Abholmärkte machen Radatz unabhängiger
© Radatz
RETAIL Redaktion 28.11.2025

Abholmärkte machen Radatz unabhängiger

Franz Radatz erklärt, wie eine 20 Jahre alte Idee für mehr Resilienz in einem schwierigen Marktumfeld sorgt.

Das Familienunternehmen Radatz steht, wie viele andere Lebensmittelproduzenten, vor großen Aufgaben. Die sich nach oben drehende Preisspirale bei Rohstoffen, Energie, Logistik und Lohn ist eine Herausforderung. Eine weitere stellt der LEH dar, der gerne auf Eigenmarken setzt. Doch das Unternehmen findet Wege, mit einem sich verändernden Markt umzugehen, wie Geschäftsführer Franz Radatz sen. gegenüber medianet im Interview darlegt.

„Kompensation ist gelungen“
„Das vergangene Jahr stellte uns vor einige spannende Herausforderungen“, blickt Radatz auf die letzten Monate zurück. Der mengenstärkste Artikel wanderte in die Eigenproduktion einer Handelskette. „Die Aufgabe bestand darin, dies mit alternativen Produkten und Vertriebsschienen zu kompensieren. Dies ist gut gelungen.“ Zunächst zu den Produkten. Das Unternehmen hat gut funktionierende Produktgruppen ausgebaut. Die bereits große Anzahl an Käsekrainer-Varianten wurde erweitert. Neu sind beispielsweise Chili-Cheese-Käsekrainer sowie American-Style-Käsekrainer mit Ahornsirup und Mac and Cheese. Auch in anderen Bereichen hat sich einiges verändert: So wird weniger Leberkäse verkauft, dafür mehr geschnittene Ware und Fertiggerichte. Das passt in den schon anderorts registrierten Trend zu Convenience-Produkten.

Selber machen
Für jene, die eine schnelle Mahlzeit brauchen, bietet Radatz im LEH ein breites Sortiment an. Die heißen Theken in den eigenen Fleischerei-Fachgeschäften bedienen den Convenience-Trend ebenfalls. Der SB-Bereich wird dagegen mit den Radatz-Wurstgroßmärkten abgedeckt. Bereits vor 20 Jahren entstand aus einem freitäglichen Rampenverkauf in der Zentrale in Wien-Erlaa der erste Markt.

Daraus entstand am benachbarten Gelände 2005 der erste Abholmarkt. 2008 folgte der nächste in Gerasdorf beim Tochterbetrieb Stastnik. Seit 2009 ist man in Ottakring vertreten, mittlerweile auch in Schwechat, Neusiedl oder Kittsee. Seit 2019 firmieren die Standorte unter der Marke „Radatz Wurst-Großmarkt“. Mit der Eröffnung im November in Bruck/Leitha gibt es 15 davon. Dort bietet man ein großes Sortiment an Radatz- und Stastnik-Produkten sowie ausgewählten Partnerwaren. Zusätzlich gibt es ein Angebot an Anschnitten und Mehrmengen direkt aus der Radatz- und Stastnik-Produktion. Rund 1,3 Mio. Kunden besuchen die Märkte jährlich.

Kein Spielraum
Dies bedeutet aber nicht, dass es keine Problematiken gibt. Zwar hat sich das Schweinefleisch aktuell stabilisiert, aber „die Entwicklung im Bereich Rindfleisch ist dramatisch. Die Preisanstiege haben mittlerweile ein Niveau erreicht, das am Markt schwer darstellbar wird.“ Hier fehlt tatsächlich die benötigte Menge am Markt, um sinnvoll produzieren zu können. Er wünscht sich mehr Verständnis und sagt unmissverständlich: „Die Diskussion über Nahrungsmittelpreise beschäftigt alle Seiten, wobei hier in unserer Branche absolut kein Spielraum besteht, da schon seit Jahren keine ausreichenden Preiserhöhungen realisiert wurden.“ Immerhin: Der Fleischmarkt in Österreich hat einen Vorteil gegenüber anderen Branchen: „In unserem Markt spielen allerdings auch noch keine internationalen Markenkonzerne.“

Ausgezeichnete Qualität
Das Wirtschaften in diesem herausfordernden Marktumfeld würde nicht funktionieren, wenn die Produktqualität mangelhaft wäre. Neben entsprechenden Absatzzahlen gibt es auch stets Experten-Jurys, die dies bestätigen. Erst jüngst wurde das 1998 übernommene Unternehmen für mehrere Produkte bei Her­stellerauszeichnungen „DLG-Preis für langjährige Produktqualität“ prämiert, mit neunmal Gold.  „Diese Auszeichnungen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, freut sich Franz Radatz abschließend. Wenn die Zahlen also sowohl bei Experten als auch bei den Kunden stimmen, dann hat man sich der spannenden Herausforderung erfolgreich gestellt.

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