Berger Schoko an der Ostsee
© Ecki Raff
Rösterei Fuchs Claudia Pirnke ist die Inhaberin der Rösterei Fuchs in Schwerin, der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Sie verkauft auch Feinkostprodukte aus Italien, Belgien und Österreich.
RETAIL Redaktion 19.10.2018

Berger Schoko an der Ostsee

In Schwerin verkauft ein Bistro österreichische Schokolade. Der Grund: „Die Deutschen machen keine gute.”

SCHWERIN. Claudia Pirnke, 49, blondes, kinnlanges Haar und dunkelblaue Bluse, tippt Bestellungen in den Computer. Ein Glas Weißwein, ein orientalischer Linsensalat, eine Buddha Bowl mit Quinoa, Süßkartoffeln und Avocado. „In einem guten Lokal steht die Chefin selbst hinter dem Tresen”, sagt sie. Jeder Tisch ist besetzt. Ein Freitagabend in der Rösterei Fuchs, in der Altstadt von Schwerin, der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Von hier fährt man mit dem Auto etwa eine Stunde bis zur Ostsee.

Junge Kellnerinnen in grauen Shirts wuseln zwischen den Tischen hindurch, balancieren Tabletts, schenken Prosecco nach. Männer und Frauen in sportlichen Daunenjacken, dicken Pullis und Wollschals prosten sich zu. Stammkunden zwischen 40 und 60. „Die Jungen kommen am Tag. Die trinken heiße Schokolade und Chai Latte – zu dritt”, sagt Pirnke. Vor 13 Jahren hat Pirnke ihren Job in der Verwaltung im Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern aufgegeben und mit einem Kaffeehaus neu angefangen. „Damals war Schwerin noch nicht bereit für Coffee To Go und Pastrami-Sandwiches”, sagt sie. Doch mit der Zeit ist aus dem Kaffee Am Markt 4 ein Bistro mit Shop geworden, in dem 16 verschiedene Kaffee-Sorten geröstet und verpackt, italienisches Olivenöl, Tartufi und belgische Schokolade verkauft werden. Und: Schokolade aus Österreich. „Die Deutschen machen einfach keine gute Schokolade.” Die Produkte von Berger sind für Pirnke nicht mehr wegzudenken, Fairtrade und Motto-Schokolade aus den Alpen verkauft sich in Schwerin trotz gehobener Preisklasse. „Viele kommen vor Weihnachten, weil die Schokoladen das ideale Geschenk sind.”
In ihrem Shop verkauft die gebürtige Schleswig-Holsteinerin nur Feinkostprodukte, die in der Rösterei Fuchs auch in der Küche verwendet werden. Auf die Speisekarte kommt nur, was beim Zubereiten die feinen Kaffeearomen in der Rösterei Fuchs nicht stört. Also keine Friteuse, „Pommes muss man woanders essen.”

Wohnzimmerwohlfühlfaktor

Pirnke hat den Job gefunden, in dem sie sich selbst verwirklichen kann und der ihr wirklich Spaß macht. „Das Lokal ist wie mein Wohnzimmer. Hier sollen sich die Gäste wohlfühlen.”

Dass der Name der Rösterei noch aus einer vorigen Ehe stammt und der Ex-Mann gleich um die Ecke, in der Schweriner Altstadt, ein eigenes Restaurant führt, stört sie heute weniger. „Fuchs hat sich nun mal etabliert.” Und dass sie selbst expandiert, schließt Pirnke nicht aus: „Wir wollen uns mit unserem Konzept vom Rest Schwerins abheben.” Eine Stadt, in der Backstuben und skandinavische Modeketten florieren und die jungen Unternehmer aber wegziehen. Nach Berlin. (dp)

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