1.300 Insolvenzen in sechs Monaten
© APA/dpa/Bernd Weißbrod
Nach aktuellen Schätzungen stehen in Öster­reich aktuell über 550.000 m² Verkaufsfläche zur Disposition. Besonders mittel­große und kleinere Städte weisen wachsende Leerstands­raten auf.
RETAIL Redaktion 25.08.2023

1.300 Insolvenzen in sechs Monaten

Die Zahl der Firmengründungen nahm im ersten Halbjahr 2023 ab, die Zahl der Pleiten schoss deutlich in die Höhe.

WIEN. Im ersten Halbjahr 2023 meldeten in Österreich 1.284 protokollierte Unternehmen Insolvenz an. Das entspricht einem Anstieg um 16% gegenüber der Vorjahresperiode; mehr Konkurse wurde in den ersten sechs Monaten eines Jahres seit 2019 nicht mehr registriert.

Während die Geschäftsschließungen zunahmen, ging die Zahl der Neugründungen in Österreich im gleichen Zeitraum um ebenfalls 16% zurück. Das zeigt eine Studie von Dun & Bradstreet, welche die Anzahl der Insolvenzen und Firmengründungen in Österreich im ersten Halbjahr 2023 beleuchtet.

Schlechtes Geschäftsklima

Die Entwicklung sowohl bei den Konkursen als auch den Neugründungen lasse erkennen, dass sich in Österreich das Geschäftsklima verändert hat, folgern die Studienautoren. Die Ursachen dafür seien auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Zum einen sind staatliche Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie weggefallen, was es vielen Unternehmen erschwert habe, ihren Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Zum anderen sei das unternehmerische Umfeld mit hohen Energiepreisen, gestiegenen Finanzierungskosten, einer abnehmenden Konjunkturdynamik und geopolitischen Risiken weiterhin herausfordernd.

Die meisten Insolvenzen unter allen Bundesländern verzeichnete im ersten Halbjahr erwartungsgemäß die Landeshauptstadt Wien mit 589 registrierten Fällen – um acht Prozent mehr als im Vorjahr. Den mit Abstand stärksten prozentualen Anstieg verbuchte indes Kärnten: Hier haben sich die Konkurse im ersten Halbjahr nahezu ver­dreifacht (plus 191% auf 93 Fälle). Eine starke Zunahme der Geschäftsschließungen meldeten auch Niederösterreich (+25%) und Oberösterreich (+21%). Gegen den Trend konnte sich einzig das Bundesland Vorarlberg stemmen, wo die Insolvenzen um 14% (bzw. drei Pleiten) auf 18 Fälle rückläufig waren.

Weniger Neugründungen

Was die Geschäftseröffnungen betrifft, wurden in Österreich im ersten Halbjahr 10.081 Neugründungen registriert – und damit um 1.913 weniger als in der Vorjahresperiode. Die sowohl absolut als auch prozentual stärkste Abnahme verzeichnete die Branchenkategorie „Diverse Dienstleistungen”, in der in Summe um 44% bzw. 2.057 weniger Firmen als in der Vorjahresperiode eröffnet wurden. Auch im Immobiliensektor gab es weniger Gründungen (–39%). Allerdings gibt es auch Branchen, welche einen Gründerboom verzeichneten: Dazu zählen die Bereiche „Persönliche Dienstleistungen (+194% auf 379 Neugründungen) und „Herstellung” (+55% auf 194 Geschäftseröffnungen).

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