Billa testet „Vertical Farming" in Wien
© Billa / Harson
RETAIL Redaktion 03.08.2022

Billa testet „Vertical Farming" in Wien

Als erster Lebensmitteleinzelhändler in Österreich testet Billa das Konzept „Vertical Farming“ für die lokale Lebensmittelproduktion in urbanen Gebieten.

WIENER NEUDORF/WIEN. In Kooperation mit dem israelischen Agrartechnik-Unternehmen Vertical Field werden vor dem Billa Plus-Markt in der Wienerberg Straße 27 in Wien-Favoriten in einem Schiffscontainer Kräuter und Salate aus heimischen Setzlingen gezogen und geerntet. Die Pflanzen werden übereinander auf mehreren Ebenen angebaut und nach der Ernte direkt im Markt verkauft; in einem Container können im Monat ca. 2.000 bis 3.000 Einheiten produziert werden – das bedeutet, dass der Markt fast täglich mit frischen Kräutern und Salaten aus dem Container versorgt wird. Zum Start gibt es Petersilie, Basilikum, Koriander, Eichblattsalat sowie Lollo Salat – alle geernteten Produkte werden mit Erdpresswürfel verkauft, um eine längere Haltbarkeit zu gewährleisten.

„Vertical Farming ist eine zukunftsweisende Idee, um Lebensmittel so frisch wie möglich anbieten zu können. Bei Billa beschäftigen wir uns zunehmend mit alternativen Konzepten und Ideen, um nachhaltige Wege in der Lebensmittelproduktion zu unterstützen oder – wie in diesem Fall – selbst zu beschreiten. Vertical Farming bedeutet optimale Ernteerträge auf kleinster Fläche und nur wenige Meter bis ins Regal“, erklärt Billa-Vertriebsdirektor Eric Scharnitz, und ergänzt: „Das erhöht die Versorgungssicherheit und unsere Kundinnen und Kunden können sich auf lokale Sortimente freuen: über das ganze Jahr hinweg und im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor unserer Haustüre angebaut.“

Der Container in der Wienerberg Straße 27 startete Ende Juli seinen ersten Anbauzyklus. Durch eine Glasscheibe können interessierte Kunden Einblicke erlangen und den Pflanzen beim Wachsen zusehen. Die erste Ernte von Petersilie, Basilikum & Co. wird in der zweiten Augusthälfte anvisiert – ab da sind die frischen Kräuter und Salate auch im Billa Plus-Markt erhältlich. Die Errichtung eines zweiten Containers ist noch in diesem Jahr in der Umgebung von Wien geplant.

Landwirtschaft in der Senkrechten
Die Kooperation mit Vertical Field erlaubt es Billa, Gemüse und Obst im dichtbesiedelten, städtischen Raum auf nur wenigen Quadratmetern ganzjährig und antizyklisch anzubauen. Ermöglicht wird das durch eine 16-stündige Beleuchtung mit LED-Lampen, eine Klimasteuerung, die beständig für eine optimale Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Raum sorgen soll, sowie eine eigene Wasser- und Nährstoffversorgung für die Pflanzen. Die klimafreundlichen Effekte sind nach Angaben von Vertical Field durchaus beachtlich: 90 % weniger Wasserverbrauch, 50 % weniger CO2-Ausstoß und 30-mal weniger benötigte Fläche als beim Anbau auf dem Boden. Durch die geschützte Umgebung ist auch der Einsatz von Pestiziden nicht notwendig, und da direkt im Markt vor Ort verkauft wird, minimieren sich die Transportwege. Die bedarfsgenaue und an den jeweiligen Standort angepasste Bepflanzung und Ernte soll zudem für weniger Lebensmittelverschwendung im Markt sorgen.

„Ich glaube, wir alle müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir in Zukunft die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sicherstellen bei gleichzeitig immer geringeren Ernteerträgen aufgrund von Bodenversiegelung, Monokulturen, dem Einsatz von Chemikalien und den Folgen des Klimawandels. Die Erschließung neuer landwirtschaftlicher Flächen auf Kosten unseres Ökosystems und des Klimas kann hier nicht die Lösung sein, sehr wohl aber Vertical Farming – vor allem in urbanen Gebieten“, erklärt Ronen Redel, VP Business Development von Vertical Field, einem der führenden Unternehmen im Bereich Agricultural Technology, das verschiedene vertikale Lösungen für das städtische Ökosystem entwickelt. Weltweit wurden bereits diverse Projekte gemeinsam mit Lebensmittelhändlern, Restaurants und weiteren Institutionen umgesetzt. Vertical Field stellt dabei Infrastruktur, Know-how und ganzheitliche Betreuung vom Anbau bis zur Anlieferung zur Verfügung.

Bei Erfolg des Vertical Farming Pilotprojekts von Billa und Vertical Field sollen weitere Container vor ausgewählten Billa Plus-Märkten aufgebaut werden. (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL