Anker: kein leichtes Brot neben Backshops & Co
© Pianka; Harald Eisenberger
RETAIL Jutta Maucher 09.06.2015

Anker: kein leichtes Brot neben Backshops & Co

Bäcker habens nicht leicht Ralf Teschmit, Vertriebsleiter von 115 Anker-Filialen, im medianet-Interview: Wie Anker mit mehr Service plus Sonntagsöffnung der verstärkten LEH-Konkurrenz paroli bieten will.

Wien. Bäckereien haben es in Zeiten wie diesen nicht leicht. Beinahe jeder Supermarkt, zuletzt insbesondere Diskonter Hofer, hat mittlerweile seinen eigenen Backshop, in dem günstige Backware verkauft wird. Diese kann qualitativ durchaus mit einzelnen Backwaren aus der Bäckerei mithalten. Wie sich der Traditionsbäcker Ankerbrot in diesem Umfeld behauptet, erklärt der neue Vertriebsleiter Filialen, Ralf Teschmit, im Interview mit medianet.

medianet: Wie kann sich Ankerbrot, der traditionelle Bäcker Wiens, im verstärkten Mitbewerb behaupten?
Ralf Teschmit: Anker präsentiert sich extrem dynamisch, hat auch in seinem Management völlig umgestellt. Heute gibt es vier Bereiche, die eigenverantwortlich gemanagt werden: Logistik, Einzelhandel, Produktion und der von mir geführte Filialbetrieb. Und Anker hat daneben, wie Sie sagen, eine große Tradition: Jeder hier in Wien hat seine Anker-Geschichte.

medianet: Wo sehen Sie in diesem Umfeld den USP des Unternehmens?
Teschmit: Wir bieten eine Vielzahl von USPs, die uns auch im Mitbewerb hervorheben. Service ist einer davon. Dieser zeigt sich etwa in den Sonntagsöffnungszeiten. Da scheuen wir auch keine Mehrkos-ten, die Sonntagsarbeit naturgemäß beinhaltet. 60 der 115 Anker-Filialen sind am Sonntag geöffnet. Und: Wir sind der größte Bäcker Wiens. Durch unsere 115 Filialen sind wir immer in der Nähe. Da der Kunde in der Bäckerei immer mehr impulsgetrieben ist und es primär nicht mehr um Versorgung geht, ist diese Nähe natürlich ein wirtschaftlicher Vorteil.

medianet: Wie sieht es in Sachen Frische und Qualität aus, ein Argument, das oft von den Supermarktketten angeführt wird?
Teschmit: Unsere Snacks und Joghurts werden frisch vor Ort in den Filialen zubereitet. Wir bieten zudem echte Wiener Gustostückerl an, wie etwa Topfengolatschen und die werden natürlich selbst hergestellt. Die wohl nachhaltigste Entwicklung der letzten Monate auf der Produktebene sind die ‚Meis-terstücke'. Bei diesen Produkten arbeiten wir mit unserem Natursauerteig, der seit 30 Jahren nicht verändert worden ist. Was ich hier an dieser Stelle ausdrücklich anmerken möchte: Wir haben bei den Meisterstücken aktuell zweistellige Umsatzzuwächse. Und letztlich sind es wohl die Besonderheiten, die uns auszeichnen und gegenüber dem Mitbewerb hervorherheben. So bieten wir einen Gugelhupf mit Dinkelmehl an – und der wird von den Kunden sehr gut angenommen. Auch das vegane Suppensortiment hat eine überragende Nachfrage, die unsere Erwartungen bei Weitem übertrifft. Und: Unsere Handsemmeln kosten zwar 75 Cent, sind aber von einer Qualität, die Sie sonst nicht erhalten, und sie schmecken noch am nächsten Tag frisch.

medianet:
Trotzdem bleibt Anker das Image des Alten, des Traditionellen anhaften?
Teschmit: Anker ist aktiv in der gesamten Social Media-Szene unterwegs. Und das bemerken die Jungen, die Studenten. Aktuell auf den Markt gekommen sind etwa vier neue Shakes. Mit dem Codeword ‚Schlürf' erhielten Facebook-User exklusiv eine Woche vor der Einführung einen Gratis-Shake. Und was auch dem Trend der Zeit entspricht: Bei diesen Produkten setzen wir auf wenig Kalorien und natürliche Zutaten. Das war bei Frucht mit dem Fruchtmarkt noch relativ einfach. Besonders schwierig gestaltete es sich aber, einen geschmackvollen Pulverkakao-Geschmack zu finden.

medianet: Zum modernen Image sollen ebenso die Filialen beitragen. Wie läuft die vor zwei Jahren gestartete Modernisierungsoffensive?
Teschmit: Bis Herbst werden alle 115 Filialen umgestellt sein, rund zwei Filialen pro Woche sind im Umbau begriffen. Von außen präsentieren sich alle Filialen dann mit dem neuen Anker-Logo, innen lädt der gemütliche Sitz-bereich zum kurzen oder längeren Verweilen ein. Eines der Highlights sind die neuen, hochwertigen Kaffeemaschinen, die mit einer Premium-Kaffeequalität nicht nur für ein optisches, sondern auch für ein kulinarisches Schmankerl sorgen.

medianet: Gibt es neben dem Filial-umbau einen Filialausbau?
Teschmit: Dieser passiert zunächst vor allem durch unsere Franchise-Offensive, die wir 2011 gestartet haben und die etwa in der Slowakei sehr erfolgreich ist. Darüber hinaus sind wir dabei, an strategisch wichtigen Standorten Richtung Westen Anker-Filialen zu etablieren. Anker in Linz ist also durchaus möglich, in Salzburg sind wir bereits vertreten. Aber wir sind auch gegenüber attraktiven Standorten in Wien nicht verschlossen und haben hier immer wieder Möglichkeiten – denn nicht nur mit Smaragden, sondern auch mit Meisterstücken ist es möglich, in der Wiener Innenstadt zu brillieren.

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