Deshalb in die Ferne schweifen
© Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe
Exportexperten Andreas Gobiet, Harald Waiglein, Gunter Schall, Ferdinand Schipfer, Christoph Huter, Michael Otter (v.l.).
FINANCENET REAL:ESTATE PAUL CHRISTIAN JEZEK 10.03.2017

Deshalb in die Ferne schweifen

Die Expertise österreichischer Architektur-, Ingenieur- und Ziviltechnikerunternehmen ist weltweit gefragt.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Die Exportleistungen kommerzieller Dienstleistungen wie Architektur- und Ingenieurwesen betrugen zuletzt jährlich mehr als 35 Mrd. € bzw. rund 10% des BIP. Von volkswirtschaftlicher Relevanz ist dies deshalb, weil jeder Euro an Architektur- und Ingenieurdienstleistungen rund sechs Euro an Warenlieferungen ins Ausland nach sich zieht.

Für rund 80% der im Ausland tätigen Befragten ist der europäische Raum der erfolgreichste; etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen nannte den asiatischen Raum und etwas weniger als ein Drittel ist oder war in ­Afrika und Nordamerika tätig. An vierter Stelle liegen mit weniger als zehn Nennungen ­Lateinamerika und Ozeanien.
Als derzeitige Schwerpunktländer in Europa liegen Zentral- und Ost- bzw. Südosteuropa (CEE/SEE-Länder) und Deutschland ganz vorn. Interessant ist: Bei den zukünftigen Wunschgebieten innerhalb Europas sind Deutschland, gefolgt von Skandinavien, Schweiz und England, vorn, die CEE/SEE-Länder ­rücken jedoch an die letzte Stelle.

Die Top-Bereiche

Mit 22 und 17% stellen der Hoch- und Tiefbau den größten Anteil dar, gefolgt von Energieconsulting mit 15, Wasserbau- und Umwelttechnik mit 12%, Vermessungswesen sowie Industrielle- und Gebäudetechnik mit 9 und 8 sowie Raum- und Landschaftsplanung mit 5%.

Geldmangel & Korruption

Von rund 48% der Befragten wird die Finanzierung von Projekten als größtes Hindernis betrachtet, gefolgt von den Bestimmungen des österreichischen Arbeitsrechts und lokalen Rahmenbedingungen, die Projekte oftmals verhindern.

Hinter Letzterem verbirgt sich das Stichwort Korruption: Während sich rund die Hälfte der Befragten als unverwundbar im Hinblick auf Korruption einschätzte, gaben jeweils knapp 30% der Umfrageteilnehmer an, sich in korruptionsanfälligen Märkten grundsätzlich nicht für Aufträge zu bewerben bzw. sind der Überzeugung, dass Projekte aufgrund diesbezüglicher lokaler Rahmenbedingungen in der Vergangenheit bereits gescheitert sind.
Der Blick in die Zukunft ist immerhin für rund 40% der Befragten eher pessimistisch: Sie schätzen die zukünftigen Chancen, zu Aufträgen im Ausland zu kommen, deutlich schlechter ein als heute. Als häufigster Grund dafür wird der Konkurrenzdruck von Billigstanbietern, insbesondere aus den Schwellenländern, genannt. Ebenso angeführt werden hohe Steuern und Abgaben, die das Honorarvolumen österreichischer Dienstleister nach oben schrauben und diese damit im internationalen Wettbewerb benachteiligen.
Wer in eine positive Zukunft blickt, setzt auf zukunftsweisende Technologien wie BIM, Lebenszyklusbetrachtungen im Planungsprozess und das hohe Know-how aus Österreich, das insbesondere in Entwicklungsländern gefragt ist.

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