••• Von Christian Novacek
Die Bierbranche fährt 2024 ein solides Geschäftsjahr ein: Der Ausstoß belief sich auf 10,09 Mio. hl (+1,1%). Allerdings: Die Kaufzurückhaltung der Österreicher bleibt aufrecht, das Plus resultiert aus dem Export. Demgemäß war der Bier-Inlandsabsatz (ohne AF-Biere) mit 8,2 Mio. hl um 0,5 Prozent rückläufig – was aber immer noch einem Pro-Kopf-Verbrauch von 103 l entspricht.
Karl Schwarz, Obmann des Verbandes der Brauereien Österreichs, gibt sich vorsichtig optimistisch: „Bier ist ein fester Bestandteil der Gesellschaft.” Daran würden Inflationsturbulenzen, steigende Kosten und tendenzieller Konsumverzicht wenig ändern – lediglich: „Beim zweiten oder dritten Bier in der Gastronomie sind die Konsumenten zurückhaltend.”
Dass man in einer allgemein schwierigen Wirtschaftslage höhere Kosten ungebremst an Handel und Konsumenten weiterreichen könne, stellt Schwarz in Abrede. Dafür sei schlicht der Konkurrenzdruck unter den Brauereien zu hoch. Und somit würde es immer einen geben, dem die Lust auf einen erhöhten Hektoliter-Output näher sei als die Preisgestaltung.
Grundlegend nimmt die Aktionspolitik des Lebensmitteleinzelhandels erheblichen Einfluss auf die Absatzentwicklung beim Bier. Etwa schnellte im Mai 2024 der Absatz um 30% aufgrund der verbreiteten Minus-25%-Aktionen in die Höhe – um sich dann (paradoxerweise) zur Fußball EM im Juni nicht nur nicht nach oben, sondern deutlich nach unten zu bewegen.
„Wir sind in vielen Bereichen nur Beifahrer”, resümiert Schwarz. Er bezieht sich damit nicht nur auf die Preisgestaltung (den hierzulande rückläufigen Markt könne man nicht mit höheren Preisen kompensieren), sondern auch auf politische Rahmenbedingungen (Biersteuer) oder die relative Machtlosigkeit angesichts des Wirtshaussterbens am Land.
Geselligkeitsgetränk?
Im Dorfwirtshaus gibt sich der Biertrinker gern gesellig – in der Szenegastronomie spielt Bier speziell unter Jugendlichen eine zunehmend untergeordnete Rolle. Weniger Alkoholkonsum wurde im Vorjahr nicht zuletzt durch die Vielzahl an heißen Sommertagen bedingt: „Hitze ist schlecht für das Braugeschäft”, so Schwarz.
Grundsätzlich zieht der Verband über das vergangene Jahr dennoch eine positive Bilanz, nicht zuletzt aufgrund des Exportzuwachses von neun Prozent. Den nachhaltigen Aufwind soll 2025 vor allem der Boom im Saison- und Städtetourismus herstellen: „150 Millionen Nächtigungen pro Jahr finden dann und wann eine bierige Begleitung”, gibt sich Brauereiverbandsgeschäftsführer Florian Berger zuversichtlich in Bezug auf den Absatztreiber Tourismus.
Weiteres Potenzial ortet der Verband bei alkoholfreiem Bier. Da hat der Konsum seit 2018 kontinuierlich zugenommen. 2024 wurden in Österreich 31 Mio. l alkoholfreies Bier für den Inlandsverbrauch gebraut, das entspricht rund 3,7% des gesamten Bierausstoßes (2023: 3,3%). Über alle Sorten hinweg sei alkoholfreies Bier derzeit „sicher das dynamischste Segment”, so Berger. In anderen Bier-affinen Ländern wie Tschechien oder Deutschland liege der entsprechende Wert allerdings schon bei sechs bis sieben Prozent, es gebe somit in Österreich noch Luft nach oben.
Pfanderhöhung war nötig
Zuversichtlich stimmt die Branche die Anfang Februar erfolgte Erhöhung des Pfands für Mehrweg-Glasflaschen von neun auf 20 ct. Dadurch dürfte sich die Rücklaufquote mittelfristig erhöhen, was nicht nur die Umwelt schone, sondern auch die Kosten für die Brauereien senke – sie müssen jene Flaschen nicht mehr nachkaufen, die aus dem Umlauf fliegen. Das Problem Pfandtourismus an der deutsch-österreichischen Grenze indes erkennt der Verband nicht – das sei medial überbewertet.