Bäcker vs. Aldi Süd: Gutachter soll nun klären, was „Backen” ist
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RETAIL Nataša nikolić 08.07.2015

Bäcker vs. Aldi Süd: Gutachter soll nun klären, was „Backen” ist

Rechtsstreit Seit mittlerweile vier Jahren streiten Bäcker und Aldi Süd vor dem Duisburger Landgericht darum, was unter „Backen” zu verstehen ist. Ein Gutachter soll nun entscheiden.

Duisburg/Wien. Was Amazon für Buchhändler ist, sind Hofer, Lidl, Rewe und Spar für Bäckereien: Die Backshops der Händler setzen Traditionsbäckerein immer mehr unter Druck, die mit den niedrigen Preisen nicht mithalten können.

In Deutschland setzen sich Bäcker zur Wehr und zogen bereits vor vier Jahren gegen Diskonter Aldi Süd vor Gericht. Die wettbewerbsrechtliche Klage richtet sich gegen eine Aldi-Werbung, in der behauptet wird, dass in den Filialen frisch gebacken werde. „Das sind große Blackboxen, wo kein Mensch weiß, was da passiert”, kritisiert Daniel Schneider, Referent für Lebensmittelrecht beim Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. Schneiders Schlussfolgerung: „Das kann kein Backen sein.” Ob das Backen ist oder eine Irreführung von Verbrauchern, wird nun ein Gutachter klären, der die Backautomaten inspizieren soll. Aldi Süd, zu dem auch Hofer gehört, argumentiert damit, dass in seinen Backöfen ein Backvorgang stattfindet, somit könne von einer bloßen „Bräunung” der Ware nicht die Rede sein. Bereits 2011 wollte die Landgerichts-Kammer die Automaten unter die Lupe nehmen, doch der Diskonter legte sich quer, woraufhin ein Sachverständiger bestellt wurde.
Auch in Österreich haben kleine Bäckereien mit den großen Konkurrenten zu kämpfen. Laut Bundesinnung der Lebensmittelgewerbe der WKO ist die Zahl der Bäcker in Österreich in den letzten 50 Jahren massiv zurückgegangen. Waren es 1965 noch 5.120 Bäckerbetriebe, schrumpfte die Zahl bis 2013 auf 1.583 Betriebe (mit 20.445 Mitarbeitern). Die jüngste Schließung der Ring Bäckerei, von der mehrere Hundert Arbeitsplätze betroffen sind, ist hier nicht miteinberechnet.

Wie überleben Bäcker?

Die Bäcker-Innung warnt schon seit Längerem vor der drohenden Konkurrenz durch die Super­märkte und schlägt die Argumente der Händler, die sich hauptsächlich um die Schaffung weiterer Arbeitsplätze drehen, nieder: „Die 1.000 Arbeitsplätze, die Hofer damit (Anm. Backbox) schafft, kosten uns 3.000 Stellen”, sagt Innungsmeister Josef Schrott der APA.
KSV-Insolvenzexpertin Petra Wögerbauer sieht die einzige Überlebenschance der Bäcker, wenn sie sich spezialisieren, Nischenprodukte favorisieren und „durch die Belieferung von Lebensmittelhandelsketten eine hohe Auslastung” haben. Viele der Bäckereien haben keine andere Wahl und müssen sich wohl oder übel den Spielregeln der Supermärkte beugen und mit ihnen kooperieren.

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