••• Von Paul Christian Jezek
WIEN. Hotels können durchaus mehr sein als Beherbergungsbetriebe. Manche sehen sie gar als „hohe Schule” beim Geldanlegen – Know-how und das nötige Kapital vorausgesetzt.
Zugegeben: Als Durchschnittsbürger beurteilt man Hotels normalerweise wohl eher nach der Qualität des Frühstücksbuffets oder vielleicht nach dem Schuhputzservice. Dass es sich bei den feinen Häusern auch um eine Assetklasse handelt, die überraschenderweise besonders in Österreich boomt, ist hingegen nicht wirklich großflächig bekannt. Dabei stellten Investments in Hotelimmobilien hierzulande 2016 mit 26% des gesamten Transaktionsvolumens (rund 2,8 Mrd. €) bereits die zweitstärkste Assetklasse hinter Büroimmobilien (ca. 40% des gesamten Investmentvolumens) dar.
„Dieses rekordverdächtige Transaktionsvolumen ist auf die kontinuierlich positive wirtschaftliche Entwicklung des Hotelmarkts und auf das Image des Landes als ‚safe haven' in einer Welt voller Unsicherheiten zurückzuführen”, erklärt Markus Beike, Managing Director Northern and Eastern Europe beim Immobilienberatungsunternehmen CBRE. „Interessant ist das gleichermaßen sowohl für nationale wie auch für globale Investoren.”
Das waren die Biggest Deals
Der Fokus bei Hotelinvestments lag im Vorjahr auf Wien, wo einige sehr prominente Objekte den Eigentümer wechselten: das Hilton Vienna am Stadtpark ging für ca. 169 Mio. € von der Raiffeisenzentralbank an die private Investorengruppe Betha Zwerenz & Krause GmbH, das Hotel Imperial wurde von Starwood Hotels & Resorts an die Al Habtoor Group LLC für rund 70 Mio. € verkauft.
Auch in einigen Landeshauptstädten sowie Tourismusregionen wurde in Hotels investiert. So kaufte z.B. der Privatinvestor und Eigentümer der Polytec-Gruppe Friedrich Huemer im Laufe des Jahres vier Falkensteiner Hotels. Zudem profitierte der österreichische Hotelinvestmentmarkt von einigen paneuropäischen Portfolio-Transaktionen, im Zuge derer u.a. auch die beiden NH-Hotels am Wiener Flughafen und in Salzburg den Eigentümer wechselten.
„Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Hotelinvestments auch heuer weiterhin vorhanden sein wird, rechnen aber nicht damit, dass die Rekordmarke von 2016 geknackt werden kann”, konstatiert Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE Österreich.
Die lange auf stabilem Niveau liegenden Renditen für Wiener Hotelimmobilien sind seit 2015/16 leicht gefallen: Für Hotels mit Management-Vertrag lagen sie per Ende des vierten Quartals 2016 bei ca. 5,5%, für jene mit operativem Pachtvertrag bei ca. 3,5%.
Vor allem Markteintritte internationaler Hotelmarken haben den österreichischen Hotelmarkt in den vergangenen Jahren geprägt und die Anzahl der anlagefähigen Hotelimmobilien für Investments beeinflusst. Der Großteil der neuen Hotels wird über Managementverträge oder operative Pachtverträge geführt – d.h. die Investoren sind nicht in das operative Hotelbusiness involviert.