••• Von Helga Krémer
WIEN. Beim digitalen Coface-Wirtschaftsforum für Österreich standen die Auswirkungen, die die Corona-Pandemie auf Unternehmen, Branchen und Märkte hat und noch haben kann, im Mittelpunkt. Experten diskutierten über die Perspektiven für Österreich.
Unsere Alpenrepublik steht in der Coface-Länderbewertung momentan auf einer A2, mit A1 ist derzeit weltweit kein einziges Land bewertet. „Auch wenn eine gewisse Unsicherheit bleibt, ist die österreichische Wirtschaft branchenübergreifend stabil. Als einziges Land in Westeuropa hat Österreich keine Branche mit ‚sehr hohem Risiko'”, erläutert Dagmar Koch, Country Managerin von Coface Österreich.
„Österreich ist daher auf einem sehr guten Platz, von A1 aber noch weit entfernt”, sagt dazu Christiane von Berg, Coface Regional Economist, und führt aus: „Euren Hauptexport-ländern geht es noch nicht ganz so gut, daher ist die Bestnote A1 noch nicht in Reichweite.” So stehen Deutschland, die USA und Frankreich auf A3, Italien nur auf B – so wie China, Polen, Tschechien und Ungarn auf A3. „In unsere Branchenbewertung fließen nicht nur Makroökonomie, sondern auch Zahlungserfahrung, Unternehmenslandschaft, Rechtssicherheit, politische Risiken und Bankensicherheit mit hinein”, so die Ökonomin.
Blick auf die Welt
Was das Wachstum, global betrachtet, betrifft, stehe Chinas Aufschwung und Wachstum laut von Berg „auf tönernen Füßen, weil auf Pump”. Das Wachstum in den USA sei vom Konsum getrieben. Aufträge würden jedoch nicht in Produktion umgesetzt, „das kann als Bremse wirken”. Und im Euro-Raum sei die langsame Erholung von zunehmender Inflation geprägt.
Bei der Inflation in Österreich erwartet Coface Regional Economist Zentral & Osteuropa Grzegorz Sielewicz ein Einpendeln am aktuellen Stand; getrieben sei die Inflation von den Rohstoffpreisen, nicht nur vom Ölpreis.
Blick auf Österreich
Die Kurzarbeitsprogramme hätten dem heimischen Arbeitsmarkt gutgetan, meint Sielewicz: „Die Arbeitslosenquote war nicht so hoch, wie diese Krise es eigentlich vermuten ließe.” Bezogen auf die EU, sieht der Ökonom eine langsame Erholung. Für die Konjunkturerholung bleibe der Impf-Fortschritt entscheidend.
Bemerkenswert seien allerdings die zurückgegangenen Pleiten. „Die Unternehmensinsolvenzen fielen extrem während der Pandemie – wegen Konjunkurmaßnahmen, Liquiditäsprogrammmen oder Zuschüssen. Sobald diese Programme auslaufen, erwarten wir ‚versteckte' Insolvenzen.” Wann? „Mit Verspätung und nicht vor dem Herbst 2021”, meint Sielewicz.
Wird dann eine regelrechte Insolvenzwelle über uns hereinbrechen? Dagmar Koch winkt ab: „Eine Insolvenzwelle erwarten wir nicht, aber eine gesunde Marktbereinigung. Nach einem Insolvenzrückgang von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist man geneigt zu sagen: no na.” Diese Thematik sei davon abhängig, wie schnell die verschiedenen Hilfsprogramme ausliefen, spätestens 2022/23 sei dann mit stetigen Anstiegen zu rechnen.
Blick in die nähere Zukunft
In der aktuellen Branchenalyse wurde keine Branche herabgestuft. „Wir versuchen, nicht in die Zukunft zu schauen, sondern in die nächsten drei Monate – und da sieht es sehr schön und sehr sonnig aus”, prognostiziert Zuzana Kubandova, Head of Risk Underwriting Coface Austria, das „Wetter” und fasst zusammen: „Unternehmen, denen es vor der Krise schlecht gegangen ist, wird es auch nach der Krise schlecht gehen. Der Rebound hat gestartet, hie und da durchaus mal ein Wölkchen, aber grundsätzlich stehen Österreichs Unternehmen gut da.”