„Der Bericht ist ein schlechter Scherz”
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Nebelgranate „Man erlaubt den Handelskonzernen, sich hinter Misch­daten zu verstecken, während sie sich auf dem Rücken der Konsumenten und Landwirte bereichern”: Sebastian Bohrn Mena ist irritiert.
RETAIL Redaktion 14.07.2023

„Der Bericht ist ein schlechter Scherz”

oekoreich-Initiator Sebastian Bohrn Mena übt Kritik am AMA-Bericht zu den Preisen im Lebensmittelhandel.

WIEN. Vergangene Woche veröffentlichte die AMA erstmals den von der Regierung initiierten Bericht zur Preistransparenz im LEH. Von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig im Ministerrat vorgestellt, soll der fortan monatlich aktualisierte Bericht anhand von 22 Produkten zeigen, „zu welchen Einkaufspreisen der Lebensmittelhandel einkauft und ob sinkende Einkaufspreise auch tatsächlich bei den Endkunden ankommen”.

Die Resonanz fiel wenig wohlwollend aus: Während der ORF „Transparenz mit Lücken” ortete – so fehlen aus Datenschutzgründen einige Daten – sprach oekoreich-Initiator Sebastian Bohrn Mena gar von einer „großen Enttäuschung”; er ortet „obskure Mischkalkulationen”.

Zweifel an der Aussagekraft

„Aus den vorliegenden Informationen können weder die Einkaufspreise wirklich nachvollzogen, noch eine Relation zum Verkaufspreis gezogen werden”, meint Bohrn Mena. So bestünden die „vom Handel vorgelegten ‚Einkaufspreise' in Wahrheit aus einer schwer nachvollziehbaren Mischung von konventioneller Ware aus dem Ausland und Bio-Ware aus Österreich. Die Preise besitzen de facto keine Aussagekraft mehr und wirken als Blendgranaten”.

Daten liefern „verzerrtes Bild”

„Die Milch von gequälten Turbo-Kühen aus Ostdeutschland ist natürlich im Einkauf viel billiger als die biologische Heumilch aus Oberösterreich. Die konventionellen Importwaren verschleudert der Handel teils zum Spottpreis, auf Qualitätsprodukte werden mitunter horrende Margen aufgeschlagen. So verzerren die milliardenschweren Konzerne die Preise und genau das muss endlich einmal offengelegt werden”, fordert Bohrn Mena. Der Bericht, so seine Conclusio, sei „ein schlechter Scherz” – wirkliche Transparenz hieße, „dass auf Basis konkreter Produkte und vergleichbarer Größen die Einkaufspreise offengelegt werden”. (red)

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