Billa zieht sich aus Kiew zurück – ein Nachruf
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RETAIL Redaktion 16.10.2020

Billa zieht sich aus Kiew zurück – ein Nachruf

Vor 20 Jahren eröffnete der erste Billa in der Ukraine, nun werden die Standorte verkauft. Ein letzter Einkauf vor Ort.

••• Von Daniela Prugger

Mit gelben Ballons, Jubiläumsplakaten und zahlreichen Sonderaktionen feiert die Supermarktkette Billa ihren 20. Jahrestag in der Ukraine. Es wird der letzte runde Geburtstag sein, den das Unternehmen hier erleben wird. Denn vor Kurzem teilte Rewe International mit, sie werde die Standorte an die Supermarkt-Kette LLC Novus, die zu Consul Trade House UAB gehört, verkaufen.

Zwar ist die Präsenz von Billa in der Ukraine mit rund 1.300 Mitarbeitern und 35 Standorten im Großraum der Hauptstadt Kiew vergleichsweise gering. Doch an den touristischen Knotenpunkten und in den hippen Gegenden der Stadt, am Unabhängigkeitsplatz Maidan etwa oder im historischen Stadtteil Podil, entkommt man dem rot-gelben Logo nicht. Noch nicht. Denn künftig werden die Outlets in der Ukraine auf LLC Novus umgeflaggt. Über die Details des Kaufvertrags wurde Stillschweigen vereinbart.

Ein letzter Einkauf

Freitagabends wird der Billa am Maidan von Gruppen Jugendlicher aufgesucht, die sich an den Regalen mit hochprozentigem Alkohol, lokalem und internationalen Bier sowie einer weltweiten Auswahl an Weinen drängen. Snacks wie Chips oder Kekse befinden sich eine Reihe weiter, die Billa- und clever-Eigenmarken stechen prominent zwischen Brands wie Lays und Oreos hervor. Eine ältere Dame öffnet die hohen Glasvitrinen, hinter denen die Fleisch- und Wurstprodukte hängen. Gleich daneben reihen sich Meeresfrüchte und Lachs, Dosenkaviar und eines der ukrainischen Nationalgerichte: Wareniki, Teigtaschen, die wahlweise mit Kirschen, Fleisch oder Gemüse gefüllt werden.

Spätestens seitdem Einkaufen zu einer der interessantesten und abwechslungsreichsten Aktivitäten des Tages wurde, hat sich der Gang zum Supermarkt verändert. Das Betreten mit Mundschutz kennen die Kiewer Konsumenten bereits seit April. Die Kassierer sitzen seit Monaten hinter einer Plastikscheibe, und am Eingang mancher Supermärkte wird sogar die Körpertemperatur gemessen.

Großes Frischeangebot

Während der vergangenen Monate haben es manche Supermärkte mit den Vorsichtsmaßnahmen so weit getrieben, dass selbst der einzelne Apfel in Klarsichtfolie abgepackt und griffbereit an der Obsttheke auf die prüfenden Hände der Konsumenten wartete. Nicht bei Billa. Hier wird nur bei den Backwaren auf zusätzliches Verpackungsmaterial gesetzt.

Daneben erstrecken sich die Theken des Frischesortiments über einen beachtlichen Teil der Filiale: Frisches Hendl, Fisch, Käse und sogar heiße Pizza gibt es hier. Auf einer Kartonage werden einzelne Hühnereier von clever präsentiert – ein Stück kostet umgerechnet drei Eurocents.

Fokus auf andere Länder

Rewe International betont, man lege den Fokus der internationalen Aktivitäten im Vollsortiment CEE mit den Marken Billa und Iki künftig weiter auf das Geschäft in Bulgarien, Litauen, der Slowakei, Tschechien und Russland.

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