••• Von Christian Novacek
Billa hat die angekündigte neue Unternehmensstrategie umgesetzt. Die Filialen in der Dreherstraße im 11. Wiener Bezirk und das Geschäft in Maria Enzersdorf/NÖ haben mit alten Billa-Läden, wie man sie gewohnt war, nur noch bedingt zu tun. „Es ging bei der Entwicklung der PoS-Ausrichtung nicht darum, ein weiteres Marktprinzip zu schaffen, sondern einen großen Schritt weiter zu gehen”, umreißt Billa-Vorstand Josef Siess die Dimension der Innovation.
Und so schaut’s aus: Der erste Eindruck ist einer von Weite und Geräumigkeit, fast, als wäre ein französischer Jumbo-Markt auf eine 1.000 m2 große Billa-Fläche zusammengeschrumpft. Der Markt wirkt riesig, ist es aber nicht ganz – er hat lediglich die auf vorhandener Fläche maximal mögliche Kundenfreundlichkeit ebenso maximal umgesetzt.
Die Küche im Markt
Dabei kam es zu einigen Brüchen mit dem bisherigen Verständnis von Supermärkten. Während bis dato im LEH gern Marktplatzatmosphäre simuliert wurde, hat Billa nun (vielleicht abgesehen von der Obst & Gemüse-Abteilung) den Markt rausgesperrt – und die Küche geöffnet. „Wir haben uns im Design stark an der typischen Landhausküche orientiert”, sagt Robert Nagele. Vorstandskollege Siess ergänzt: „Künftige Filial-konzepte müssen sich vom etablierten Verständnis lösen und sich dort zeigen, wo der Kunde im Alltag ist, wo er entspannt, wo er sich zu Hause fühlt. Unser Filialkonzept ist daher ein komplett neues Verständnis von PoS – eine Ausrichtung, die in ganz Österreich so nicht existiert.”
Im neuen PoS-Konzept ist ein neues Frischeverständnis inkludiert. Naturgemäß hat das eine andere, fast gegenteilige, Ausrichtung wie beim Diskonter. Billa will weniger Ausverkauftsituationen bei bester Frische. Erstmalig im Frische-bereich ist die Fleischtheke – sie soll mittelfristig für 250 Filialen ein Standardtool werden.
Das Packerl beim Billa
Neben der augenfälligen Aufgeräumtheit punktet das Billa-Geschäft der Zukunft im Rundumservice, speziell dem Paketservice. Mit DHL und anderen Dienstleitern als Partner funktioniert der Lebensmittelhändler als Poststation mit gnädigen Öffnungszeiten. Bereits heute wird das in 430 Outlets genützt – in unterschiedlicher Bandbreite: „Wir haben Filialen mit 150 bis 200 Paketen pro Woche”, sagt Nagele, „aber auch solche mit Null bis eins.” Im 1. Quartal 2017 wird das Service auf 700 Standorte ausgebaut.