es hat zwei Top-Standorte in Wien und Linz vermittelt. In Wien wurde auf der Kärntner Straße die 330 m2 große Shopfläche von Triumph an die Textilkette Calzedonia/Falconeri vermietet. Die Übergabe der Räumlichkeiten hat vor wenigen Tagen stattgefunden. In Linz wiederum wurde „ein sehr prominent gelegenes Ecklokal” am Beginn der Linzer Landstraße direkt am Taubenmakt von der Bawag über die Vermittlung von Colliers International an Cadenzza, ein Unternehmen der Swarovski Gruppe, vermietet. „Dies beweist einmal mehr, dass die Linzer Innenstadt längst zu einer der Top-Lagen in Österreich zählt”, heißt es bei Colliers Wien.

„Der Retailmarkt war im Vorjahr von Veränderungen geprägt”, zieht Colliers Österreich-Geschäftsführer Georg Muzicant Bilanz. Habe es Anfang des Jahres noch hohe Nachfrage nach Handelsflächen gegeben, habe sich dies infolge von Umsatzrückgängen durch die Ukraine- und die Griechenland-Krise abgekühlt. In den Spitzenlagen allerdings sei die Nachfrage größer als das Angebot, „was wohl noch längere Zeit anhalten wird”, so Muzicant im Gespräch mit medianet.
Dieses Jahr laufe es nach einem verhaltenen Start auch in den tourismusabhängigen Luxusmeilen wieder ganz gut: „Die meisten Betreiber und Mieter im Goldenen Quartier zeigen sich uns gegenüber zufrieden”, erklärt Muzicant. Colliers hat ja die Umstrukturierung des Stadtteils zwischen Tuchlauben, Graben und Hof wesentlich mitverantwortet. Seit einem Jahr schon sei es vollvermietet, „den Retailern mit den richtigen Produkten geht es ausgezeichnet”, so Muzicant. Lediglich die Seitengassen mit weniger Kunden-Frequenz litten – wie auch andere weniger attraktive Lagen – am Wandel, den der Internethandel mit sich bringe.

Crossover-Lösungen gefragt

„Den stationären Handel wird es trotzdem immer geben”, ist Muzicant überzeugt, „aber er muss Zusatznutzen bieten, andere Lösungen finden, wie sie die Kunden trotz der Tendenz zu Online-Shopping bedienen können.” Dies sei mit Crossover-Angeboten zu bewerkstelligen. „Der stationäre Handel wird sich immer mehr auf ausgewählte High Streets konzentrieren, ehemalige Geschäftslagen wie Landstraße, Thaliastraße oder Lerchenfelder Straße werden immer mehr zu einem Nahversorgungsthema, mit Bankfilialen, Drogerien, Supermarkt, Diskonter, durchaus auch Gastronomie – was eben für den täglichen Bedarf gebraucht wird”, glaubt Muzicant.
Bei den High Streets dagegen – Beispiel Mariahilfer Straße – stehe bei der Bevölkerung auch die Erlebniserfahrung im Vordergrund. „B-Lagen dagegen werden weiter durch den Onlinehandel geschwächt werden.”

MaHü: ein fesches Konzept

Die Begegnungs- und Fußgängerzonen dort seien sehr repräsentativ gemacht worden, der breite Boulevard gefällt. Muzicant: „Die Preise werden allerdings nun stag-nieren, es gibt dort ja auch fast doppelt so viel Retailfläche wie im ,Goldenen U'.” Da diese heute primär in institutionellen Händen seien, die sie entwickelt hätten, kämen auch relativ viele Flächen auf den Markt. Bei den Fachmarktzentren und den Einkaufszentren sieht Muzicant zu viel Fläche in Österreich: „Hier sollte es einen massiven Stopp bei den Widmungen geben, obwohl auch die Umwelt- und Verkehrsauflagen heute viel strenger geworden sind.”
Außerhalb Wiens in den Landeshauptstädten sieht Muzicant ebenfalls Optimierungsbedarf: Es werde noch zu wenig bei der Stadtplanung bedacht; wie viel Retail verträgt eine Stadt und wie platziert man es. „Das ist in Graz ganz extrem so, in Linz und Innsbruck etwas weniger akut. Dämmt man den Neubau nicht ein, graben sich alle gegenseitig das Wasser ab.”
Wie in Wien sei die Nachfrage in den Landeshauptstädten auch in den 1B-Lagen geringer. (red)

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