••• Von Paul Christian Jezek
MÜNCHEN. Eigentümer von Gewerbeimmobilien legen seit Jahren Wert darauf, ihre Immobilie als Marke zu positionieren – und zwar bereits bevor das Gebäude gebaut ist.
Künftig werden potenzielle Mieter und Käufer nicht nur über den Namen und individuelle Konzepte emotional angesprochen, sondern ebenso über virtuelle Erlebnisse. „Damit können Interessenten die Immobilie bereits betreten, lange bevor ihr Grundstein gelegt ist”, erläutert Malte Tschörtner, Geschäftsführer der Modal M GmbH.
„Live” dank Datenbrillen
Als Berater und Generalplaner steuert Modal M seit neun Jahren sämtliche kommunikativen und baulichen Prozesse, die für einen Um-, Aus- oder Neubau von Grundstücken und Bestandsimmobilien im Gewerbebereich in Deutschland, Europa und den USA erforderlich sind.
Dazu zählt auch die Vermarktung der Immobilie für Investoren und Eigentümer. Diese wird laut Tschörtner zunehmend digital. „Seit den 1990er-Jahren werden Immobilien immer aufwendiger beworben. Auf die einfache Zeichnung folgten 3D-Renderings. In den vergangenen fünf Jahren haben Imagefilme an Bedeutung gewonnen, die sich teilweise sogar an Hollywood-Blockbustern orientieren. Auch die Marketing-Lounge ist für viele Eigentümer mittlerweile unabdingbar. Hier können Interessenten vom Bodenbelag bis zum Wasserhahn sehen und fühlen, wie das geplante Büro eingerichtet werden kann. Bei all diesen Maßnahmen steht das Erlebbarmachen einer Immobilie im Mittelpunkt, die oft nicht einmal als Rohbau existiert.”
Genau darum geht es auch bei einer Entwicklung, die seit einiger Zeit Immobilienmarketing-Experten für sich entdecken: die VR-Technologie. Hochauflösende Brillen und Bildschirme ermöglichen Interessenten, durch ein neues Bürogebäude zu laufen, ohne dass dieses existiert. Sie können räumliche Dimensionen einschätzen, Perspektiven wechseln, Wandfarben, Möbel und Bodenbeläge auswählen und live sehen, wie sich Zimmer durch Farben, Muster und Materialien in ihrer Wirkung verändern.
Ein zusätzlicher Baustein
Dass Virtual Reality Renderings und Konzeptbüros vollständig ablösen wird, glaubt Tschörtner jedoch nicht. „Natürlich wäre es für Immobilien-Eigentümer kostengünstiger, komplett auf VR umzustellen.”
Allerdings: Ebenso wie computergenerierte Welten im Medizinbereich nicht die Operation oder in der Automobilindustrie den Zusammenbau der Fahrzeuge ersetzen, werden sie in der Immobilienbranche nicht das persönliche Gespräch nahe dem Entstehungsort des Objekts und das Berühren von Materialien durch den potenziellen Kunden ersetzen. Tschörtner: „Die neue Technologie ist daher ein zusätzlicher Baustein, der das Immobilienmarketing weiter vorantreibt und die Beratung erleichtert – für beide Seiten.”